Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
inne. Ich muss lernen, Komplimente anzunehmen, ohne mich immer gleich mit meinen Schwestern zu vergleichen. »Ich liebe dich auch. Und ich möchte dich heiraten.«
Finn weicht zurück. »Das möchte ich auch. Mehr als alles andere auf der Welt. Aber ich weiß nicht wie … Ich würde alles tun, was ich kann, um dich zu beschützen, aber du ständest noch mehr unter Beobachtung der Brüder. Und die Leute werden reden. Du heiratest unter deinem Stand.«
»Sag das nicht! Ich wäre stolz, ein Teil deiner Familie zu sein. Du hast ja keine Vorstellung davon – deine Mutter war so nett zu mir. Viel netter, als ich es verdient hätte.«
Da erobert Finn mit einem langen, berauschenden Kuss meinen Mund, und ich schlinge die Arme um seinen Hals. »Ich nehme an, sie macht sich keine Sorgen darüber, welche Wirkung du auf mich hast, wenn sie dich allein hier raufgeschickt hat.«
»Nein. Wobei – « Ich mache eine kurze Pause, um wieder zu Atem zu kommen, und lege meine Hände wieder auf seine Hüften. »Deine Mutter wartet unten auf uns. Sie hat gesagt, sie hat eine Idee.«
Unten im Laden sitzt Marianne mit rot geweinten Augen hinter dem Ladentisch, aber sie winkt Finns Besorgnis ab. »Ein Traum ist zu Ende, und ein neuer fängt an«, sagt sie und dreht den Rubinring an ihrem Finger. Finn und ich stehen in der Mitte des Ladens, eine Reihe Bücherregale schirmt uns vor den Blicken der Passanten ab, die in die Fenster schauen könnten. Finn hält meine Hand.
Er sieht Marianne mit zugekniffenen Augen an. »Ich glaube, das ist nicht die richtige Zeit, um in Rätseln zu sprechen, Mutter.«
Sie lächelt. »Dies ist der letzte Tag, an dem Belastras Buchladen geöffnet hat. Es ging uns gut damit, aber ich denke, es ist an der Zeit, unsere Türen zu schließen.«
»Was? Nein!« Finn lässt meine Hand los und geht auf Marianne zu. »Du kannst diese Entscheidung nicht ohne mich treffen.«
»Streng genommen schon, mein Lieber. Ich bin die Besitzerin«, sagt Marianne leichthin.
»Aber warum gerade jetzt? Was hat es damit zu tun – « Doch dann scheint Finn langsam zu begreifen. »Das kannst du nicht ernst meinen.«
»Ich meine es so ernst wie der Tod«, versichert Marianne ihm, erhebt sich und tätschelt seine Schulter. »Du kannst tun, was du willst, aber du wirst nicht länger als Buchhändler angestellt sein.«
Ich fühle mich etwas begriffsstutzig. »Ich kann nicht ganz folgen«, gebe ich zu.
Finn fährt sich durch sein unordentliches Haar. »Sie will, dass ich der Bruderschaft beitrete.« Er wendet sich mir zu und lehnt sich an den Verkaufstresen. »Bruder Ishida war gestern Abend hier, um mir die Mitgliedschaft anzutragen. Er wollte mir den Handel damit versüßen, mir eine Anstellung als Lateinlehrer zu offerieren. Die alte Stelle deines Vaters. Sie ist verknüpft mit Bruder Elliotts Platz im Rat.«
»Nein.« Ich schüttele den Kopf. »Das ist – ihr liebt den Laden. Ihr beide. Sie können ihn nicht meinetwegen aufgeben.«
»Die Sache mit dem Laden ist bereits entschieden«, erinnert uns Marianne. »Außerdem wären Clara und ich sehr viel weniger in Gefahr, wenn Finn ein Mitglied der Bruderschaft wäre. Ich bin einfach zu alt, um noch ins Gefängnis zu gehen, und die Brüder machen nicht den Eindruck, als wenn sie irgendwann aufgeben würden. Wenn Finn streng genug ist, seiner eigenen Mutter den Laden zu schließen – nun, das ist genau die Sorte von Mann, die sie suchen. Da würden die Brüder niemals vermuten, dass seine Frau eine Hexe ist.«
»Sie hat recht«, sagt Finn. »Und mit einem Lehrergehalt könnte ich mir auch eine Familie leisten. Es wäre nicht viel, aber – «
»Das ist mir doch überhaupt nicht wichtig«, unterbreche ich ihn. »Ich will nur nicht, dass – dass du dich nachher selbst dafür hasst. Das ist zu viel. Du müsstest Mädchen wie mich verhaften. Sie ihren Familien entreißen und sie nach Harwood schicken. Und es sind so gut wie nie echte Hexen, Finn. Und auch wenn sie es wären – es ist einfach nicht richtig. Und das weißt du.«
Finn nimmt meine Hand. »Es würde mir nicht gefallen, Cate. Es würde mir überhaupt nicht gefallen. Aber wenn es uns schützen würde – « Seine Stimme versagt. »Du würdest dich doch auch opfern, um deine Schwestern zu schützen. Lass es mich für dich tun. Für uns.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Es fühlt sich nach einem zu großen Opfer an. Ich sollte es ablehnen.
Sollte ich, aber ich tue es nicht.
»Und wie sollen wir sie davon abhalten,
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