Töchter des Windes: Roman (German Edition)
Aber wie freundlich diese Geste auch war, bemerkte Brianna doch, daß ihr Gegenüber sie einer eiligen, gründlichen Musterung unterzog. Und Gray stand währenddessen strahlend neben ihr.
»Ist sie nicht phantastisch?«
»Allerdings. Setzen wir uns doch. Ich hoffe, es macht euch nichts aus, daß ich bereits Champagner bestellt habe. Aber wir haben allen Grund dazu.«
»Wegen der Briten?« fragte Gray und setzte sich.
»Genau.« Sie lächelte, als der Kellner die bereits auf dem Tisch stehende Flasche Mineralwasser nahm und ihre Gläser
zu füllen begann. »Willst du den geschäftlichen Teil unseres Treffens gleich hinter dich bringen, oder wartest du lieber bis nach dem Essen?«
»Bringen wir es lieber gleich hinter uns.«
Mit einem freundlichen Lächeln bedeutete Arlene dem Kellner, daß seine Mission im Augenblick erledigt war, ehe sie einen ganzen Berg von Telefaxen aus ihrer Aktentasche zog. »Hier ist der britische Vertrag.«
»Was für eine Frau«, sagte Gray und zwinkerte ihr fröhlich zu.
»Und hier sind die anderen ausländischen Angebote und das Angebot für die Vertonung deines Buchs. Mit den Filmleuten sind wir noch nicht so weit. Und hier habe ich deinen hiesigen Vertrag.« Während Gray die Papiere durchsah, wandte sie sich lächelnd Brianna zu. »Gray sagt, daß Sie eine unglaubliche Köchin sind.«
»Er ißt einfach gern.«
»Allerdings. Wie ich höre, haben Sie eine Pension. Blackthorn, nicht wahr?«
»Blackthorn Cottage, ja. Allerdings ist sie nicht besonders groß.«
»So etwas stelle ich mir sehr gemütlich vor.« Arlene betrachtete Brianna über den Rand ihres Wasserglases hinweg. »Und ruhig.«
»O ja. Normalerweise kommen die Menschen in den Westen, um sich die Landschaft anzusehen.«
»Die, wie man mir erzählte, einzigartig ist. Ich war noch nie in Irland, aber Gray hat meine Neugier geweckt. Und für wie viele Gäste haben Sie Platz?«
»Oh, ich habe vier Gästezimmer, aber es kommt immer auf die Größe der Familien an. Acht Menschen finden problemlos Platz, aber manchmal sind es mit Kindern zwölf oder mehr.«
»Und all diese Menschen bekochen Sie, und Sie führen die Pension ganz allein?«
»Es ist ein bißchen, wie wenn man eine große Familie hat«, erklärte Brianna. »Die meisten Leute bleiben nur ein, zwei Nächte und ziehen dann schon wieder los.«
Unauffällig lockte Arlene Brianna aus der Reserve, wobei sie jedes Wort, jede Wendung einer eingehenden Beurteilung unterzog. Gray war mehr als ein Kunde für sie, viel mehr. Eine interessante Frau, überlegte sie. Reserviert, ein wenig nervös. Offensichtlich praktisch veranlagt, dachte sie und klopfte mit einem perfekt manikürten Fingernagel auf die Tischdecke, während sie Brianna nach der westirischen Landschaft auszufragen begann.
Sauber und adrett, stellte sie fest, wohlerzogen und . . . ah . . . sie bemerkte, daß Briannas Blick wanderte und — für den Bruchteil einer Sekunde — auf Gray ruhte. Genau wie sie es gehofft hatte.
Brianna wandte sich ihr wieder zu, sah ihre hochgezogenen Brauen und errötete vor Verlegenheit. »Grayson sagt, Sie hätten Enkelkinder.«
»Allerdings. Und nach dem ersten Glas Champagner zwinge ich Sie bestimmt, sich sämtliche Fotos von ihnen anzusehen.«
»Was mir ein Vergnügen wäre. Wirklich. Meine Schwester hat vor kurzem ihr erstes Baby bekommen.« Briannas Blick und Stimme wurden warm. »Ich habe also selbst ein paar Bilder dabei.«
»Arlene.« Gray blickte von den Papieren auf. »Du bist eine Königin unter den Agenten, jawohl.«
»Ich hoffe, daß du das niemals vergißt.« Noch während sie den Champagner und die Speisekarte orderte, reichte sie ihm einen Stift. »Also unterschreib die Verträge, Gray, und dann feiern wir.«
Brianna war sich sicher, daß sie, seit sie Grayson zum ersten Mal begegnet war, mehr Champagner getrunken hatte als in
all den Jahren zuvor. Sie spielte mit ihrem Glas, studierte die Speisekarte und versuchte, nicht zusammenzuzucken, als sie die Preise sah.
»Am späten Nachmittag treffen wir uns mit Rosalie auf einen Drink«, spielte Gray auf die Verabredung mit seiner Verlegerin an, »und dann sehen wir uns die Premiere an. Du kommst doch wohl auch, oder nicht?«
»Auf jeden Fall«, versicherte ihm Arlene und fügte hinzu: »Ich nehme das Hühnchen«, wobei sie dem wartenden Kellner ihre Speisekarte gab. »Und jetzt erzähl mir«, wandte sie sich an Gray, »wie kommst du mit deinem neuen Buch voran?«
»Wunderbar. So gut hat es bisher
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