Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
ihrer Großmutter war Anne das Abbild der eleganten Gastgeberin, und der von dem guten Essen und der noch besseren Gesellschaft angeregte Dennis strahlte seine Tochter an. Patricia wirkte lieblich und ebenso zart wie die pastellenen, rosa- und cremefarbenen Perlen, die sie trug.
Ihr gegenüber nippte Rogan an seinem Wein und kämpfte vergeblich gegen das Abdriften seiner Gedanken nach Westen, zu Maggie, an.
»Es geht doch nichts über eine ruhige Mahlzeit im Kreis der Familie.« Anne pickte an ihrer winzigen Portion Fasan herum. Ein Blick auf die Waage hatte ihr eine Gewichtszunahme von zwei Pfund vor Augen geführt, was sich unmöglich dulden ließ. »Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht, weil außer dir niemand eingeladen ist, Rogan.«
»Natürlich nicht. Leider ist mir das Vergnügen, einen ruhigen Abend mit Freunden verbringen zu können, in letzter Zeit nur noch sehr selten vergönnt.«
»Genau das habe ich schon zu Dennis gesagt«, fuhr Anne eifrig fort. »Wir haben dich während der letzten Monate kaum noch gesehen. Du arbeitest einfach zuviel.«
»Ein Mann kann wohl kaum zuviel arbeiten, wenn er seine Arbeit liebt«, warf Dennis ein.
»Ah, du und deine männliche Arbeitsmoral.« Anne lachte leise auf, doch am liebsten hätte sie ihrem Mann unter dem
Tisch einen Tritt versetzt. »Durch allzu viele Geschäfte wird ein Mann nur angespannt. Vor allem, wenn ihm keine Frau zur Seite steht, die seinen Streß lindern kann.«
Patricia wußte, worum es ihrer Mutter ging, und so fing sie eilig von etwas anderem an. »Mit der Ausstellung von Miss Concannons Arbeiten hast du einen wunderbaren Erfolg erzielt, Rogan. Und wie man mir erzählte, erfreuen sich auch die indianischen Artefakte beim Publikum großer Beliebtheit.«
»Das stimmt. Die amerikanischen Kunstwerke werden ab nächste Woche in der Galerie in Cork ausgestellt, und Maggies – Miss Concannons – Sachen gehen in Kürze nach Paris. Sie hat in diesem Monat schon wieder erstaunliche Dinge hergestellt.«
»Ein paar davon habe ich gesehen. Joseph scheint ganz begeistert von der Kugel zu sein. Die, in deren Innerem all die Farben und Formen zu sehen sind. Ein wirklich faszinierendes Stück.« Das Dessert wurde serviert, und Patricia faltete die Hände im Schoß. »Ich frage mich, wie sie es gemacht hat.«
»Ich war zufällig dabei.« Die Hitze, die blutenden Farben, die knisternden Funken hatten sich unauslöschlich in seine Erinnerung eingebrannt. »Und trotzdem kann ich es dir nicht erklären.«
Anne sah seinen verklärten Blick, und sofort schaltete sie sich wieder ein. »Wenn man zuviel über die Vorgehensweise eines Künstlers weiß, empfindet man bei der Betrachtung unweigerlich ein geringeres Vergnügen, findest du nicht? Außerdem bin ich sicher, daß die Arbeit für Miss Concannon die reine Routine ist. Patricia, du hast uns noch gar nichts von deinem kleinen Projekt erzählt. Wie kommst du mit der Tagesstätte voran?«
»Sehr gut, vielen Dank.«
»Wenn ich mir vorstelle, daß unsere kleine Patricia eine Kindertagesstätte gründen will…« Anne setzte ein nachsichtiges Lächeln auf, und Rogan senkte schuldbewußt den Blick.
Schon seit Wochen hatte er Patricia nicht mehr nach ihrem Vorhaben gefragt.
»Dann hast du also passende Räumlichkeiten gefunden?« fragte er.
»Ja, nicht weit vom Mountjoy Square entfernt. Natürlich sind ein paar Renovierungsarbeiten erforderlich, aber ich habe bereits einen Architekten engagiert. Sowohl das Haus als auch das Grundstück sind bestens geeignet. Ich hoffe, daß es bis zum nächsten Frühjahr fertig wird.«
Sie sah bereits all die Babys und Kleinkinder vor sich, die sie betreuen würde, damit den Müttern die Möglichkeit, arbeiten zu gehen, gegeben war. Und die älteren Kinder kämen nach der Schule, bis der Arbeitstag ihrer Mütter beendet war. Auf diese Weise würde vielleicht ein Teil des Schmerzes und der Leere in ihrem Inneren verbannt, dachte sie. Sie und Robert hatten keine Kinder gehabt. Sie waren sich sicher gewesen, daß es dazu noch ausreichend Gelegenheit gäbe. Zum Teufel mit der Sicherheit.
»Ich bin überzeugt, daß Rogan dir bezüglich des geschäftlichen Teils deines Vorhabens gerne behilflich ist«, sagte Anne. »Schließlich hast du keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet.«
»Sie ist doch wohl meine Tochter, oder nicht?« mischte sich Dennis augenzwinkernd ein. »Also kommt sie mit diesen Dingen sicher hervorragend zurecht.«
»Bestimmt.« Wieder hätte Anne ihrem Gatten am
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