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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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Liebe. Als Miss Roths Zimmer durchsucht wurde, sind einige ketzerische Bücher unter ihren Bodendielen und in den Schränken gefunden worden. Lauter Bücher über« – sie flüstert das Wort, als wäre es ein Fluch – »Magie.«
    Ich wünschte, ich würde diese Bücher besitzen. Mutter hat Maura und mir nur sehr grundlegende Zaubersprüche beigebracht: eigentlich nur, wie wir Illusionen erwecken und wieder rückgängig machen können. Ich weiß aber, dass Hexen auch zu anderen Dingen in der Lage sind. Mutter hat immer gesagt, sie würde uns noch mehr beibringen. Später. Aber jetzt ist später, und sie ist nicht da.
    »Was ist mit Miss Roth passiert?«, frage ich, wobei ich mir Mühe gebe, still zu sitzen. Meine gestärkten Taftunterröcke verraten jede kleinste Bewegung meines Körpers.
    »Sie wurde nach Harwood gebracht.« Der mit Edelsteinen besetzte Kamm in Mrs Winfields Haar funkelt im Licht des Kronleuchters, als sie sich mir wieder zuwendet. »Ihre Mutter hätte sich sicherlich niemals mit ihr verbunden, wenn sie es gewusst hätte. Sie waren alte Schulfreundinnen. Haben zusammen im Kloster der Schwesternschaft studiert. Sie glaubte sicherlich, dass Miss Roth eine gute, aufrechte, fromme Frau war. Immerhin war sie eine der Schwestern! Es war ziemlich schockierend. Sie wurde natürlich aus der Schwesternschaft hinausgeworfen, nachdem sie verhaftet wurde.«
    »Natürlich. Ist sie immer noch in Harwood?«, frage ich und schüttele mich.
    »Ich denke schon. Man kann sie ja kaum wieder auf die Gesellschaft loslassen«, sagt Mrs Winfield und fächelt sich mit ihrem grünen Seidenfächer Luft zu, um die Hitze des überfüllten Raumes zu vertreiben.
    »Sie müssen es nur sagen, wenn wir Ihnen irgendwie helfen können, Cate. Ich darf doch Cate sagen, oder? Sie armes Mädchen. Es ist nicht leicht, ohne den Rat einer Mutter erwachsen zu werden«, seufzt Mrs Ishida mitfühlend und tupft sich die Augen mit einem Spitzentaschentuch. »Meine Mutter starb bei der Geburt meines jüngsten Bruders, und mein Vater hat nicht wieder geheiratet. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie schwierig das sein kann.«
    Irgendwie bezweifle ich das. Sie musste sich schließlich keine Sorgen darüber machen, als Hexe verhaftet zu werden, oder? Aber Mrs Ishida fährt fort, sich über ihre liebe dahingeschiedene Mama zu ergehen, und die Unterhaltung verweilt längst nicht mehr bei Zara Roth. Und die Botschaft ist klar: Frauen, die zu sehr ihre eigene Meinung vertreten, zu gebildet, zu seltsam oder neugierig sind, werden bestraft. Sie verdienen, welches Schicksal auch immer sie ereilt. Frauen, die sind wie Zara.
    Frauen wie wir.
    Wir bleiben die gebotene Stunde. Der Rest der Unterhaltung ist so fade wie Abwaschwasser: Cristinas Verlobung mit Matthew Collier, Mrs Winfields Vermutung, dass ihr Hausmädchen ihre Jadeohrringe gestohlen hat, und das Zahnen von Mrs Malcolms Sohn, wozu alle ihre Ratschläge abgeben. Als wir aufstehen, um zu gehen, dankt Mrs Ishida uns für unser Kommen und sagt, dass wir jeden zweiten Mittwoch herzlich eingeladen sind. »Ihre Mutter wäre so stolz darauf, was für reizende Mädchen Sie geworden sind«, beteuert sie, als sie ihre Wange, die sich anfühlt wie getrocknete Blumen, an meine drückt.
    Ich lächele, obwohl ich mich über ihre Unverschämtheit ärgere.
    Von der anderen Seite des Zimmers grinst mich ihre Tochter nervtötend an.
    Mrs Ralston und Mrs Malcolm nehmen uns das Versprechen ab, dass wir sie auch demnächst bei Ihren Nachmittagstees besuchen kommen. Nach einem kurzen Zögern folgen Cristina und Rose ihrem Beispiel und fragen, wann wir unseren Nachmittagstee geben, und Maura erklärt schlagfertig, dass wir Dienstag in zwei Wochen zu uns einladen.
    Als wir in der Kutsche sitzen, grinst sie mich an. »Es ist alles gut gelaufen, nicht wahr?«
    »Ich denke schon.« Abgesehen davon, dass ich herausgefunden habe, dass meine Patentante ein Mitglied der Schwesternschaft war, eine Hexeund dazu noch eine Strafgefangene.
    »Ach, sei still, ich finde, wir waren großartig!«
    »Entzückend«, mokiere ich mich. »Es war einfach entzückend! «
    Maura lacht – nicht das höfliche Gekicher, das sie in Gesellschaft von sich gibt, sondern ihr süßes Lachen, das geradeheraus geschossen kommt wie ein Strom, der über Steine dahinschnellt. Für mich ist es das schönste Geräusch der Welt.
    »Ich wollte schon anfangen, zu zählen, wie oft Mrs Ishida das Wort benutzt«, gibt sie zu. Sie lässt ihre neuen, spitz zulaufenden

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