Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
ich dir zur Verfügung, seit du denken kannst. Ich komme ab und zu vorbei, leiste dir Gesellschaft, wann immer dir gerade danach ist. Die arme Patricia, die so wenig weiß, was sie mit sich anfangen soll, daß sie, nur um sich zu beschäftigen, von irgendwelchen lächerlichen kleinen Projekten träumt. Die junge Witwe, die sich mit ein paar liebevollen Tätschlern und einem nachsichtigen Lächeln zufriedengibt.«
»Das ist nicht wahr. So sehe ich dich nicht.«
»Ich weiß nicht, wie du mich siehst.« Ihre Stimme wurde lauter und brach, was ihrer beider Verlegenheit noch steigerte.
»Ich weiß noch nicht einmal, wie ich dich sehe, was du für mich bist. Ich weiß nur, daß ich möchte, daß du gehst, ehe wir Dinge sagen, durch die die Situation noch peinlicher wird.«
»Ich kann unmöglich jetzt gehen. Bitte komm mit rein und setz dich. Laß uns miteinander reden.«
Nein, dachte sie, dann bräche sie in Tränen aus, und ihre Demütigung wäre komplett. »Ich meine es ernst, Rogan«, stieß sie mit tonloser Stimme hervor. »Ich möchte, daß du jetzt gehst. Es gibt für uns beide nichts zu sagen außer gute Nacht. Ich denke, du findest alleine hinaus.« Mit diesen Worten fegte sie an ihm vorbei ins Haus.
Zur Hölle mit den Frauen, dachte Rogan, als er am nächsten Nachmittag die Galerie betrat. Zur Hölle mit ihnen für ihr unfehlbares Talent, einem Mann das Gefühl zu geben, schuldig, voll unerfüllter Bedürfnisse und obendrein ein vollkommener Idiot zu sein.
Er hatte eine Freundin verloren, die ihm sehr teuer war. Hatte sie verloren, dachte er, weil er ihren Gefühlen gegenüber blind gewesen war. Gefühlen, die, wie er sich mit wachsender Verärgerung erinnerte, von Maggie innerhalb von einer Minute gesehen und verstanden worden waren, obgleich sie der anderen Frau nie zuvor begegnet war.
Wütend auf sich selbst stapfte er die Treppe hinauf. Warum nur wußte er einfach nicht, welches der richtige Umgang mit zwei Frauen, die ihm soviel bedeuteten, war?
Er hatte Patricia das Herz gebrochen, aus reiner Achtlosigkeit. Und Maggie, zur Hölle mit ihr, hatte die Macht, mit ihm dasselbe zu tun.
Verliebten sich Menschen eigentlich nie in jemanden, der diese Liebe bereitwillig erwiderte?
Nun, auf jeden Fall würde er kein solcher Trottel sein, Maggie seine Gefühle vor die Füße zu legen, damit sie sie zertrat. O nein. Schließlich hatte er selbst gerade erst, wenn auch unabsichtlich,
bei jemand anderem dasselbe getan. Er käme auch weiterhin sehr gut alleine zurecht, vielen Dank.
Er betrat die erste Nische und runzelte die Stirn. Sie hatten noch ein paar ihrer Arbeiten aufgebaut, auch wenn es nur ein Bruchteil dessen war, was in den nächsten zwölf Monaten in den anderen Galerien gezeigt werden sollte. Die Kugel, die sie vor seinen Augen geschaffen hatte, stand schimmernd da und schien alle Träume zu enthalten, von denen sie gesprochen hatte, Träume, von denen er nun, da er in die Tiefe der Kugel sah, regelrecht verspottet zu werden schien.
Um so besser, daß sie, als er sie gestern abend hatte anrufen wollen, nicht an den Apparat gegangen war. Vielleicht hatte er sie nur gebraucht, weil er wegen Patricia von geradezu überwältigenden Schuldgefühlen geplagt worden war. Er hatte ihre Stimme hören wollen, um sich besser zu fühlen, doch statt dessen hatte er, da sie nicht bereit gewesen war, das Band zu besprechen, nur seine eigene schneidende, klare Stimme auf ihrem Anrufbeantworter gehört.
Statt eines ruhigen, vielleicht sogar intimen nächtlichen Grußes hatte er ihr eine knappe Nachricht hinterlassen, die Maggie sicher ebenso verärgert hatte wie ihn selbst.
Gott, er wollte sie.
»Ah, genau der Mann, den ich gesucht habe.« Gut gelaunt kam Joseph hereinspaziert. »Ich habe Carlotta verkauft.« Josephs selbstzufriedenes Gesicht wich einem neugierigen Blick, als er Rogans Miene sah. »Oh, haben Sie einen schlechten Tag?«
»Ich habe schon bessere gesehen. Carlotta , sagen Sie? An wen?«
»An eine amerikanische Touristin, die heute morgen hier hereingestolpert kam. Sie war vollkommen hingerissen, als sie Carlotta sah. Wir schicken sie – das heißt, das Gemälde – nach Tucson oder so.«
Joseph setzte sich auf den Rand des Kanapees und zündete
sich eine Freudenzigarette an. »Die Amerikanerin meinte, sie wäre eine große Bewunderin von primitiven Nackten jeder Art, und unsere Carlotta ist bestimmt primitiv. Ich selbst finde nackte Figuren ja ebenfalls durchaus nett, aber Carlotta war
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