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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ließ. Einen Mann, der, wie er sich sagte, durchs Leben ging, wie es ihm gefiel. Ohne Gepäck, ohne Bedauern, völlig frei.
    Natürlich gab es Erinnerungen. Die unangenehmen Erinnerungen blendete er seit Jahren systematisch aus, aber eines Tages würde er zurückblicken und sich an Brianna erinnern, und das wäre genug.
    Warum, zum Teufel, rief sie nicht an?
    Er wandte sich vom Spiegel ab, ehe er vielleicht etwas sähe, was ihm ungelegen kam. Weshalb sollte sie auch anrufen, sagte er sich und trat an ihr Bücherregal. Es war ihre Sache, eine Familienangelegenheit, und er hatte nichts damit zu tun. Was ihm auch lieber war.
    Er war neugierig, weiter nichts. Wollte wissen, wie es Maggie und dem Baby ging. Wenn er aufblieb und wartete, dann nur, weil seine Neugier noch nicht befriedigt war.
    Es ging ihm bereits viel besser, und so nahm er ein Buch, legte sich aufs Bett und schlug die erste Seite auf.
     
    Als Brianna um drei Uhr morgens erschöpft, aber glücklich nach Hause kam, fand sie ihn, das offene Buch auf dem Bauch, in tiefem Schlaf versunken in ihrem Zimmer vor. Sie wußte, sie hatte ein vor lauter Glückseligkeit dümmliches Grinsen im Gesicht, was aber wohl in einer Nacht wie dieser verzeihlich war.
    Lautlos zog sie sich aus, faltete ihre Kleider über einem Stuhl und zog sich ein Nachthemd über den Kopf. Im angrenzenden Badezimmer schrubbte sie sich die Müdigkeit aus dem
Gesicht, betrachtete ihr grinsendes Spiegelbild und brach in leises Lachen aus.
    Auf Zehenspitzen schlich sie ins Schlafzimmer zurück, tätschelte Con, der auf der Decke am Fußende des Bettes lag, löschte seufzend das Licht und legte sich, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, die Bettdecke zurückzuschlagen, neben ihn.
    Sofort drehte er sich zu ihr herum, legte ihr seinen Arm auf den Bauch und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Brie.« Seine Stimme verriet, wie schlaftrunken er war. »Ich habe dich vermißt.«
    »Ich bin ja wieder da.« Sie drehte sich zu ihm herum. »Und jetzt schlaf weiter.«
    »Es ist nicht leicht, ohne dich zu schlafen. Dann kehren all die alten Träume zurück.«
    »Pst.« Sie streichelte ihn und spürte, daß sie bereits selbst in Schlaf sank. »Ich bin ja da.«
    Plötzlich war er hellwach und blinzelte verwirrt. »Brie.« Er räusperte sich, stützte sich auf den Ellbogen und sah sie an. »Du bist zurück.«
    »Ja. Du hast geschlafen, als ich kam.«
    »Oh. Ja.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. Dann endlich kam die Erinnerung zurück. »Wie geht es Maggie?«
    »Bestens, wunderbar. Oh, es war einfach überwältigend, Gray.« Aufgeregt setzte sie sich auf und schlang die Arme um die Knie. »Sie hat Rogan verflucht und ihm auf alle möglichen Arten Rache geschworen. Aber er hat ihr einfach weiter die Hände geküßt und ihr gesagt, daß sie weiteratmen soll. Dann hat sie gelacht, ihm gesagt, daß sie ihn liebt und ihn abermals verflucht. Nie zuvor habe ich einen so nervösen, verschreckten und gleichzeitig so liebevollen Mann gesehen.«
    Sie seufzte und merkte gar nicht, daß ihr ein wahrer Tränenstrom über die Wangen rann. »Die ganze Zeit über herrschte
ein heilloses Durcheinander, alle haben auf einmal geredet und herumgestritten, wie du dir sicher denken kannst. Und immer, wenn die Schwestern versucht haben, uns aus dem Zimmer zu werfen, hat Maggie gedroht, ebenfalls zu gehen. ›Entweder bleibt meine Familie hier‹, hat sie gesagt, ›oder ich gehe auch.‹ Also sind wir geblieben. Ach, es war einfach . . . überwältigend.«
    Gray wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. »Und, erzählst du mir vielleicht noch, was sie bekommen hat?«
    »Einen Jungen.« Brianna schniefte. »Den hübschesten Jungen, den du je gesehen hast. Er hat schwarze Haare, wie Rogan. Sie ringeln sich wie ein Heiligenschein um seinen kleinen Kopf. Und er hat Maggies Augen. Natürlich sind sie jetzt noch blau, aber auf jeden Fall haben sie dieselbe Form. Und er hat geschrien, als wolle er uns alle dafür verfluchen, daß er in dieses Durcheinander gebracht worden ist. Er hatte seine kleinen Finger zu winzigen Fäusten geballt. Liam haben sie ihn genannt. Liam Matthew Sweeney. Und ich habe ihn halten dürfen.« Sie lehnte ihren Kopf gegen Grays Schulter. »Und er hat mich angesehen.«
    »Willst du etwa behaupten, er hätte dich angelächelt?«
    »Nein.« Aber sie lächelte. »Nein, das hat er nicht. Er hat mich ganz ernst angesehen, als überlege er, was er von der ganzen

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