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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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wehgetan. Ein bisschen. Dass du nicht da warst.«
    Paul nimmt meine Hand. Das Lächeln auf seinem Gesicht erlischt. »Es tut mir leid. Wirklich«, sagt er.
    »Paul!«, ruft Mrs McLeod missmutig. »Lass Miss Cahill endlich reingehen, bevor sie sich noch erkältet!«
    »In der Tat, Miss Cahill, wir wissen ja, was für eine zarte Knospe Sie sind«, neckt mich Paul.
    Ich rolle mit den Augen und schnaube wenig damenhaft. »In der Tat.«
    »Vergibst du mir?« Er fasst wieder nach meiner Hand, und ich spüre seine glühende Wärme sogar noch durch meine Handschuhe.
    »Natürlich.«
    Paul sucht nach meinen Augen. »Darf ich dich morgen Nachmittag besuchen kommen?«
    Mein Herz schlägt schneller. Als ein alter Freund? Oder als potenzieller Verehrer?
    Als ich ihn in der Kutsche gefragt hatte, ob er jetzt in Chatham bleiben würde, hatte er gesagt: mal sehen – was sollte das heißen? Will er mir ernsthaft den Hof machen? Die Panik, die mich in den letzten Monaten gequält hat, lässt ein klein wenig nach.
    Plötzlich wird mir bewusst, dass er immer noch meine Hand hält.
    »Ja. Nur – «, ich ziehe die Nase kraus, »es könnte ein wenig turbulent bei uns zugehen. Unsere neue Gouvernante kommt morgen früh an.«
    »Eure neue Gouvernante?« Paul macht große Augen. »Der Herr steh ihr bei. Wie viele habt ihr denn schon durch?«
    »Das ist unsere erste, vielen Dank. Bisher hat Vater uns unterrichtet, aber er wird fast den ganzen Herbst weg sein. Und außerdem: Woher willst du eigentlich wissen, dass wir in deiner Abwesenheit nicht äußerst wohlerzogene junge Damen geworden sind?«
    Paul führt meine Hand an seine Lippen, dreht sie mit der Handfläche nach oben und drückt mir einen Kuss auf die nackte Haut an meinem Handgelenk. Er hat meine Hand in all den Jahren unzählige Male gehalten, mich auf Pferde und Bäume hochgezogen. Aber das hier fühlt sich ganz anders an. Es lässt mich wie eine Idiotin mit offenem Mund dastehen.
    Er zwinkert mir zu und lüftet den Hut. »Weil ich dich kenne. Bis morgen, Cate.«

Kapitel 4
    Sie ist da!«, ruft Tess. »Sie ist da!«
    Tess und Maura jagen aus der Haustür, ehe ich sie aufhalten kann. Vater und ich folgen ihnen mit mehr Dekorum, aber genauso viel Neugier. Unsere Kutsche mit der neuen Gouvernante darin rattert langsam über die Schlaglöcher der Auffahrt. Ich bin nicht besonders optimistisch. Schließlich hat Mrs Corbett sie empfohlen. Ich wette, sie ist ein gut behütetes Klostermädchen, das von den Schwestern dazu erzogen wurde, ihren Lebensunterhalt mit dem Unterrichten langweiliger, züchtiger junger Damen zu verdienen, damit diese zu langweiligen, züchtigen Ehefrauen werden. Ich erwarte ein prüdes Fräulein, das nichts als Plattitüden von sich gibt.
    Daher bin ich sehr überrascht, als die Kutschentür aufschwingt und Schwester Elena herausspringt, ohne darauf zu warten, dass John ihr herunterhilft. Sie saust mit raschelndem Taftunterrock so selbstsicher die Veranda herauf, als würde sie hier wohnen.
    Maura hatte recht. Schwester Elena ist hübsch – nein, schön – mit ihrer glatten gebräunten Haut und den schwarzen Locken, die unter ihrer Kapuze hervorschauen. Und sie ist modisch gekleidet – so modisch, wie die Einschränkungen der Bruderschaft es erlauben. Unter ihrem Mantel trägt sie ein Kleid mit einem weiten Glockenrock in einem sanften Rosaton, der mich an Mutters Pfingstrosen erinnert. Ein plissierter schwarzer Seidenkummerbund betont ihre schmale Taille, und ihre Füße werden von schwarzen Samtschuhen geschmückt.
    »Schwester Elena, herzlich willkommen«, sagt Vater und geht auf sie zu. »Wir sind sehr froh, dass Sie hier sind. Das sind meine Töchter, Catherine, Maura und Teresa.«
    »Cate, bitte«, korrigiere ich ihn.
    »Und Tess.« Tess versteckt sich halb hinter mir und lehnt ihren blonden Kopf gegen meine Schulter.
    »Gern. Wenn wir auf die Förmlichkeiten verzichten, können Sie mich auch Elena nennen. Ich freue mich so, Sie kennenzulernen.« Elena lächelt, wobei sie mit ihren schokoladenbraunen Augen zwinkert. »Wir werden sicherlich sehr gut miteinander auskommen. Ich habe mich schon immer schnell mit meinen Schülerinnen angefreundet.«
    Vater sieht erleichtert aus, aber mir gefällt ihre Unerschrockenheit nicht. Sie weiß überhaupt nichts über uns, und dass sie Regina Corbetts Busenfreundin ist, macht sie mir nicht gerade sympathischer. Vater erkundigt sich nach ihrer Reise und ob das Gasthaus, in dem sie letzte Nacht untergekommen ist, zu

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