Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
Vom Netzwerk:
Schuhe fallen und massiert sich die geplagten Zehen. »Was für einen begrenzten Wortschatz diese Frau hat.«
    »Ich bezweifle, dass sie irgendetwas anderes als die Bibel lesen darf, wenn überhaupt. Das Letzte, was Bruder Ishida will, ist eine Frau, die ihn herausfordert.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass er seine Predigten beim Abendessen einstudiert.« Maura macht seine tranige Stimme nach. »Wozu soll es gut sein, einer Frau das Lesen beizubringen? Wirklich, Mädchen, ihr solltet, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, versuchen, überhaupt nicht nachzudenken. Es könnte eure hübschen kleinen Köpfe verletzen. Gott behüte, es könnte dazu führen, dass ihr uns infrage stellt. Ihr dürft niemals die Leute über euch infrage stellen, und denkt daran: Sogar die dümmsten Männer wissen besser Bescheid als ihr!«
    Ich muss lachen. »Die arme Sachi. Ich würde nicht in so einem Haus, mit so einem Vater aufwachsen wollen.«
    »Ich auch nicht. Vater ist zwar nicht zu besonders viel zu gebrauchen, aber immerhin ist er kein Tyrann.«
    Ich bemerke den Unterton in ihrer Stimme und werde ernst. »Es tut mir leid, dass er dich nicht mitnehmen will.«
    »Ist schon in Ordnung. Eines Tages werde ich schon von hier wegkommen.« Maura streckt die Beine aus, sodass ihre Füße in meinem Schoß zu liegen kommen. »Ich werde einen alten Mann heiraten, der so reich ist wie Midas und gern reist, und dann wird er mich überallhin mitnehmen. Vielleicht heirate ich einen Botschafter der Brüder an einem der europäischen Höfe.«
    »Du würdest doch nie jemanden heiraten, der für die Bruderschaft arbeitet.«
    »Warum nicht? Wenn er mich mit nach Dubai nimmt? Ich könnte ihn um die Ecke bringen und für immer dort bleiben. Eine Witwe in Dubai – stell dir das nur mal vor! Ich könnte Hosen tragen und lesen, was immer ich will!« Maura lacht über meinen schockierten Gesichtsausdruck. »Ich glaube nicht, dass ich aus Liebe heiraten werde. Ich muss da pragmatisch sein.«
    »Du?«, spotte ich. Sie war schon immer die romantisch Veranlagte, die Impulsive, anfällig für Wutanfälle und Tränen. »Du hast noch anderthalb Jahre. Das ist reichlich Zeit, um einen Mann zu finden, der sogar deinen hohen Ansprüchen genügt.«
    »Ich glaube nicht.« Sie wackelt mit den Zehen. »Was ist mit dir? Liebst du Paul?«
    Ich funkle sie an. »Warum in aller Welt musstest du Sachi und Rory erzählen, dass er vorhat, mir einen Antrag zu machen? Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht weiß, ob ich ihn annehmen kann.«
    Maura zieht sich die Nadeln aus dem Haar. »Und ich habe dir gesagt, dass das Unsinn ist«, entgegnet sie. »Außerdem wusste ich nicht, was ich sonst sagen sollte. Du warst ja keine große Hilfe.«
    »Jetzt werden sie in der ganzen Stadt über uns tratschen.« Die Kutsche bleibt stehen, als John Höflichkeiten mit Mrs Corbetts Kutscher austauscht, der gerade von ihrem Grundstück kommt. Zusammen mit den McLeods ist sie unsere nächste Nachbarin. Sie hat ein kleines, quadratisches Haus mit grauen Schindeln gemietet, das durch die umliegenden Obstgärten kaum zu sehen ist. Eigentlich müsste sie in einem gotischen Schloss voller Spinnweben und Statuen ohne Köpfe wohnen. Es würde viel besser zu ihr passen als ein unschuldig wirkendes kleines Landhaus.
    »Wenigstens ist es normaler Klatsch. Das ist es doch, was wir wollen, oder?«, fragt Maura.
    Ich sage nichts. Sie hat recht. Paul heiraten, mit den Ehefrauen der Brüder Tee trinken, mit Sachi Ishida über meine Verlobung plaudern – alles Dinge, die ein normales Mädchen tun würde. Aber was werde ich tun?
    »Du wirst Paul doch heiraten, oder?«, fragt Maura besorgt. Die Kutsche macht einen Satz vorwärts, und die Hufe der Pferde schlagen auf den festgefahrenen Dreck auf dem Weg. Staubwolken steigen auf, und als ich niesen muss, ziehe ich den Kopf vom Fenster zurück.
    »Ich weiß es nicht, Maura. Er hat mich auch noch gar nicht gefragt.«
    Maura setzt sich auf und stellt die Füße wieder auf den Holzboden. »Das wird er aber. Und du darfst dich nicht von irgendeinem fehlgeleiteten Pflichtgefühl Tess und mir gegenüber davon abhalten lassen, Ja zu sagen. Das wäre ein vergeudetes Opfer. Und wenn du nicht selbst eine Entscheidung triffst, werden die Brüder es für dich tun. Es wäre doch keiner von uns damit geholfen, wenn es dir schlecht geht. Und der Mann, den die Brüder für dich aussuchen würden, könnte dich auch nach irgendwohin mitnehmen. Du wirst glücklicher sein, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher