Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
Vom Netzwerk:
mich morgen schon nach New London zu schicken? Wenn Elena erst einmal bestätigt, dass ich Gedankenmagie beherrsche, wird sie mich sicherlich nicht noch für zwei Monate hierbleiben lassen«, erkläre ich.
    »Die Brüder nehmen die Absichtsbekundung sehr ernst«, sagt Marianne. »Es ist eine Verpflichtung gegenüber dem Herrn, die fast ebenso bedeutend ist wie ein Heiratsschwur. Es kommt selten vor, aber manchmal haben Mädchen fixe Ideen und bitten um die besondere Erlaubnis, ihre Absichtsbekundung schon eher abhalten zu können. Die Brüder sind so daran gewöhnt, dass die Entscheidung von den Mädchen immer in die Länge gezogen wird, dass sie froh sein werden, der Bitte nachzukommen.« Makaber und entschlossen lächelt sie mich an. »Sie könnten Ihre Verlobung mit Finn früher bekannt geben. Sagen wir – morgen?«
    »Und wenn ich tatsächlich so wichtig bin, wie die Schwestern denken, werden sie nicht wollen, dass ich die Aufmerksamkeit auf mich ziehe, indem ich meine Verlobung breche.« Ich sehe Finn in die Augen. »Bist du dir ganz sicher?«
    Finn lehnt sich zu mir vor und legt seine Stirn an meine. Mein ganzes Gesichtsfeld ist von ihm eingenommen. »Ja.«
    Ich schließe für eine Minute die Augen und ziehe Trost aus seiner Stärke. Dann wende ich mich an seine Mutter. »Marianne?«
    »Alles, was eine Mutter für ihre Kinder möchte, ist, dass sie glücklich sind. Eigentlich – « Sie zieht den Rubinring von ihrem Finger. »Vielleicht sollte der jetzt Ihnen gehören. Es war mein Verlobungsring von Richard.«
    »Nein, das geht nicht«, protestiere ich.
    Aber Finn nimmt ihn und wiegt ihn in der Hand. Er sieht mir in die Augen, und allein sein Blick ist wie ein Liebesbrief. Seine Stimme ist rau, als er fragt: »Willst du mich heiraten, Cate?«
    Ich werde ganz still, die Frage hängt in der Luft. Ich habe mich noch nie mehr akzeptiert gefühlt – dafür, wie ich bin, und nicht dafür, wie ich gern wäre . Ich habe mich noch nie mehr geliebt und respektiert gefühlt, als in diesem Moment. Es ist eine wichtige Entscheidung und zwar eine, die ich treffen muss.
    »Ja«, hauche ich.
    Finn steckt mir den schlichten Goldring an den Ringfinger. Als ich ihn hin- und herdrehe, funkelt der Rubin im Sonnenlicht. Finn beugt sich zu mir vor und streift mit den Lippen über meine, um das Versprechen zu besiegeln. »Ich kann es nicht erwarten, dich zu meiner Frau zu machen.«
    »Cate Belastra.« Ich probiere den Namen aus, und trotz der Feierlichkeit des Augenblicks und trotz des Opfers, das Finn für die Heirat mit mir aufbringen wird, muss ich lächeln. »Cate Anna Belas–«
    Doch da werde ich durch Geschrei von der Straße unterbrochen. Ein nicht endendes Geschrei, das durch Mark und Bein geht.
    Finn läuft zum Fenster und sieht hinaus. Als er wiederkommt, ist sein Blick betrübt. »Die Wachen führen mal wieder eine Verhaftung durch«, sagt er.
    Die Frau fängt wieder an zu schreien. Dieses Mal wird sie ziemlich schnell durch einen lauten Knall zur Ruhe gebracht.
    Marianne ist ganz blass geworden. »Wer ist es?«, fragt sie.
    Finn runzelt die Stirn. Schon bald wird er in solche Dinge verwickelt sein. »Brenna Elliott.«
    Das Herz wird mir schwer. »Ich muss sie sehen.«
    Marianne öffnet die Ladentür und tritt hinaus. Sie bleibt auf der Treppe stehen und hält sich am schmiedeeisernen Geländer fest. Ihre Fingerknöchel treten weiß hervor.
    Auf der anderen Straßenseite hockt Brenna auf den Pflastersteinen. Der sonnengelbe Rocksaum, der unter ihrem Mantel hervorschaut, ist mit Matsch bespritzt. Auf ihrer roten, tränenüberströmten Wange ist ein weißer Handabdruck zu erkennen. Als einer der grobschlächtigen Männer der Brüder auf sie zugeht, krabbelt sie auf Händen und Knien rückwärts und landet in der Gosse.
    Inzwischen hat sich eine Traube von Schaulustigen angesammelt. »Hexe! Hexe!«, ertönen die ersten Rufe. Manche sind hoch und aufgeregt, als wäre das Ganze ein Spiel, andere wiederum sind tief und voller Hass. Ein Junge wirft mit einem Stein. Er trifft Brenna an der Stirn. Blut rinnt ihr übers Gesicht.
    Eine der Wachen fasst sie grob am Arm. Brenna schreit. Ihre zerzausten Haare fallen ihr in die blutige Stirn. Die Wache schlägt sie erneut, und Brenna verstummt.
    Dann zerren die beiden Männer sie hoch, einer auf jeder Seite. Brenna zittert wie ein junger Baum im Sturm.
    Bruder Ishida tritt vor. »Dieses Mädchen ist verrückt. Sie wird auf direktem Wege zurück nach Harwood gebracht.«
    Brenna wiegt

Weitere Kostenlose Bücher