Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Sache halten soll. Nie zuvor habe ich ein so junges Leben auf dem Arm gehabt. Es ist ein unvergleichliches Gefühl.« Sie drehte sich um und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. »Ich wünschte, du wärst dabeigewesen.«
Zu seiner Überraschung wünschte er das ebenfalls. »Nun, irgendwer mußte hier ja wohl die Stellung halten. Deine Mrs. O’Malley kam sofort vorbei.«
»Sie ist einfach ein Schatz. Ich werde sie morgen anrufen, um ihr alles zu berichten und mich bei ihr zu bedanken.«
»Allerdings kocht sie nicht so gut wie du.«
»Meinst du nicht?« Brianna setzte ein hocherfreutes Grinsen
auf. »Ich hoffe nur, das hast du nicht auch zu ihr gesagt.«
»Ich bin der geborene Diplomat.« Er küßte Briannas Schläfe. »Sie hat also einen Jungen gekriegt. Wie schwer?«
»3200 Gramm.«
»Und wann genau war er da?«
»Oh, so gegen halb eins.«
»Mist, sieht aus, als hätte der Deutsche das Rennen gemacht.«
»Wie bitte?«
»Wir haben gewettet. Geschlecht, Gewicht, und wann das Kind geboren wird. Ich bin ziemlich sicher, daß der Deutsche — Krause —gewonnen hat.«
»Gewettet, ja? Und wessen Idee war das, wenn ich fragen darf?«
Gray sah sie verlegen an. »Murphys«, sagte er. »Der Mann läßt einfach keine Gelegenheit zum Wetten aus.«
»Und was hast du getippt?«
»Mädchen, 3400 Gramm, genau um Mitternacht.« Er küßte sie erneut. »Wo ist meine Zigarre?«
»In meiner Handtasche. Rogan hat eine extra gute herausgesucht.«
»Die nehme ich morgen mit in den Pub. Ich bin sicher, daß irgendwer ein paar Runden spendieren wird.«
»Worauf du ebenfalls wetten kannst.« Sie atmete tief durch und nahm seine Hand. »Grayson, wegen heute nachmittag. Wegen dem, was meine Mutter gesagt hat . . .«
»Du brauchst nichts dazu zu sagen. Ich bin einfach in einem ungünstigen Augenblick hereingeplatzt, das ist alles.«
»O nein, das ist nicht alles, und es wäre idiotisch, so zu tun.«
»Also gut.« Er hatte gewußt, daß sie darauf bestehen würde, über die Sache zu reden, aber den Gedanken, daß ihre Stimmung dadurch getrübt würde, ertrug er nicht. »Wir werden
nicht so tun, als wäre nichts geschehen, aber laß uns nicht heute nacht darüber reden. Verschieben wir das Gespräch. Heute nacht sollten wir lieber feiern, meinst du nicht?«
Erleichterung wallte in ihr auf. Ihre Gefühle waren heute lange genug Achterbahn gefahren. »Doch, das meine ich.«
»Ich wette, daß du noch nichts gegessen hast.«
»Stimmt.«
»Warum gehe ich nicht einfach in die Küche und hole uns was von dem kalten Hühnchen, das vom Abendessen übrig ist? Dann essen wir gemütlich hier im Bett.«
15. Kapitel
W ährend der folgenden Woche war es ein Leichtes, jedem ernsten Gespräch aus dem Weg zu gehen. Gray vergrub sich in seiner Arbeit, und Brianna hatte mit ihren Gästen und ihrem neugeborenen Neffen alle Hände voll zu tun. Wann immer sie eine freie Minute hatte, eilte sie unter irgendeinem Vorwand zu Maggie und flatterte aufgeregt um Mutter und Baby herum. Maggie ihrerseits war zu begeistert von ihrem Sohn, um sich ernsthaft darüber zu beschweren, daß die neue Galerie ohne sie eröffnet worden war.
Wie Gray zugeben mußte, war der Kleine der Hit. Wenn er sich die Beine vertreten oder einmal an etwas anderes denken wollte als an sein Buch, spazierte er selbst hin und wieder zum Cottage hinab.
Der frühe Abend war die beste Zeit, da dann das Licht den für Irland so typischen strahlenden Schimmer bekam und die Luft so klar war, daß man kilometerweit über die smaragdgrünen Hügel auf den wie ein silbriges Band in der Sonne glitzernden Fluß sah.
Bei einem seiner Besuche traf er Rogan in T-Shirt und alten Jeans im Vorgarten beim Unkrautzupfen an. Ein interessanter Anblick, dachte Gray, denn schließlich hatte der Mann genügend Geld, um eine ganze Armee von Gärtnern zu bezahlen.
»Hallo, Papa.« Grinsend lehnte sich Gray gegen das Gartentor.
Rogan hockte sich auf die abgetragenen Absätze seiner Stiefel. »Ah, ein Mann. Komm rein und leiste mir Gesellschaft. Man hat mich gnadenlos vor die Tür gesetzt. Frauen.« Er wies
mit dem Kopf in Richtung der Tür. »Maggie und Brie und Murphys Schwester Kate und außerdem noch ein paar Damen aus dem Dorf. Sie führen ausgedehnte Gespräche darüber, welches die beste Stillmethode ist, und warten mit einer entbindungsmäßigen Heldentat nach der anderen auf.«
»Tja.« Gray bedachte das Cottage mit einem schmerzerfüllten Blick, während er sich über die Gartenpforte
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