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Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Töchter des Feuers: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Feuers: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ein Privileg, weil er sich überhaupt die Mühe macht, meine Sachen anzusehen. Der große, mächtige Sweeney, der der armen, am Hungertuch nagenden Künstlerin die Chance zu Ruhm und Reichtum
gibt. Nun, habe ich es je auf Ruhm und Reichtum abgesehen, Murphy? Ich frage dich, habe ich ihn je darum gebeten, etwas für mich zu tun?«
    Er kannte diesen kämpferischen, defensiven Ton, so daß er bei seiner Antwort Vorsicht walten ließ. »Das weiß ich nicht, Maggie. Aber willst du es denn nicht?«
    »Natürlich will ich es. Denkst du etwa, daß ich vollkommen ab von allem Weltlichen bin? Aber darum gebeten habe ich ihn nicht. Ich habe ihn nie auch nur um die kleinste Kleinigkeit gebeten, außer, daß er mich in Ruhe läßt. Und, hat er das? Ha!« Sie kreuzte die Arme vor der Brust. »Statt mich in Ruhe zu lassen, hat er mich in Versuchung geführt, und der Teufel persönlich hätte es wohl kaum schlauer angestellt. Und jetzt hat er mich in der Tasche, weißt du, und es gibt kein Zurück.«
    Murphy spitzte die Lippen und lenkte den LKW neben ihrem Gartentor an den Straßenrand. »Willst du denn noch mal zurück?«
    »Nein. Aber genau das ist es ja, was mich so stört. Ich will genau das, von dem er behauptet, daß es möglich ist, und ich will es so sehr, daß mir allein der Gedanke daran das Herz brechen läßt. Aber eigentlich will ich nicht, daß irgend etwas in meinem Leben anders wird. Ich will, daß man mich in Ruhe arbeiten und nachdenken und leben läßt. Und ich weiß einfach nicht, wie ich diese beiden Dinge miteinander verbinden soll.«
    »Du schaffst es bestimmt, Maggie. Schließlich bist du viel zu stur, als daß du dich mit weniger zufriedengibst.«
    Sie lachte, sah ihn an und gab ihm einen rührseligen Kuß. »Ich liebe dich, Murphy. Warum kommst du nicht mit mir aufs Feld und tanzt mit mir im Mondschein herum?«
    Grinsend zerzauste er ihr das Haar. »Ich denke, es ist das beste, wenn ich dein Fahrrad in den Schuppen stelle und dafür sorge, daß du in die Falle kommst.«
    »Das kann ich auch allein.« Sie kletterte von ihrem Sitz,
aber er war schneller als sie, nahm ihr Rad von der Ladefläche und stellte es auf der Straße ab. »Danke, daß Sie mich nach Hause gebracht haben, Mr. Muldoon.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Miss Concannon. Und jetzt gehen Sie auf der Stelle ins Bett.«
    Sie schob ihr Rad durch das Tor, als er zu singen begann, und auf dem Weg zum Haus blieb sie stehen und lauschte seinem kraftvollen, süßen Tenor, der sich leise in die Nachtluft erhob, ehe er verklang.
    »Alone all alone by the wave wash strand, all alone in a crowded hall. The hall it is gay, and the waves they are grand, but my heart is not here at all.«
    Lächelnd beendete sie das Lied: »It flies far away, by night and by day, to the times and the joys that are gone.«
    »Slievenamon«, »die Frau vom Berg«, war ein altes Lied. Nun, sie stand nicht auf einem Berg, und dennoch verstand sie die in der Ballade besungene, schmerzliche Einsamkeit. Wie in der im Lied erwähnten Halle hatte auch im Ballsaal der Worldwide-Galerie in Dublin fröhliches Treiben geherrscht, und wie im Lied hatte sie sich nicht dazugehörig, sondern alleine gefühlt. Elendiglich allein.
    Sie schob ihr Rad ums Haus herum, doch statt durch die Hintertür hineinzugehen, wandte sie sich den Feldern zu. Es stimmte, ihr war schwindlig und sie schwankte, aber es wäre eine Schande, verbrächte sie eine so herrliche Nacht ganz allein im Bett.
    Und ob betrunken oder nüchtern, ob bei Tag oder bei Nacht, auf den Feldern, die ihr einst gehört hatten, fand sie sich immer zurecht.
    Sie hörte den Schrei einer Eule und das Rascheln eines Tieres, das im hohen Gras zu jagen oder gejagt zu werden schien. Über ihr setzte der volle Mond in einem Meer von Sternen ein schimmerndes Fanal. Um sie herum flüsterte die Nacht, und zu ihrer Linken gluckste wie zur Antwort ein kleiner Bach.
    Dies alles war Teil dessen, was sie wollte. Die herrliche Einsamkeit inmitten wogender grüner Felder, denen das Licht von Mond und Sternen einen silbrigen Schimmer verlieh, das heimelige Gefühl, das sie mit dem schwachen Schimmer der Lampe in Murphys Küche verband, waren ebenso wichtig für sie wie die Luft zum Atmen.
    Sie erinnerte sich daran, wie sie, ihre kleine Kinderhand fest in die große, warme Hand ihres Vaters gepreßt, über die Felder gewandert war. Er hatte nicht vom Säen, Pflügen oder Ernten, sondern von Träumen erzählt. Immer nur hatte er von seinen Träumen

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