Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
deinem Plan läuft! Ich soll meine Träume aufgeben, und du selbst opferst nichts!«
»Ich habe nicht gesagt, dass ich – « Ich fange an, zu protestieren, aber sie ist bereits die Treppe hinaufgestampft und vermutlich auf dem Weg zu Elena. Ich setze mich auf die unterste Stufe und vergrabe das Gesicht in den Händen.
Dann höre ich das Rascheln von Röcken hinter mir. »Entschuldigung«, sagt Elena und zwängt sich an mir vorbei. »Hatten Sie einen Streit mit Maura? Sie wirft in ihrem Zimmer mit Sachen umher.«
Ich hebe den Kopf. Elena arrangiert meine Rosen neu.
»Warum können Sie sich nicht einfach aus unseren Angelegenheiten raushalten?«, knurre ich und stolziere zur Küche. »Wir brauchen Sie nicht. Es ging uns wunderbar, bevor Sie hier aufgetaucht sind!«
Mrs Corbett kommt als Erste von unseren Gästen an. Nachdem Lily ihr den Mantel abgenommen hat, führe ich sie ins Wohnzimmer, wo ihr massiger Körper in das cremefarbene Sofa einsinkt. Ich hole ihr eine Tasse Tee und ein paar von Tess’ Zitronen-Mohn-Küchlein.
»Und, wie macht sich unsere liebe Elena?«, fragt Mrs Corbett. »Ich hoffe, sie fühlt sich wohl bei Ihnen?«
»Oh, sie hat sich unentbehrlich gemacht. Ohne sie hätten wir nichts hiervon geschafft.« Und das ist wahr. Elena hat unsere Kleider und die Speisen ausgewählt, uns Benimmregeln eingepaukt und angewiesen, welchen Häusern wir Einladungen zu unserem neuen Nachmittagstee zukommen zu lassen haben. Ich sollte ihr dankbar sein. Stattdessen hasse ich sie nur noch mehr.
»Ich wusste, dass Elena genau die Richtige für Sie ist. Sie sind zwar nicht so kultiviert wie Elenas vorherige Schülerinnen, aber Sie brauchen sie daher umso mehr. Und Sie haben schon sichtbare Fortschritte gemacht. Sie haben beim Gottesdienst so elegant ausgesehen – und sehen Sie doch nur, wie gut gekleidet Sie heute sind«, sagt Mrs Corbett und blickt auf, als die Winfields eintreten. Sie tut geradezu so, als wenn wir vor Elena in Hosen herumgelaufen wären! »Es ist wirklich erstaunlich, wie verändert Sie sind. Geben Sie ihr noch ein paar Wochen, und Sie werden nicht mehr wiederzuerkennen sein.«
»Ähm – danke.« Ich verziehe keine Miene. Wo ist Maura? Sie ist diejenige, die Elena so unglaublich vergöttert; sie sollte auch diejenige sein, die ihr Loblied singt. Aber nein, sie und Tess schenken Tee und Limonade für die anderen Gäste aus und lassen mich mit dieser alten Streitaxt allein auf dem Sofa gefangen.
»Ich freue mich, zu hören, dass alles so gut läuft. Ich würde Ihren Vater nur äußerst ungern mit unerfreulichen Nachrichten plagen«, summt Mrs Corbett.
Ihre Drohung geht mir unheimlich auf die Nerven. Natürlich würde sie ihm schreiben, um zu petzen, es ist so typisch für sie.
»Tess hat Vater gerade geschrieben. Er wird sicherlich sehr zufrieden sein mit unseren Fortschritten. Sie hatten ja so recht, Mrs Corbett. Es war für Maura und mich wirklich an der Zeit, dass wir endlich in die Gesellschaft eingeführt werden. Höchste Zeit. Ich weiß nicht, warum ich mir deswegen solche Sorgen gemacht habe. Alle sind so nett zu uns. Besonders Mrs Ishida. Maura und ich waren sehr erfreut, dass sie uns zum Tee eingeladen hat.« Es ist hochmütig von mir, ich weiß, aber ich kann nicht anders. Ich habe gehört, Mrs Corbett wird nie zu den Empfängen der Frauen der Brüder eingeladen.
»Ja-a.« Mrs Corbett blinzelt wie eine Eidechse in der Sonne. »Ich habe bemerkt, dass Sie und Miss Ishida besondere Freundinnen geworden sind.«
»Sachi ist wundervoll. Sie ist mir ein Vorbild dafür, wie eine junge Dame sein sollte.« Ich werfe einen verzweifelten Blick zur Tür und wünschte, Sachi würde kommen und mich retten.
»Ihr Vater könnte sich keine bessere Gesellschaft für Sie wünschen. Miss Ishida ist ohne Tadel«, stimmt Mrs Corbett zu. Doch dabei lässt sie ihren argwöhnischen Blick wie kleine braune Spinnen über mich wandern, als würde sie darauf lauern, etwas zu finden, das nicht stimmt.
Habe ich es übertrieben? Vielleicht hätte ich nicht ganz so übermäßig liebenswürdig sein sollen.
Mrs Corbett schaut zum Familiengemälde über dem Kamin. »Haben Sie bereits eine Entscheidung getroffen, was Ihre Absichtsbekundung angeht? Ich habe gesehen, wie Sie nach dem Gottesdienst mit Paul McLeod gesprochen haben. Die McLeods sind eine gute Familie. Sehr respektabel.«
Paul. Ich habe den ganzen Tag kaum an ihn gedacht. »Ich habe noch nichts entschieden«, murmele ich.
»Cate!« Sachi stürzt
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