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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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darüberzustreichen. Es leuchtet geradezu gegen ihre dunkle Haut.
    »Ich bin fertig, Miss Cahill«, sagt Mrs Kosmoski. Ihr Atem riecht nach Pfefferminz.
    »Entschuldigung, Ma’am.« Gabrielle Dolamore, eine von Mrs Kosmoskis Näherinnen, steckt ihren dunklen Haarschopf ins Zimmer. Oh nein, noch eine Person, die mich in Unterwäsche sieht. »Miss Collier ist wegen ihrer Änderungen da.«
    Ich ziehe mein Unterhemd über das Korsett und den bauschigen Unterrock und das schlichte braune Kleid wieder an. Es war mal ein sattes Schokoladenbraun, aber inzwischen ist es vom wiederholten Waschen ganz ausgeblichen und eher matschfarben. Maura verschließt die Knöpfe an meinem Rücken, ihre Finger gleiten gewohnt behände über meine Haut. »Hör auf, so griesgrämig zu sein«, ermahnt sie mich. »Du solltest hieran eigentlich Spaß haben.«
    »Ich habe Kopfschmerzen.« Und das seit zwei Tagen durchgängig, seit ich Mutters Tagebuch gelesen habe. Ich massiere mir die Schläfen. Ich muss mich irgendjemandem anvertrauen, und zwar bald, bevor ich noch durchdrehe. Mutter hatte sich Marianne Belastra anvertraut. Ob ich mich das Gleiche wage? Diejenigen, die sich Wissen um des Wissens willen aneignen – das beschreibt die Buchhändlerin mehr als sonst jemanden.
    »Denk doch nur an Paul, wenn er dich in dem Kleid sieht. Er wird verrückt sein vor Begierde«, neckt mich Maura mit lachenden Augen.
    »Pst!«Dochjetztkannichesnichtmehrvermeiden,daranzudenken.PaulmussandieMädchenderGroßstadtundihreModengewöhntsein.Aufeinmalwirdmirbewusst,wiesehrich will, dassPaulmichschönfindet.Ichwill,dassersprachlosist,wennermichsieht.
    Ich beuge mich hinunter und knöpfe meine Stiefel zu. Ich fühle mich schon wieder hundeelend. Vielleicht sollte ich ihn heiraten und fortziehen – je weiter weg, desto besser. Wenn diese Prophezeiung stimmt, setze ich meine Schwestern jeden Tag großer Gefahr aus.
    »Guten Tag«, sagt Rose Collier, als sie auf dem Weg zum Privatgemach von Mrs Kosmoski an uns vorbeigeht.
    Tess springt regelrecht zur Ladentheke, um die Rollen mit leuchtenden Schleifenbändern zu begutachten.
    »Oh«, haucht Maura, als sie die Hand über eine Schnalle aus saphirblauer Seide gleiten lässt.
    Ich lümmele mich auf ein Sofa in der Ecke. Ich kann mich einfach nicht für neue Kleider begeistern, wenn es so vieles gibt, das mich beunruhigt. Aber genau das ist mein Problem. Ich muss trotzdem einen Ehemann finden, ich muss trotzdem hübsch und ordentlich aussehen, ganz gleich, was für schreckliche Gedanken sich in meinem Kopf versteckt halten. Ich zucke zusammen, als Roses Kichern durch die Luft an mein Trommelfell dringt.
    »Dieses Veilchenblau würde Ihnen traumhaft stehen, Cate«, sagt Elena und reicht mir eine Farbprobe. »Es lässt Ihre Augen lavendelfarben aussehen.«
    Ich betrachte das Stoffmuster und schaudere. »Aber es ist so – hell!«
    »Genau«, stimmt Elena mir zu. »Sie sind ein hübsches Mädchen. Warum verstecken Sie sich in diesen dunklen Kleidern? Wie wäre es mit einer rosafarbenen Schärpe dazu? Sie sollten zu all Ihren Kleidern Schärpen tragen, um Ihre Taille zu betonen.«
    Sie will mich wirklich unbedingt einbeziehen. »Auf keinen Fall rosa. « Rosa ist nur etwas für strohdumme Mädchen wie Sachi Ishida. Und wie – ich zucke zusammen, als ihr Lachen wieder meine Schädeldecke durchdringt – Rose Collier.
    »Nun gut. Pfauenblau«, insistiert Elena unbeirrt.
    Die Türglocke läutet, und wir alle sehen auf. Es sind Bruder Ishida und Bruder Winfield, die von zwei riesigen Wachmännern begleitet werden. Mein Herz bleibt stehen.
    Am Verkaufstresen bewegen sich meine Schwestern zentimeterweise aufeinander zu. Hinter ihnen lässt Gabrielle Dolamore das rosafarbene Schleifenband fallen. Die Spule rollt über den Boden und bleibt schließlich vor den Füßen der Brüder liegen.
    »Guten Morgen.« Elena macht einen Knicks. Ihr Gesicht ist ruhig und sorglos. Das ist wahrscheinlich die Gewissheit einer Schwester; sie weiß, dass sie niemals ihretwegen kommen werden. »Mrs Kosmoski ist mit einer Kundin hinten. Soll ich sie holen?«
    »Nein.« Bruder Ishidas Pause scheint sich Ewigkeiten hinzuziehen und drückt mir schwer auf die Brust. »Gabrielle Dolamore, Sie sind wegen des Verbrechens der Hexerei verhaftet.«
    Gott sei Dank . Das ist mein erster, liebloser Gedanke, sogar als Gabrielle einen erstickten Schrei von sich gibt. Die Wachmänner gehen von beiden Seiten auf sie zu, und sie weicht vor ihnen zurück und stößt dabei

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