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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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gegen das Regal mit den Schleifenbändern. Es hat keinen Zweck. Sie drehen sie unsanft um, fassen nach ihren Handgelenken und fesseln sie mit grobem Seil – als wenn sie das halten würde, wenn sie tatsächlich über magische Kräfte verfügt! Aber es lässt sie sehr klein erscheinen, hilflos gegen die beiden ungeschlachten Männer ganz in Schwarz. Einer von beiden hat eine Hakennase und eine zackige Narbe auf dem Kinn. Er lächelt, als wenn böse Mädchen zu verhaften ein gutes Tageswerk wäre.
    »Nein. Bitte nicht. Ich habe nichts getan!«, keucht Gabrielle.
    »Das werden wir beurteilen«, schnauzt Bruder Ishida und kreuzt die Arme vor der Brust.
    »W-warum bin ich angeklagt?«, fragt Gabrielle. »Von wen?«
    »Wem«, korrigiert Bruder Winfield sie abfällig – als ob richtige Grammatik in einer Situation wie dieser wichtig wäre. Es fühlt sich an, als wenn sie allen Sauerstoff aus dem Raum gesaugt hätten. Aus der ganzen Stadt. Mein Atem ist nur noch ein oberflächliches Keuchen.
    »Das muss ein Missverständnis sein. Ich habe nichts getan!«, ruft Gabrielle.
    Maura und Tess werden immer kleiner und halten sich an den Händen. Mrs Kosmoski steht zusammengesackt an der Türschwelle zu ihrem Privatgemach, ihre perfekte Körperhaltung hat sie aufgegeben. Sie presst sich beide Fäuste auf den Mund, als wenn ihre Fäuste das Einzige wären, das sie davon abhält, zu protestieren. Aber sie tut nichts, um Gabrielle zu helfen. Ich frage mich, ob sie damit gerechnet hat, dass das passieren würde, seit Marguerite verhaftet wurde.
    »Bitte, lassen Sie mich für heute Nacht zu meiner Familie gehen. Ich komme morgen zum Prozess. Ich habe nichts zu verbergen. Ich bin unschuldig«, beteuert Gabrielle, und ihre braunen Augen glänzen vor Tränen. Sie sieht sich im Raum um, sucht in unseren Gesichtern nach Unterstützung, aber wir können ihr keine geben. Ihre Unschuld tut nichts zur Sache – die Sichtweise der Brüder ist alles, was zählt.
    »Wir glauben den Worten einer Hexe nicht«, knurrt Bruder Ishida. »Lügnerinnen und Betrügerinnen, allesamt.«
    »Ich bin keine Hexe!« Gabrielle ist jetzt vollkommen aufgelöst, die Tränen laufen ihr in Strömen über die Wangen. Sie kämpft gegen die Wachmänner an, als diese sie hinter sich herziehen. Gabrielles Stiefel schleifen über den Holzboden. Einer der beiden Wachmänner hält die Tür auf, während der andere Gabrielle hindurchzieht. Sie stolpert über den geblümten Teppich, und der ungehobelte Kerl tritt ihn beiseite.
    Gabrielle wirft uns über die Schulter einen letzten verzweifelten, flehentlichen Blick zu. Keine rührt sich. Dann ist sie weg. Die Brüder schweben wie Geister aus dem Zimmer, und die Tür fällt hinter ihnen zu. Wir bleiben in einer großen, leeren Stille zurück.
    »Bitte entschuldigen Sie die Unterbrechung, meine Damen«, sagt Mrs Kosmoski schließlich. Sie geht durchs Zimmer und begradigt den Teppich, aber ihre flinken Bewegungen können die Tränen in ihren Augen nicht verbergen. »Ich würde sagen, jetzt brauchen wir alle eine gute Tasse starken Tee. Angeline, könntest du den Damen etwas Tee bringen?«
    Ich höre sie kaum; es kommt mir vor, als wäre sie sehr weit entfernt. Meine Hände liegen zu Fäusten geballt in meinem Schoß, mein Atem geht schnell.
    Wenn die Brüder sich einem unschuldigen Mädchen gegenüber so unbarmherzig verhalten, was würden sie mit uns tun?
    Vor meinem inneren Auge tauchen Bilder meiner Schwestern auf, wie sie strampelnd im Wasser sinken, mit gefesselten Armen und Beinen, oder schreiend, mit brennenden Haaren –
    »Cate.« Elena legt mir besorgt eine Hand auf die Schulter. »Sie werden doch nicht in Ohnmacht fallen? Sie sehen etwas blass aus.«
    Ich fühle mich der Ohnmacht nahe. Nahe der Ohnmacht und feige und machtlos. Wir haben alle einfach nur zugesehen. Wir haben sie Gabrielle mitnehmen lassen und haben noch nicht einmal einen Finger gerührt, um ihr zu helfen!
    Doch was hätten wir auch tun können? Nichts, ich weiß – nicht ohne es so aussehen zu lassen, als wenn wir mit einer Hexe sympathisieren würden. Aber es macht mir trotzdem zu schaffen. Sie ist einfach nur ein verängstigtes kleines Mädchen, gerade mal vierzehn Jahre alt …
    Wenn wir es gewesen wären, hätte uns auch niemand geholfen.
    Die Wut fährt mir durch die Glieder und wirkt belebender, als hätte mir jemand Riechsalz unter die Nase gehalten. Ich werde es nicht zulassen, dass die Bruderschaft mich in eine eingeschüchterte, in Ohnmacht

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