Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
angeht.«
»Nun, meine Schwester ist vielleicht dumm genug, das zu glauben, aber ich nicht. Cate, er hat sein Versprechen dir gegenüber gebrochen. Er ist jetzt einer von den Brüdern !« Die Tür fällt knallend ins Schloss, als sie näher kommt und auf den Silberring an seiner Hand zeigt.
Finn wirbelt zu ihr herum, sein Umhang fliegt durch die Luft. Ich weiß nicht, wie er es schafft, in einem Symbol, das ich mein Leben lang mit Abscheu betrachtet habe, so attraktiv auszusehen.
Wahrscheinlich würde ich ihn in allem anziehend finden.
»Ich bin der Bruderschaft nur beigetreten, um Cate zu helfen. Um mir eine Frau leisten zu können«, erklärt er.
Maura lacht. »Bitte sag mir, dass du diesen Blödsinn nicht glaubst, Cate. Wenn er dich erst einmal befleckt hat, was dann? Schwestern müssen keusch sein; du würdest verhaftet werden, wenn es herauskommt! Du bringst dich wegen ein paar Küssen in Gefahr, und das bringt nicht nur dich, sondern uns alle in Gefahr. Denkst du eigentlich nie an jemanden anders als dich selbst?«
»Was?« Finn ist der einzige Teil meines Lebens, der wirklich mein ist, und sie will, dass ich mich dafür schäme? Es als bedeutungslos abtue? Sie ist immer so schnell darin, das Schlimmste von mir zu denken.
Wut und Verlegenheit prallen in mir aufeinander, und die Magie, die untrennbar mit meinen Gefühlen verbunden ist, steigt auf. Ich werfe Maura mehrere Schritte zurück, sodass sie gegen die Glaswand prallt. Nicht so heftig, dass es ihr wehtun würde, aber doch heftig genug, um sie zu erschrecken.
Ich habe noch nie vorher Magie gegen sie angewandt, aber sie soll wissen, dass ich es ernst meine. »Halt den Mund, Maura, und lass es uns wenigstens erklären.«
»Was soll das?«, schreit sie. Das rote Haar fällt ihr aus dem losen Zopf; ihre Stiefel hinterlassen Pfützen auf dem Boden.
»Er weiß, dass ich eine Hexe bin. Er weiß alles. Ich würde Finn mein Leben anvertrauen. Mehr als das. Ich würde ihm dein Leben anvertrauen.«
Maura schnappt nach Luft. »Bist du verrückt? Er könnte ein Spion sein!«
Finn nimmt meine Hand. »Ich bin ein Spion. Für die Schwesternschaft.«
»Was?« Maura reißt die blauen Augen weit auf.
Ich mache mich von ihm los. »Bist du sicher? Was ist mit der Stelle im Nationalarchiv?«
»Ich bin sicher«, sagt Finn und fährt sich mit der Hand durch die Haare. »Ich werde mich auf die andere Stelle bewerben, wenn es das ist, womit ich der Schwesternschaft am nützlichsten sein kann. Welche Informationen braucht Schwester Inez?«
»Schwester Inez weiß, dass du dich mit Finn triffst? Sie ist damit einverstanden?« Maura lässt sich wieder gegen die Wand fallen. Der nasse blaue Saum ihres Nachthemds guckt unter ihrem neuen schwarzen Umhang hervor.
»Sie ist der Meinung, dass Finn ein wertvoller Verbündeter sein könnte«, erkläre ich.
»Und du liebst sie«, sagt Maura zu Finn. Sie hat jede Kampfeslust verloren. Auf einmal sieht sie sehr jung aus mit den roten Locken um ihr blasses Gesicht. »Du bist bereit, dein Leben für sie aufs Spiel zu setzen.«
»Ja.« Finn wendet sich mit aller Ernsthaftigkeit Maura zu. Ich weiß, wie beeindruckend das sein kann. »Es ist mir wichtig, etwas zu unternehmen. Schon ehe ich mich in Cate verliebt habe, war ich nicht mit dem Vorgehen der Brüder einverstanden. Und jetzt bekomme ich jeden Tag mit, wie viel Verachtung die Männer um mich herum den Hexen entgegenbringen und wie wenig Respekt gegenüber Frauen sie haben. Sie reden davon, was sie mit den Hexen anstellen würden, wenn es keine Gesetze gäbe, die sie davon abhalten würden.« Seine Miene verfinstert sich. »Wenn ich nichts dafür tue, auf der richtigen Seite mitzukämpfen, was wäre ich dann für ein Mensch?«
Er ist ein guter Mensch. Ehrenwert. Ich sehe ihn an, und mir wird einmal mehr klar, wie glücklich ich mich schätzen kann.
Maura nimmt das alles in sich auf. »Du hast mir nie gesagt, dass du ihn liebst.« Ihre Stimme ist leise, verletzt.
Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu. »Ich hätte es dir von Anfang an erzählen sollen. Es tut mir leid.«
Doch Maura schüttelt den Kopf, ihre blauen Augen schwimmen vor Tränen. »Dir fliegt immer alles zu, Cate. Das ist nicht gerecht.«
Sie lässt mir gar keine Zeit zu antworten – etwas gegen die Unwahrheit ihrer Worte zu sagen –, sondern nimmt ihre Röcke in die Hand und läuft hinaus in den Schnee.
Ich drehe Finn den Rücken zu und vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich hätte ihr und Tess schon
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