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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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ihrer Zufriedenheit war. Als er sie fragt, ob sie ihr Zimmer sehen und sich etwas frisch machen möchte, bevor er mit ihr unseren Lehrplan bespricht, fange ich langsam an, vor Wut zu kochen.
    Elena kann nicht viel älter sein als ich. Sie ist eine der Schwestern, was bedeutet, dass sie die meiste Zeit innerhalb der Klostermauern in New London verbringt. Was kann sie uns schon über die Welt beibringen oder darüber, wie wir einen Ehemann finden sollen?
    Mir fallen Pauls Worte von gestern wieder ein – der Herr steh ihr bei – , und ich muss grinsen.
    »Cate?«, sagt Vater, und ich zucke zusammen. »Würdest du Schwester Elena bitte ihr Zimmer zeigen?«
    »Ich mache das«, ruft Maura und schnappt sich Elenas Reisetasche. Den Koffer darf John hinauftragen. »Sie wohnen in dem Zimmer direkt gegenüber von meinem. Es hat einen wunderschönen Ausblick über die Gärten.«
    »Ah, stimmt. Mrs Corbett erwähnte, dass Sie ein magisches Händchen haben, was Blumen angeht, Miss Cate.«
    Sie stolpert nur ganz leicht über das Wort, aber ich blicke Elena prüfend an. Sie lächelt höflich. Womöglich ist es nur eine Redensart, wenn auch eine gefährliche.
    »Danke«, sage ich unsicher. »Ich bin gern draußen.«
    »Meine verstorbene Frau – «, fängt Vater an und wird gleich darauf von seinem Husten unterbrochen. »Sie hat viel Zeit in den Gärten verbracht. Cate hat die Gabe ihrer Mutter geerbt, Pflanzen aufzuziehen.«
    Ich werfe Vater einen verwunderten Blick zu. Ich wusste nicht, dass er denkt, dass ich irgendein Talent habe; es ist das erste Mal, dass ich ihn so etwas sagen höre. Maura geht mit Elena ins Haus und zeigt ihr das Wohnzimmer, Vaters Arbeitszimmer und das Esszimmer, ehe sie sie die Treppe hinaufführt. Maura hüpft dabei wie ein Kind, während Elena ruhige Schritte macht, ihren Rücken durchdrückt und wie eine Königin ihre behandschuhte Hand auf dem geschwungenen hölzernen Geländer entlanggleiten lässt. Ich haste hinter ihnen her.
    »Sie haben ein schönes Zuhause«, sagt Elena, als sie am Ende der Stufen eine Pause macht, um das Gemälde von Urgroßmutter zu bewundern. Urgroßmutter war eine zierliche Frau mit hellblonden Locken wie Tess. Allerdings war sie nicht besonders hübsch – sie sah aus wie eine Leiche, ihr Teint hatte die Farbe von alter Milch. Aber sie war stark. Sie zog vier Kinder auf, beerdigte zwei und hielt den Bauernhof am Laufen, auch noch nachdem ihr Mann von einem Fieber dahingestreckt wurde.
    Maura wirft ihre Haare zurück. »Das Haus fällt nur langsam etwas auseinander. Es gehörte ursprünglich meinen Urgroßeltern – das ist Urgroßmutter. Sie guckt ganz schön griesgrämig, nicht wahr? Ich würde ja gern richtig in die Stadt ziehen, aber Vater will davon nichts hören. Es ist furchtbar langweilig hier draußen auf dem Land. Es muss schrecklich für Sie sein, nach all dem Trubel in New London.«
    Guter Gott. »Wir sind hier wohl kaum auf dem Land«, wende ich ein. »Es sind gerade mal drei Kilometer bis in die Stadt. Und Vater wird niemals umziehen, mit dem Friedhof hier …«
    Elena steckt Mauras Freimut ohne große Mühe weg. »Es tut mir sehr leid wegen Ihrer Mutter. Sie sind es wahrscheinlich müde, das zu hören. Ich kenne das. Ich habe meine Eltern verloren, als ich elf war. Die Leute wissen nie, was sie sagen sollen, nicht wahr? Mrs Corbett hat mir erzählt, dass Sie ein ganzes Jahr lang in Trauer waren. Dass Sie es vermieden haben, sich in die Gesellschaft einzuführen. Aber mit einem Vater, der so viel weg ist, und ohne Mutter, die Sie vorstellen könnte, wie sollten Sie auch? Aber Sie müssen sehr einsam sein.«
    »Ja«, sagt Maura nachdrücklich, gerade als ich antworte: »Wir kommen zurecht.«
    Wir gehen weiter, vorbei an Vaters Zimmer, an der geschlossenen Tür zu Mutters Schlaf- und Wohnzimmer, an meinem Zimmer und an dem von Tess, bis wir schließlich vor Elenas Zimmer stehen bleiben. »Es ist nicht besonders prachtvoll«, sagt Maura entschuldigend, obwohl Mrs O’Hare und Lily gestern den ganzen Tag damit zugebracht haben, das Zimmer zu lüften und die schweren Mahagonimöbel zu entstauben, bis sie glänzten.
    Elena tritt ein, geht zum Fenster hinüber und schiebt die schweren grünen Vorhänge beiseite. Hinter dem Garten erstrecken sich die FelderMorgenumMorgen,undderreifegoldeneWeizenwiegtsich im Wind. »Was für ein wunderschöner Ausblick. Was für ein hübscher Garten.«
    Maura stellt Elenas Reisetasche aufs Bett und hüpft daneben in die Höhe, nachdem

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