Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
ihren Teil der Abmachung einhalten? Sie könnten ihr Wort brechen, sobald Sie sich weigern zu tun, was sie von Ihnen verlangen. Die Schwestern gehen mit Befehlsverweigerung nicht besser um als die Brüder. Warum, denken Sie, haben sie Zara von den Brüdern verhaften lassen?«
Ich ringe nach Luft. »Sie hätten sie retten können?«
Mariannes Gesicht ist von Kummer erfüllt. »Ja, das hätten sie. Aber Zara hat die Schwesternschaft offen kritisiert. Sie war mit einigen ihrer Methoden nicht einverstanden, und das hat sie sehr deutlich gemacht. Deswegen hat sie das Kloster verlassen und als Gouvernante gearbeitet. So hatte sie ein wenig Freiheit und die Möglichkeit, näher bei Anna zu wohnen. Ich glaube, es gefiel den Schwestern nicht besonders, dass zwei ihrer stärksten Hexen sich weigerten, ihre Sache zu unterstützen.«
»Ich weiß die Ziele der Schwesternschaft zu schätzen. Aber ich will ihr nicht meine magischen Kräfte ausliefern.« Ich schüttele den Kopf und halte meine immer noch schmerzende Hand vor die Brust. »Und ich will ihr auch nicht meine Schwestern ausliefern.«
»Und Finn zu heiraten ist das, was Sie wollen? Es ist keine letzte Zuflucht vor den Schwestern?«
Ich sehe ihr ohne Zögern in die Augen. »Ich war mir einer Sache noch nie so sicher.«
Marianne nickt und zwickt sich mit Daumen und Zeigefinger in den Nasenrücken, als wollte sie sich ankündigende Kopfschmerzen abwehren. »Würden Sie ihn bitten, herunterzukommen? Ich habe eine Idee, aber ich denke, wir müssen beide versuchen, ihn zu überzeugen.«
Ich gehe die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung und trete ein. Das Wohnzimmer ist eng, aber sehr gemütlich mit dem kleinen Feuer, das im Kamin brennt. Auf einem Beistelltisch steht ein Glaskrug mit Chrysanthemen, neben dem Sessel befindet sich ein Korb mit Socken zum Stopfen, und überall liegen Bücher wild durcheinander. Aus der Küche strömt der köstliche Geruch von Rinderbraten und lässt meinen Magen rumoren.
Finn liegt auf dem Sofa und hält ein Buch in der Hand, in das er aber nicht hineinblickt. Stattdessen starrt er den Fußboden an. Als ich eintrete, springt er auf.
»Darf ich das Buch mal sehen?«, frage ich. Er reicht es mir. Eine Sammlung von Essays.
Die Magie zerrt an mir, durch meine Anspannung ist sie verstärkt. »Commuto «, sage ich. Das Buch verschwindet, und stattdessen erscheint ein Strauß krauser Goldchrysanthemen in meiner Hand.
»Ich bin eine Hexe«, sage ich. Ich bin es leid, mich dafür zu schämen, wie ich geboren wurde – als Hexe, und als Frau. Ich habe versucht, das Beste daraus zu machen, sei es nun ein Segen oder ein Fluch.
Ich sehe Finn direkt an. Obwohl Marianne mich etwas beruhigt hat, erwarte ich immer noch, Angst in seinen Augen zu entdecken. Zorn. Stattdessen nimmt er mir den Strauß Chrysanthemen ab und betrachtet ihn von allen Seiten, dann pfeift er anerkennend. »Das ist beeindruckend. Du bist beindruckend. Ich habe es noch nie … trotz allem, was die Brüder von Magie erzählen, ich habe es noch nie gesehen.«
»Ich – ich kann noch mehr«, sage ich zögerlich. Ich konzentriere mich auf die Teetasse auf dem Beistelltisch. »Agito!«
Die Tasse schwebt durch den Raum und landet in meiner Hand.
»Guter Himmel«, flüstert Finn. »Was noch?«
»Gedankenmagie. Aber ich habe sie nur benutzt, um meine Schwestern zu schützen.« Ich sehe in sein lächelndes Gesicht. Ich werde ihm alles erzählen, bis auf das, was ich ihm angetan habe. Und wenn wir einen Weg finden, miteinander zu leben, werde ich mich mein Leben lang bemühen, es wiedergutzumachen. »Bist du – macht dir das Angst?«
»Nein. Ich vertraue dir, Cate.« Er nimmt mich in die Arme, und seine Umarmung ist sanft und leidenschaftlich zugleich.
»Ich wollte es dir schon eher sagen. Schon vor Wochen, als du mir das Prozessregister gezeigt hast und davon gesprochen hast, wie du deine Mutter und Clara beschützen würdest. Da wollte ich dir schon alles sagen. Ich – ich bin froh, dass du es jetzt endlich weißt.«
Finn grinst. »Das bin ich auch. Ich liebe dich – alles an dir. Deine Sturheit und deine Kratzbürstigkeit und deine Hexerei und deinen Mut.«
Ich lache, während mir Tränen der Dankbarkeit in die Augen steigen. »Du liebst meine Sturheit?«
»Und dein Lachen. Und dein kleines, spitzes Kinn. Und deine prachtvollen Haare«, sagt er und streicht mir eine widerspenstige Strähne hinters Ohr.
»Meine Haare sind nicht prächtig. Mauras – « Ich halte mitten im Satz
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