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Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes, Band 01: Cate (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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Webteppich unter dem Tisch. Sie nimmt mein Schweigen als das Schuldeingeständnis, das es ist. »Du meine Güte«, flüstert sie.
    »Aber muss das denn unbedingt heißen, dass wir die drei Schwestern sind? Vielleicht gibt es auch noch andere, die – «
    Marianne legt mir eine Hand auf die Schulter. »Das glaube ich nicht. Und davon abgesehen, drei Hexen in einer Generation – ich habe noch nie vorher davon gehört. Noch nicht einmal in den alten Zeiten.« Vor der Schreckensherrschaft, meint sie. »Und jetzt … Sie haben es ja selbst gelesen. Die Priesterinnen wurden alle ermordet, und es gab noch bis zu Beginn dieses Jahrhunderts Hexenjagden. Einige Hexen haben es vorgezogen, nicht zu heiraten und Kinder zu bekommen. Und diejenigen, die es taten – es ist sehr selten, dass mehr als eine Tochter magische Kräfte entwickelt. Drei Hexen in einer Generation ist etwas äußerst Wertvolles.«
    »Wertvoll?«, würge ich heraus. »Es ist nicht wertvoll, es ist furchtbar!«
    »Ich weiß, Sie haben nicht um diese Verantwortung gebeten. Aber Sie haben die Möglichkeit, die Geschichte zu verändern. Sie können den Frauen ihre Macht zurückgeben. Hat Anna Ihnen sonst noch etwas mitgeteilt?«
    »Etwas, das mir sagen würde, was ich tun soll, meinen Sie? Wie ich Tess und Maura beschützen kann? Irgendetwas Nützliches? « Ich lasse mich gegen ein Bücherregal fallen. »Nein. Meine Absichtsbekundung steht so kurz bevor, und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich werde heiraten müssen, nehme ich an.«
    Marianne holt tief Luft. »Sie sollten alle Ihre Möglichkeiten kennen. Setzen Sie sich, Cate. Ich muss Ihnen etwas erzählen.«
    Ich setze mich hin und trommle nervös mit den Fingern auf dem Tisch.
    »Sie haben die Schwesternschaft gar nicht als Möglichkeit erwähnt.«
    Ich schüttele den Kopf. »Wären wir da nicht nur noch mehr in Gefahr?«
    »Weniger, als Sie vielleicht denken. Die Schwestern – Cate, es sind Hexen.«
    Mir fällt die Kinnlade hinunter. »Alle?«
    Marianne nickt. »Seit es die Schwesternschaft gibt. Sie sind die reformierten Töchter der Persephone. Es ist ein großes Geheimnis, das sehr gut gehütet wird.«
    »Aber dann … dann muss es mehr Hexen geben, als Zara dachte, oder?«, frage ich und schöpfe neue Hoffnung. Und wenn es mehr gibt, sind wir vielleicht doch nicht die drei Schwestern, von denen in der Prophezeiung die Rede ist.
    »Nein. Es gibt nur ein paar Dutzend Schwestern und insgesamt vielleicht fünfzig Schülerinnen. Manche der Mädchen lernen, ihre magischen Kräfte zu kontrollieren, und gehen dann wieder hinaus in die Welt. Manche bleiben und werden richtige Ordensmitglieder.«
    »Moment.« Ich ringe nach Luft, als mir eine andere Erkenntnis beinahe die Sprache verschlägt. »Das heißt, unsere Gouvernante , Elena Robichaud , ist eine Hexe?«
    »Sie muss eine sein.« Marianne lehnt sich über den Tisch, als ob sie Angst hätte, dass ich in Ohnmacht falle. »Ich könnte mir vorstellen, dass sie zu Ihnen geschickt worden ist, um herauszufinden, ob Sie die drei Schwestern der Prophezeiung sind.«
    Ich muss daran denken, wie Elena mit Maura im Wohnzimmer gekichert hat. Wie sie Arm in Arm mit ihr durch den Garten spaziert ist. »Dann ist sie eine Spionin.«
    Marianne fasst wieder nach meiner Schulter und fängt an, sie mit ihren langen Fingern zu kneten, als wolle sie mir Halt geben. »Ja. Aber die Schwesternschaft wird alles tun, um Sie zu unterrichten und Ihnen zu helfen. Sie werden Sie um jeden Preis vor den Brüdern schützen.«
    Ich beiße mir auf die Unterlippe. »Aber woher wissen sie überhaupt, dass wir Hexen sind? Wir sind so vorsichtig gewesen.«
    »Als Anna noch in der Klosterschule war, hat sie ihre Gedankenmagie gegen die Feinde der Schwesternschaft eingesetzt. Ich schätze, jede ihrer Töchter wäre für die Schwestern interessant gewesen. Und die Tatsache, dass ihr drei seid … « Marianne nimmt die Brille ab und sieht mich mit ihren braunen Augen an. »Ich wollte schon seit einiger Zeit mit Ihnen in Verbindung treten , aber ich musste auf die richtige Gelegenheit warten. Die Brüder beobachten mich, und ich hatte Angst, wenn ich Interesse an Ihnen zeige, würde es ein schlechtes Licht auf Sie werfen. Aber ich möchte, dass Sie wissen, dass ich alles tun werde, um zu helfen. Sie dürfen nicht zögern, mich um Hilfe zu bitten.«
    Die Tränen steigen mir in die Augen. Sie wusste von Mutters Gedankenmagie – und sie weiß von meiner –, und sie will trotzdem unsere Freundin sein.

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