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Töchter des Schweigens

Töchter des Schweigens

Titel: Töchter des Schweigens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: barcelo
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sich heute Abend in Lenas Wohnung abgespielt hat.«
    »Was heißt nachvollziehen? Das ist doch ziemlich klar. Lena hatte einen Aussetzer, wie vor dreißig Jahren schon einmal, und hat sich in der Badewanne die Pulsadern aufgeschnitten. Nur dass sie es diesmal durchgezogen hat.«
    Davids Augen wurden schmal.
    »Sie hat schon einmal einen Selbstmordversuch unternommen?«
    »Wie gesagt, vor dreiunddreißig Jahren, im September 1974, aber da hat sie mich rechtzeitig angerufen, sie kam ins Krankenhaus und konnte gerettet werden. Ich bin dann nach England gegangen. Ich weiß nicht, ob es einen weiteren Versuch gab. Da müsstest du Teresa fragen.«
    David saß eine Weile stumm da, dann bezahlte er seinen Kaffee und sah Rita wieder an, als wollte er ihr eine Frage stellen, wüsste aber nicht recht, welche.
    »David«, sagte sie, »du bist Polizist. Du musst solche Dinge doch schon hundertfach erlebt haben. Findest du es denn so verwunderlich, dass sich jemand das Leben nimmt?«
    »Was ich verwunderlich finde«, sagte er und sammelte das Wechselgeld ein, »ist, dass jemand erst den Kühlschrank mit Lebensmitteln fürs Abendessen füllt, Gazpacho macht und sich anschließend umbringt. Und ich finde es auch verwunderlich, dass sich jemand die Pulsadern aufschneidet und weit und breit keine Klinge zu finden ist.« Er blickte ihr in die Augen. »Das finde ich sogar höchst verwunderlich, Rita. Gehen wir zurück zu den anderen?«
    Als David die Tür erreicht hatte und sie aufhielt, um Rita den Vortritt zu lassen, saß diese immer noch erstarrt am Tresen, einen entsetzten Ausdruck im Gesicht, aus dem alle Farbe gewichen war.
     
    David Cuevas zeichnete mit einem schwarzen Kugelschreiber Pfeile an den Rand seines Notizblocks. Seit er mit dem Rauchen aufgehört hatte, zeichnete er im Lauf des Tages Hunderte von Pfeilen, wann immer er sich konzentrieren musste. Doch er konnte noch immer an nichts anderes denken, obwohl er fest entschlossen war, nicht wieder anzufangen.
    Es war ziemlich offenkundig, dass Lenas vermeintlicher Selbstmord ein Mord war, den jemand zu tarnen versucht hatte. Allerdings musste dieser Jemand ein bemerkenswerter Trottel sein, so stümperhaft, wie er vorgegangen war. Wer konnte so dämlich sein, die Klinge verschwinden zu lassen, mit der sie sich angeblich die Pulsadern aufgeschnitten hatte? Außerdem hatte derjenige nicht mit dem Forensiker gerechnet, dem sofort aufgefallen war, dass ihr ein starkes Beruhigungsmittel in einem Kräutertee verabreicht wurde, bevor man ihr in der Badewanne die Adern geöffnet hatte. Der Mörder hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, den Gazpacho in die Spüle oder ins Klo zu kippen. Natürlich hätten sie die Reste im Abwasserrohr gefunden, aber dieser Dilettant hatte es nicht einmal versucht. Wer in Lenas Umfeld konnte so bescheuert oder so unbedarft sein und sie zugleich genügend hassen, um sie zu töten? Wer hatte etwas von ihrem Tod?
    Den Sohn konnte man streichen. Die simple Tatsache, dass er sich in den USA aufhielt, schloss ihn von vornherein aus. Nach allem, was David in Erfahrung gebracht hatte – abgesehen von seinen Informationen aus erster Hand –, war Lena eine Frau mit einem ruhigen, geregelten Leben gewesen. Sie arbeitete zu Hause an Romanübersetzungen aus dem Englischen, und nachmittags half sie Teresa als Sprechstundenhilfe in der Praxis. Sie hatte weder einen festen Freund noch Affären, und ihre Sozialkontakte beschränkten sich auf die kleine Gruppe von Schulfreundinnen, zu der auch Ana gehörte.
    Zum Glück hatte Ana ein hieb- und stichfestes Alibi. Während Lena ermordet wurde, war Ana vollauf mit Rickys Geburtstagsfeier beschäftigt und im Garten ihres Hauses von Kindern umringt gewesen. Nicht dass er Ana für verdächtig gehalten hätte, ihre Freundin getötet zu haben, aber es wäre ihm unmöglich gewesen, seine eigene Frau zu befragen oder mit anzusehen, wie sie von einem Kollegen verhört wurde.
    Letztendlich hatte er sich zu dem Entschluss durchgerungen, den Fall Machado zu übergeben, obwohl Ana darüber nicht sehr erfreut war. Doch ihm schien es weder objektiv noch professionell, eine Untersuchung zu leiten, von der auf die eine oder andere Weise sämtliche Freundinnen seiner Ehefrau betroffen waren, zumal er vor Jahren, kurz nach seiner Ankunft in Elda, mit einer dieser Freundinnen eine Zeit lang zusammen gewesen war.
    Er strichelte ein weiteres Nest aus Pfeilen und dachte an Carmen. Nicht einmal in Gedanken hätte er sie als seine Freundin

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