Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)
Paul heiratest.«
Ich beiße mir auf die Unterlippe. Wie kann ich ihr bloß meine Zweifel erklären, ohne ihr von Mutters Tagebuch oder der Prophezeiung zu erzählen?
»Glaubst du wirklich, dass ich mit Paul glücklich sein würde?«, frage ich.
Sie lächelt, denn es gefällt ihr anscheinend, dass ich sie um Rat frage. »Ja, das tue ich. Für mich wäre er nichts, aber für dich ist er vielleicht genau der Richtige.«
Meine Güte, sie hat heute aber auch wirklich jede Menge zweifelhafter Komplimente drauf. »Findest du ihn nicht attraktiv?«
Maura wickelt sich eine rote Locke um den Finger. »Doch, ich glaube schon. Rory findet ihn auf jeden Fall attraktiv. Was denkst du denn? Du wärst ja diejenige, die sich das Bett mit ihm teilen müsste.«
»Maura!«, beschämt vergrabe ich das Gesicht in den Händen.
»Nun, das würdest du. Na los, Cate, wir sind Schwestern. Gefällt er dir?«
Ich nicke, als ich mich an das Gefühl seiner Lippen an meinem Handgelenk erinnere. »Ja.«
»Ihr würdet gut zusammenpassen. Keiner der McLeods war jemals in Schwierigkeiten, und er hat ausgezeichnete Zukunftsaussichten. Er könnte wahrscheinlich jedes Mädchen in der Stadt haben. Hast du bemerkt, wie Rose ihn letzte Woche in der Kirche angeguckt hat? Aber er sieht andere Mädchen noch nicht einmal an. Es ist offensichtlich, dass er dich verehrt.«
»Tut er das?«, frage ich, woraufhin Maura heftig nickt.
Wenn meine Schwestern und ich normale Mädchen wären, würde ich dann ein Leben mit Paul in New London wollen? Bei seinem letzten Besuch hat er mir noch mehr über die Stadt erzählt: die Restaurants mit den exotischen, würzigen mexikanischen Gerichten; die langen Spaziergänge am Hafen, wo er die einlaufenden Schiffe beobachtet hat; der Zoo voller Tiere aus aller Welt. Es hörte sich großartig an. Jeden Tag würde ein Abenteuer auf mich warten. Und er will mir das alles zeigen.
Wenn ich ein mutiges Mädchen wäre – ein abenteuerlustiges Mädchen, wie Arabella – würde ich das auch wollen. Es ist definitiv das, was Maura will. Ihre Augen leuchteten, als Paul davon erzählte.
Manchmal frage ich mich, ob er sich vielleicht die falsche Schwester ausgesucht hat.
Maura streckt sich auf der Ledersitzbank wie eine Katze. »Ich sehe doch, wie er dich anguckt, wenn du nicht aufpasst. Ganz verträumt. Seine Augen glänzen dann richtig.«
» Glänzen? «, necke ich sie. »Himmel!«
»Du solltest dich nicht darüber lustig machen, Cate. Er wäre ein guter Ehemann, ganz bestimmt. Nur – « Maura zögert. »Meinst du, du bist in ihn verliebt?«
»Ich weiß es nicht«, antworte ich ehrlich. »Ich habe ihn gern.«
»Aber hast du Herzklopfen, wenn er in deiner Nähe ist?« Mauras blaue Augen werden ganz verträumt. »In meinen Romanen haben die Heldinnen immer Herzklopfen. Wird dir schwindelig, wenn er deine Hand berührt? Oder wenn er deinen Namen sagt? Hast du das Gefühl, du müsstest sterben, wenn du nur einen einzigen Tag von ihm getrennt bist?«
Ganz die Pragmatische, nicht wahr? Ich breche in Lachen aus. »Nein, das kann ich nicht sagen.«
Sie runzelt die Stirn. »Dann kann es keine Liebe sein. Noch nicht, zumindest.«
Die Sekunde, als wir zur Tür hereinkommen, stürzt Elena sich auf uns, um zu erfahren, wie es gelaufen ist. Wir drei versammeln uns im Wohnzimmer: Elena sitzt in perfekter Haltung auf dem blauen Sessel, während Maura auf ihrem Ende des Sofas herumhüpft und damit prahlt, wie gut wir angekommen sind. Ich lasse mich erschöpft auf die andere Seite des Sofas fallen, aber mein Gewissen plagt mich, bis ich Elena danke und ihr versichere, dass wir unseren Erfolg ihrer Unterweisung verdanken. Maura erfreut sie mit den Details: wie großartig und prächtig das Haus der Ishidas ist, mit Seide und Kerzenleuchtern in jedem Zimmer; wie modisch und mutig Sachis Kleid gewesen ist; wie Cristina gesagt hat, dass sie am Sonntag in der Kirche ihre Absicht bekannt geben wird, Matthew Collier zu heiraten.
»Bald werden Sie an der Reihe sein, Cate«, sagt Elena. »Mr McLeod war heute Nachmittag hier, als Sie unterwegs waren. Es hat ihm sehr leidgetan, Sie verpasst zu haben.«
Maura lacht. »Ich habe es doch gesagt! Er sehnt sich nach dir!«
»Und, sehnen Sie sich auch nach ihm?« Elenas Augen fühlen sich an wie Suchscheinwerfer. Ich vergrabe das Gesicht in der geschwungenen Sofalehne und stöhne auf. »Das geht Sie gar nichts an.«
»Cate!«, weist Maura mich zurecht. »Sei nicht so unhöflich.«
Ich würde gern
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