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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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befreundet, dass es keinen Raum für irgendjemand anders lässt. Alle anderen Mädchen im Ort wetteifern um ihre Freundschaft – anständige Stadtmädchen, die keine Gouvernante brauchen, die ihnen sagt, wie sie sich zu kleiden und zu verhalten haben.
    Maura setzt sich auf einen Stuhl neben Rose und wird in ein angeregtes Gespräch über Mrs Kosmoskis neue Seidenlieferung verstrickt. Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich zwischen Mrs Ishida und Mrs Malcolm auf dem grün-gold gestreiften Sofa niederzulassen. Mrs Malcolm hat dunkle Ringe unter den Augen, aber sie plaudert vergnügt von ihrem neugeborenen Sohn. Mrs Ralston, auch eine der jungen Ehefrauen, gibt mit ihrer neuen Patentochter an.
    Das Wort bringt eine Saite in mir zum Klingen. Ich hatte doch auch mal eine Patentante, und gerade befinde ich mich mit den größten Klatschbasen der Stadt in einem Raum.
    Ich setze ein unerschrockenes Lächeln auf und lege eine Hand an meine Schläfe. Ich verkörpere perfekt das Bild der in Ohnmacht fallenden, schwindsüchtigen Heldinnen aus Mauras Romanen.
    »Ich wünschte, ich hätte eine Patentante«, seufze ich. Das Bedauern in meiner Stimme ist noch nicht einmal vorgetäuscht. »Es wäre so eine Hilfe, jetzt wo Maura und ich älter sind. Ohne Mutter … «
    Mrs Ishida zieht ihre buschigen Augenbrauen fast bis zum Haaransatz hoch. »Aber Sie haben doch eine. Oder – nun. Sie hatten eine.«
    »Oh, hatte ich das? Ich kann mich nicht daran erinnern.« Ich suche das Zimmer mit den Augen ab, als würde ich erwarten, dass meine Patentante jeden Moment hinter den goldenen Damastvorhängen hervortreten würde.
    Mrs Winfields aschblondes Haar ist so streng zurückgekämmt, dass sie ziemlich verhärmt aussieht – oder vielleicht sieht sie auch immer so aus. »Ich glaube, sie ist weggezogen«, sagt sie. »Als Sie noch sehr jung waren.«
    »Oh. Wie schade, dass sie ihre Verantwortung nicht ein wenig ernster genommen hat. Manchen Leuten bedeutet eine Patenschaft ja eine Menge.« Wenn ich diese Frauen hier richtig einschätze, werden sie dem nicht widerstehen können. Die Ehefrauen der Brüder haben alle Dutzende Namensvetterinnen über ganz Chatham verstreut. Eltern neugeborener Mädchen hoffen, dass es ihren Töchtern ein gewisses Maß an Sicherheit bringt, wenn sie zu jungen Frauen heranwachsen. So funktioniert es natürlich nicht wirklich, trotzdem sind die Frauen der Brüder stolz darauf. Sie strömen in Scharen zu den Säuglingen, und alle wollen sie die Erste sein, die einem Haus mit einem neugeborenen Kind ihren Besuch abstattet.
    Mrs Ishida beißt an. »Ihre gute Mutter, Gott habe sie selig, war einfach wunderbar. So herzlich und so hingebungsvoll in Familienangelegenheiten. Ich kann einfach nicht verstehen, wie sie mit dieser Frau befreundet sein konnte.«
    »Und sie mit der Seelsorge ihrer Erstgeborenen betrauen konnte! Ich wundere mich, dass sie dafür keine andere ausgewählt hat. Eine, die etwas mehr Respekt in der Gemeinde genießt«, schnaubt Mrs Winfield und schürzt die Lippen. Eine wie sie selbst, meint sie wohl. »Zara Roth war ein skandalträchtiges Wesen. Es ist schon besser so, dass Sie sie nicht kennen. Ich fürchte, sie hätte nur einen schlechten Einfluss auf Sie gehabt. Ohne Mutter waren Sie doch leicht zu beeindruckende Kinder, Sie Armen!«
    »Miss Roth hat zunächst einen ganz harmlosen Eindruck gemacht«, gibt Mrs Ishida zu. »Sie war … gebildet. Eine Gouvernante, wissen Sie, eine von den Schwestern.«
    Meine Patentante war eine Schwester und eine Hexe? Ich lege sanftmütig die Hände ineinander, aber innerlich wünsche ich mir, ich könnte diese Frauen bei den Schultern packen und sie schütteln, bis die ganze Geschichte heraus ist.
    »SiewareinBlaustrumpf«,fügtMrsWinfieldhinzu.SiesprichtdasWortaus,alswäreesetwasSchändliches – beinaheso,wiedieLeutedasWort Hexe sagen.DannsenktsieihreStimme,undMrsMalcolmundMrsRalstonbeugensichvor,umsiehörenzukönnen.»IchüberbringeungernschlechteNachrichten,aberichwagezubehaupten,dassSiealtgenugsind,dieWahrheitzuerfahren.MissRoth – IhrePatentante – wurdederHexereiangeklagtundverurteilt.«
    Sie schauen mich erwartungsvoll an und sind offensichtlich begeistert, welche schockierende Wendung unsere Unterhaltung genommen hat. Ich schlage mir die Hand auf den Mund. »Oh, wie entsetzlich! Ich kann nicht fassen, dass Mutter sich von so einer Art Frau hat einnehmen lassen!«
    Mrs Ishida tätschelt mir beruhigend den Arm. »Doch, ich fürchte, so war es, meine

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