Töchter des Mondes - Sternenfluch (German Edition)
sie.
Maura verschränkt die Arme über ihrem cremefarbenen Mieder. »Die Mädchen dort befinden sich nicht in akuter Gefahr.«
»Aber die Seherin ist dort.« Ich trommle mit den Fingern auf die Tischplatte vor mir. »Brenna ist diejenige, die alle anderen in Gefahr bringt, uns eingeschlossen. Wenn wir Brenna befreien könnten …«
»Und Sachi!«, unterbricht mich Rory und beugt sich vor, um ihre Tafel aufzuheben.
»Wir wissen bereits, wie wir hineinkommen. Cate, Pearl und ich sind dort jede Woche auf Heilmission«, erklärt Mei. »Die Frage ist nur, wie wir die Frauen dort hinaus bekommen sollen.«
»Nanu, Cate Cahill.« Alice sieht mich mit zusammengekniffenen blauen Augen und geschürzten Lippen an. »Da sind ja vielleicht doch ein paar ganz gute Ideen in deinem Kopf. Wenn wir schon unser Leben riskieren, um Mädchen zu befreien, können es auch ebenso gut gleich Hexen sein. Und wo gibt es mehr potenzielle Hexen als in Harwood? Abgesehen von hier, natürlich.«
»Wenn wir sie befreien – mal angenommen, in Harwood bricht ein Feuer aus –, könnten wir unsere Anzahl für den bevorstehenden Krieg vergrößern«, überlegt Maura. Nun lässt sie sich doch von der Begeisterung der anderen mitreißen.
»Ein Feuer?« Ich schüttle den Kopf. »Die Frauen dort stehen unter dem Einfluss von starken Arzneimitteln. Wie viele von ihnen würden bei lebendigem Leibe in ihren Betten verbrennen!«
»Es muss ja kein Feuer sein«, schnauzt Alice mich an und verdreht die Augen. »Wir müssen die Krankenschwestern nur in Aufregung versetzen, sodass sie die Feuerwehr rufen, das Tor offen stehen lassen und es nicht merken, wenn in all dem Durcheinander ein paar Mädchen entkommen. Wir könnten dafür sorgen, dass deine Schwester rauskommt, Rory.«
»Was ist mit der Schwester von Lucy Wheeler? Sie ist auch da, aber sie ist keine Hexe«, sagt Daisy und zieht die dunklen Augenbrauen hoch.
»Ich denke, wir sollten uns auf die Hexen beschränken«, erklärt Alice. »Wir können nicht alle retten.«
»Das ist grausam.« Mei streicht sich den Pony aus den Augen. »Ich sag es euch gleich, wenn Li und Hua nach Harwood geschickt werden, werde ich sie nicht dort verrotten lassen, nur weil sie keine Hexen sind. Sie sind immerhin meine Schwestern.«
Maud wedelt mit der Hand in der Luft, als würde sie auf Erlaubnis warten zu reden, und ich nicke ihr zu. Sie ist ein kleines Mädchen mit roten Haaren – nicht zu vergleichen mit Mauras schönen Locken, es sind glatte karottenrote Haare – und mehr Sommersprossen, als ich jemals in meinem Leben bei einem Menschen gesehen habe. »Meine Cousine Caroline ist auch da«, sagt sie. »Sie ist allerdings keine Hexe. Sie wurde verhaftet, weil sie ein Verhältnis mit einem der Brüder aus unserem Stadtrat hatte. Er war bereits verheiratet, aber er hat überhaupt keinen Ärger bekommen.«
»So ist es doch immer«, sagt Rory verbittert und zieht an der rosafarbenen Spitze ihres Ärmels.
»Ich stimme mit Alice überein. Es sind Hunderte Mädchen in Harwood. Wir können sie nicht alle bei der Schwesternschaft unterbringen. Auch wenn sie zuerst vielleicht dankbar dafür wären, von uns gerettet worden zu sein, wer weiß, ob sie unser Geheimnis bewahren könnten?« Maura streicht sich den cremefarbenen Rock glatt. »Die Sicherheit der Schwesternschaft muss an erster Stelle stehen.«
»Du bist doch mit dem Architekten befreundet, der mit dem Umbau von Harwood beauftragt wurde, nicht wahr?« Alice lächelt Maura berechnend an. »Wenn du ein bisschen mit ihm schäkerst, kannst du sicherlich herausfinden, wie wir es anstellen können. Wir geben uns den Anschein von Bauarbeitern, dann sorgen wir für die nötige Ablenkung, und mitten in dem ganzen Durcheinander schleichen wir uns mit den Hexen davon.«
Auf einmal habe ich einen Verdacht, was für ein Auftrag Paul zurück nach New London gebracht hat. Anscheinend ist es seine Firma, die den Umbau von Harwood beaufsichtigt. Seltsam, dass Maura das überhaupt nicht erwähnt hat. Ich beiße mir auf die Lippe. Wie kommt es, dass sie und Alice so schnell die Führung übernommen haben? Es war doch meine Idee, und jetzt sind sie diejenigen, die Anweisungen geben und Entscheidungen darüber treffen, welche Mädchen gerettet werden!
Rilla schüttelt den Kopf, dass ihre braunen Locken nur so fliegen. »Ich denke, Mei hat recht. Wenn nur ein paarder Mädchen entkommen, werden sich die Brüder dann nicht an den übrigen rächen? Wenn die Verhältnisse dort jetzt
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