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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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hat sie es sich anders überlegt. Das wiederholt sich ein paarmal, als wäre sie zu verwirrt, um sich zu entscheiden, und dabei murmelt sie die ganze Zeit etwas vor sich hin.
    Die Kapuze ist ihr vom Kopf gerutscht, und ihre kastanienbraunen Haare sind total verfilzt. Maura und Elena machen einen weiten Bogen um sie. Tess gibt ein verärgertes Schnauben von sich.
    »Miss Elliott?«, fragt sie und nähert sich ihr vorsichtig. »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Tess«, zische ich warnend. Wir sollten uns nicht mit einer Irren sehen lassen.
    Aber Tess ist zu gutherzig, um sich darüber Gedanken zu machen. Das ist eines der vielen Dinge, warum sie ein besserer Mensch ist als ich.
    Brenna wendet uns ihr verwüstetes Gesicht zu. Die blauen Augen sehen so gespenstisch aus wie ein Friedhof. Die Ärmel ihres Kleides bedecken ihre Handgelenke und verstecken ihre Narben, aber auf ihren buckeligen Schultern und in ihrem blassen Gesicht sind sie trotzdem zu sehen. »Mein Großvater stirbt«, sagt sie. Ihre Stimme klingt, als würde sie sie nicht besonders oft benutzen.
    »Ich wusste gar nicht, dass er krank ist. Es tut mir so leid«, sagt Tess und sieht zu Bruder Elliotts Haus hinauf. Dr. Allens Kutsche ist nirgends zu sehen, und nichts deutet auf die Betriebsamkeit eines Krankenzimmers hin oder auf Verwandte, die kommen, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
    »Heute geht es ihm auch noch sehr gut. Er wird erst nächste Woche sterben«, fährt Brenna fort. Tess und ich sehen einander schockiert an. Ich dachte, Harwood hätte sie geheilt – oder ihr zumindest beigebracht, dass sie besser nicht auf der Straße herumlaufen und ihre Prophezeiungen in Umlauf bringen sollte. Auf einmal fasst sie sich in die Haare und zieht daran, als würde sie entsetzliche Qualen leiden. »Oh, das ist schlimm. Sehr schlimm. Überhaupt nicht gut.«
    »Können wir irgendetwas tun? Sollen wir jemanden holen, um Ihnen zu helfen?«, fragt Tess.
    »Ich glaube, sie braucht mehr Hilfe, als wir leisten können«, flüstere ich. Brenna schien schon immer in ihrer eigenen Welt zu leben, der Welt ihrer eigenen Vorstellung. Aber das hier – das hier ist geradezu unheimlich.
    »Du.« Brenna fasst mich am Arm. Sie war früher groß und gertenschlank und wunderschön gewesen – so schön, dass die Leute ihr einige ihrer Verschrobenheiten verziehen haben. Aber jetzt sieht sie ausgezehrt aus, als wenn ein einziger schwerer Windstoß sie umfegen könnte. »Hast du die Nachricht erhalten? Ich war besonders vorsichtig damit. Klug ist sie.«
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich habe das Bedürfnis, mich von ihr loszureißen, aber ich will die Sache nicht noch schlimmer machen. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    Brennas blaue Augen sind jetzt nicht mehr tot; sie sind rasend. »Gutes Mädchen. Keine Fragen. Darfst keine Fragen stellen! Sie werden dich holen.«
    Sie trägt keine Handschuhe, und ihre Nägel bohren sich in meinen Arm. »Es ist in Ordnung«, versuche ich sie zu beruhigen, so wie ich es tue, wenn Tess einen Albtraum hatte. »Alles ist in Ordnung.«
    »Deine Patentante, sie hat zu viele Fragen gestellt. Die Krähen haben sie geholt.« Ich erstarre. Die Nachricht. Hat Brenna die Nachricht von Zara gebracht? »Das machen sie mit bösen Mädchen. Sie schließen sie ein, und dann werfen sie den Schlüssel weg.«
    »Harwood meinen Sie?« Ist es das, was Zara geschehen ist? Hat Brenna sie dort gesehen?
    Brenna nickt und tippt sich an die Stirn. »Glückliche. Nicht verrückt. Noch nicht.«
    Meint sie damit sich selbst oder Zara? Ich sehe mich um und bekomme es mit der Angst zu tun, als ob meine Patentante sich hinter dem nächsten Busch versteckt halten könnte.
    »Ist alles in Ordnung?«, ruft Maura. Sie und Elena sind ein paar Meter weiter stehen geblieben.
    »Ja!«, rufe ich zurück und versuche, mich aus Brennas Griff zu lösen. »Wir kommen!«
    »Geh nicht! Du darfst dich nicht von ihnen holen lassen.« Brenna sieht auf Tess hinunter und dann wieder mich an. Ihre Augen sind traurige blaue Tümpel. »Mächtig. So mächtig. Ihr könntet alles wieder richten. Aber ihr müsst vorsichtig sein.«
    »Ja. Wir werden sehr vorsichtig sein«, verspreche ich, aber etwas in mir fällt zusammen. Erst die Prophezeiung, jetzt Brenna. Was, wenn sie nicht verrückt ist ? Was, wenn sie wirklich in die Zukunft sehen kann? Ich will nicht mächtig sein. Ich will normal sein.
    »Sie sollten auch vorsichtig sein«, rät Tess ihr mit besorgtem Gesichtsausdruck. Wenn irgendjemand

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