Töchter des Feuers: Roman (German Edition)
doch einfach einen oder zwei Tage frei.«
»Im Augenblick geht es nicht. Aber in ein paar Wochen klappt es vielleicht.«
»Nun, das ist ja keine Ewigkeit.« Auch wenn es ihr wie eine Ewigkeit erschien. »Bis dahin können wir alles erledigen, was zu erledigen ist, und dann…«
»Und dann.« Er beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen letzten Kuß. »Denk an mich, Margaret Mary.«
»Das tu ich.«
Sie sah ihm nach, wie er die Aktentasche zum Auto trug, den Motor anließ und rückwärts auf die Straße fuhr, und noch lange, nachdem das Geräusch des Wagens verklungen, nachdem der Regen abgezogen und die Sonne am Himmel erschienen war, stand sie reglos hinter ihrem Gartentor.
13. Kapitel
Maggie ging durch das leere Wohnzimmer, blickte aus dem Fenster und kehrte in den Flur zurück. Dies war das fünfte Haus, das sie innerhalb einer Woche besichtigte, das einzige, das zu diesem Zeitpunkt nicht mehr von den hoffnungsvollen Anbietern mit Beschlag belegt war, und das letzte, das auf ihrer Liste stand.
Es lag in einem Außenbezirk von Ennis, etwas weiter entfernt, als es vielleicht Briannas Vorstellungen entsprach – und für Maggies Geschmack zu nah. Es war ein neuer, kleiner, eingeschossiger Bau in Würfelform.
Zwei Schlafzimmer, überlegte Maggie. Ein Bad, eine Küche mit einer Eßecke, ein Wohnzimmer mit viel Licht und einem ordentlich gemauerten Kamin.
Die Hände in die Hüften gestemmt, warf sie einen letzten Blick auf den Raum. »Das ist es.«
»Es hat bestimmt die richtige Größe für sie.« Brianna nagte an ihrer Unterlippe und sah sich in dem leeren Zimmer um. »Aber sollten wir nicht etwas suchen, das näher an ihrem alten Zuhause ist?«
»Warum? Sie hat ihr Zuhause doch sowieso immer gehaßt.«
»Aber …«
»Und außerdem hat sie es von hier aus nicht so weit, wenn sie einkaufen, in die Apotheke oder tatsächlich einmal essen gehen will.«
»Sie geht nie aus.«
»Dann ist es an der Zeit, daß sie es endlich tut. Und da sie
dich nicht mehr rumkommandieren können wird, muß sie es wohl tun, meinst du nicht?«
»Ich lasse mich nicht rumkommandieren.« Mit steifen Schritten trat Brianna ans Fenster und blickte hinaus. »Und davon abgesehen denke ich, daß sie sich sowieso weigern wird umzuziehen.«
»Das wird sie nicht.« Nicht, dachte Maggie, solange ich die Axt über ihren Kopf schwingen kann. »Wenn du mal für einen Augenblick die Schuldgefühle ablegen könntest, in denen du dich so gern zu sehen scheinst, dann würdest du sehen, daß es für alle Beteiligten das beste ist. In ihrem eigenen Haus wird sie glücklicher sein – so glücklich, wie es einer Frau mit ihrem Wesen möglich ist. Wenn es dein Gewissen beruhigt, gib ihr doch einfach alles mit, was sie haben will, oder ich gebe ihr das Geld, damit sie neue Sachen kaufen kann. Was ihr bestimmt lieber ist.«
»Maggie, dieses Haus hat nicht den geringsten Charme.«
»Genau wie unsere Mutter.« Ehe Brianna etwas erwidern konnte, trat Maggie neben sie und nahm sie in den Arm. »Du kannst ihr einen Garten anlegen, direkt hier draußen vor der Tür. Und wir werden die Wände streichen oder tapezieren lassen und alles tun, was sonst noch nötig ist.«
»Man könnte es ganz hübsch machen.«
»Genau. Und dafür ist niemand besser geeignet als du. Nimm einfach soviel Geld, wie erforderlich ist, bis ihr beide zufrieden seid.«
»Es ist nicht fair, daß du sämtliche Kosten übernimmst.«
»Fairer als du vielleicht denkst.« Es war an der Zeit, daß sie mit Brianna über ihre Mutter sprach. »Wußtest du, daß sie früher einmal gesungen hat? Daß sie eine professionelle Sängerin war?«
»Mutter?« Der Gedanke kam Brianna derart abwegig vor, daß sie zu lachen begann. »Wer hat dir denn diesen Floh ins Ohr gesetzt?«
»Es ist wahr. Ich habe es zufällig erfahren und habe es überprüft.« Während sie sprach, zog Maggie die vergilbten Zeitungsausschnitte hervor. »Lies selbst, es gab sogar ein paar Artikel über sie.«
Sprachlos überflog Brianna die Seiten und starrte die verblichenen Fotos an. »Sie hat in Dublin gesungen«, murmelte sie. »Sie hat davon gelebt. ›Eine Stimme so klar und süß wie österliches Glockengeläut‹, steht da. Aber wie kann das sein? Weder sie noch Dad hat je etwas davon erzählt.«
»Ich habe in den letzten Tagen ziemlich viel darüber nachgedacht.« Maggie wandte sich ab und sah zum Fenster hinaus. »Sie hat etwas verloren, das ihr wichtig war, und etwas bekommen, das sie nicht wollte. Und die
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