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Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)

Titel: Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Spotswood
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lästernden Mäulern im Kloster zu entkommen, aber ich fühle mich irgendwie immer ein bisschen schuldig, als wäre ich Mutters Rosen gegenüber untreu mit diesen Gewächshaus-Orchideen.
    »Es ist mein Lieblingsort hier in New London, besonders jetzt, da es zu kalt für richtiges Gärtnern ist.« Ich lehne mich zurück in seine Umarmung. »Hast du in den letzten Wochen Zeit für deine Übersetzungen gefunden?«
    »So gut wie gar nicht. Wir sind die ganze Zeit mit Ratssitzungen und Festessen und Predigten beschäftigt. Ishida stellt mich allen Leuten vor, als wäre ich sein Hündchen. Es ist furchtbar.«
    »Wirklich? Du machst einen recht gut gelaunten Eindruck«, sage ich argwöhnisch.
    »Nun, ich freue mich natürlich, dich zu sehen. Und … ich habe einen Plan.« Er dreht mich zu sich um. »Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, solange es nicht offiziell ist, aber heute Nachmittag habe ich mich mit Bruder Szymborska getroffen, dem Vorsitzenden des Nationalarchivs. Ich habe mich für eine Stelle als Schreiber in seinem Büro beworben, und ich glaube, ich habe ganz gute Chancen.«
    »Du willst hierbleiben, in New London?«, frage ich. Schwester Inez’ Angebot dröhnt wie Paukenschläge in meinem Kopf.
    »Bei dir.« Er sieht mich erwartungsvoll an.
    »Das ist ja großartig. Ich freue mich«, sage ich, aber meine Stimme ist ziemlich ausdruckslos. Wie kann ich ihn darum bitten?
    Sein Lächeln versiegt. »Das hört sich aber nicht so an.«
    Ich wende mich ab und zupfe das Unkraut von einem Sämling. »Na ja, du wolltest doch immer Lehrer werden. Und was ist, wenn deiner Mutter oder Clara etwas zustößt, und du bist nicht da? Ich will nicht, dass du mich nachher dafür hasst, dich hier festgehalten zu haben.«
    »Das werde ich nicht. Ich tue es auch nicht nur für dich, Cate.« Sein Lächeln lässt die Worte weniger hart erscheinen. »Zum Teil, ja, ich möchte gerne in deiner Nähe sein. Aber nach dem von der Bruderschaft festgelegten Lehrplan zu unterrichten ist nicht gerade mein Traum. Im Nationalarchiv muss ich keine unschuldigen Mädchen verhaften. Ich würde Bücher erfassen und aufbewahren, in manchen Fällen die einzigen Exemplare, die es in Neuengland gibt.«
    Er hat schon so vieles für mich aufgegeben. Wie kann ich ihn darum bitten, auch noch das für mich zu opfern? Ich gehe zum nächsten Schritt über. »Das hört sich an, als wäre es perfekt für dich.«
    »Für uns, dachte ich.« Finn umfasst mein Handgelenk und unterbricht damit mein Unkrautzupfen. »Wenn du nicht willst, dass ich in New London bleibe, dann solltest du es sagen.«
    Ich wirble zu ihm herum. »Nein! Das ist es nicht. Natürlich will ich dich hier haben.«
    »Was du nicht sagst.« Er sieht zu mir herab. »Hör zu, Cate. Alle Aufzeichnungen der Bruderschaft befinden sich im Nationalarchiv. Die Regionalräte senden Berichte von jeder Verhaftung. Wenn ich im Nationalarchiv arbeite, habe ich Zugang zu Informationen, die für die Schwesternschaft sehr nützlich sein könnten.«
    »Willst du … willst du damit sagen, dass du für uns spionieren würdest?«, platze ich lachend heraus.
    Finn nickt unsicher. »Was ist daran so lustig?«
    »Gar nichts! Schwester Inez hat mich nur vorgestern Nacht erwischt, als ich aus dem Garten gekommen bin. Sie hat uns gesehen. Vielleicht hätte ich ihre Erinnerung daran auslöschen sollen, aber ich habe es nicht getan. Sie meinte, du könntest uns möglicherweise helfen. Es gibt noch eine andere freie Stelle, als Schriftführer eines Mitglieds des Höchsten Rats – eines Bruder Denisof –, und Inez meinte, du solltest dich darauf bewerben.«
    Finn lehnt sich gegen den Tisch. »Nun, Informationen vom Höchsten Rat könnten natürlich noch sehr viel nützlicher sein.«
    Der Höchste Rat besteht aus Bruder Covington und elf seiner engsten Vertrauten. Ihre Sitzungen sind geheimnisumwobene Angelegenheiten; niemand weiß, wo oder wann sie stattfinden. Es gibt Gerüchte darüber, wer die elf Berater sind, aber niemand will es öffentlich zugeben, aus Angst, Ziel von Anschlägen zu werden.
    Ich werfe meinen Umhang ab, der inzwischen klamm von geschmolzenem Schnee ist. »Es ist schrecklich gefährlich. Wenn sie dich dabei erwischen, wie du Informationen weitergibst …«
    »Ich wäre immer noch weniger in Gefahr als du«, erklärt er und fährt mit dem Finger über mein bloßes Handgelenk.
    Mein Herz schlägt augenblicklich schneller. »Aber ich bin da hineingeboren. Ich konnte es mir nicht aussuchen. Außerdem

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