Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
hat wieder geröhrt wie wild.«
»Ah.«
»Meine Schwester hat ein paar Zeitungsausschnitte aus Cork geschickt.«
»Mmm. Und wie geht es Mary Ellen?«
»Oh, gut. Und Drew und den Kindern ebenfalls.« Murphy fuhr mit der Hand in die Jackentasche, runzelte die Stirn, klopfte an der anderen Tasche herum. »Ah, da sind sie ja.« Er zog zwei zusammengefaltete Zeitungsartikel hervor. »Der Dubliner Triumph einer Künstlerin aus Clare«, las er vor. »Am Samstag abend hat Margaret Mary Concannon mit einer Ausstellung ihrer Werke in der Worldwide Gallery, Dublin, auf die Kunstwelt großen Eindruck gemacht.«
»Laß mich sehen.« Maggie riß ihm das Blatt aus der Hand. »Miss Concannon, einer Glasbläserin, wurden Lob und Glückwünsche für ihre verwegenen und komplexen Skulpturen und Zeichnungen zuteil. Die Künstlerin selbst ist eine zarte – zarte, ha!« brachte Maggie ihre Meinung ein.
»Gib ihn mir zurück.« Murphy nahm ihr den Artikel wieder ab und fuhr mit seiner lauten Lektüre fort. »›Eine zarte
junge Frau von außergewöhnlicher Schönheit und überdurchschnittlichem Talent.‹ Ha«, meinte Murphy und sah sie schnaubend an. »›Der Verfasser dieses Artikels war von dem grünäugigen Rotschopf mit der elfenbeinernen Haut und dem beachtlichen Charme ebenso fasziniert wie von der ausgestellten Kunst. Worldwide, eine der führenden Galerien der Welt, kann sich glücklich preisen, daß ihr die Übernahme von Miss Concannons Arbeiten gelungen ist.‹«
»›Ich glaube, daß sie erst am Anfang ihres künstlerischen Schaffens steht‹, meinte Rogan Sweeney, der Worldwide-Präsident. ›Daß gerade uns die Aufgabe zufällt, Miss Concannons Werk einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, betrachten wir als Privileg.‹«
»Das hat er gesagt?« Abermals streckte sie die Hand nach der Zeitung aus, doch Murphy hielt sie so, daß sie sie nicht zu fassen bekam.
»Allerdings. Hier steht es, schwarz auf weiß. Und jetzt laß mich zu Ende lesen. Die Leute wollen schließlich wissen, was über dich in der Zeitung geschrieben wird.«
Und tatsächlich lauschten alle wie gebannt, während Murphy die Kritik zu Ende las.
»›Einige von der Künstlerin und Mr. Sweeney persönlich ausgewählten Stücke werden von nun an dauerhaft in Dublin zu sehen sein, und diverse andere Werke der Künstlerin werden im kommenden Jahr in den anderen Worldwide-Galerien ausgestellt.‹« Mit einem zufriedenen Grinsen legte Murphy das Blatt auf die Theke, so daß auch Tim es sah.
»Es sind sogar Bilder dabei«, sagte er und nahm sich den zweiten Artikel vor. »Von Maggie mit der Elfenbeinhaut und irgendeinem eleganten Teil aus Glas. Und, hast du nichts dazu zu sagen, Maggie-Schatz?«
Sie stieß einen langen Seufzer aus und zupfte verlegen an ihrem Haar herum. »Ich schätze, am besten lade ich erst mal all meine Freunde zu etwas zu trinken ein.
»Du bist so ruhig, Maggie Mae.«
Maggie lächelte, als sie den Spitznamen vernahm, mit dem sie manchmal von ihrem Vater gerufen worden war. Mehr als zufrieden saß sie in Murphys LKW, dessen Motor wie die Motoren all seiner Maschinen wie eine Katze wohlig zu schnurren schien. Ihr Fahrrad hatten sie sicher auf der Ladefläche verstaut.
»Ich glaube, ich bin ein bißchen betrunken, Murphy.« Sie räkelte sich und stieß einen behaglichen Seufzer aus. »Aber es ist ein sehr schönes Gefühl.«
»Nun, das hast du dir auch verdient.« Sie war mehr als nur ein bißchen betrunken, weshalb er auch ihr Fahrrad auf den LKW geworfen hatte, ehe es ihr in den Sinn gekommen war, mit ihm herumzustreiten, weil sie lieber alleine zurück nach Hause fuhr. »Wir sind alle stolz auf dich, und ich werde die Flasche, die du mir mal gemacht hast, mit größerem Respekt behandeln als bisher.«
»Ich habe dir schon tausendmal gesagt, daß es eine Vase und keine Flasche ist. Sie ist dazu da, daß man sie mit hübschen Zweigen oder Wildblumen schmückt.«
Weshalb irgend jemand Zweige, ob hübsch oder nicht, ins Haus schleppen sollte, war ihm schleierhaft. »Dann fährst du also wieder nach Dublin zurück?«
»Keine Ahnung – aber in nächster Zeit wohl kaum. Ich kann dort nicht arbeiten, und genau das ist es, was ich im Augenblick will.« Mit gerunzelter Stirn blickte sie auf einen im Mondlicht silbern schimmernden Ginsterstrauch. »Weißt du, er hat mir nie das Gefühl gegeben, als sähe er die Ausstellung meiner Werke als besonderes Privileg.«
»Was?«
»O nein, er hat immer so getan, als genösse ich
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