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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie mit derselben Antwort abgespeist. Niemand in Rhondda hatte je etwas von einem Unternehmen namens Triquarter Mining gehört. Brianna überließ die Führung Gray, denn es bereitete ihr das größte Vergnügen, ihn bei der Arbeit zu sehen. Sie hatte den Eindruck, als ändere er, je nachdem, mit wem er sprach, seine Persönlichkeit wie ein Chamäleon.
    Er konnte charmant sein, ruppig, geschäftsmäßig, gewitzt. Sie nahm an, auf dieselbe Weise stellte er Nachforschungen zu den Themen seiner Bücher an. Er stellte endlos Fragen und brachte seinen jeweiligen Gesprächspartner entweder durch Schmeichelei oder durch Einschüchterung dazu, daß er ihm eine Antwort gab.
    Nach vier Stunden wußte sie mehr über Kohlebergwerke und die walisische Wirtschaft, als sie je würde in Erinnerung behalten können. Über Triquarter allerdings wußte sie immer noch nichts.
    »Du brauchst ein Sandwich«, beschloß Gray für sie.
    »Da sage ich nicht nein.«
    »Okay, und während wir auftanken, überlegen wir, wie weiter vorzugehen ist.«
    »Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht, weil bei unseren Nachforschungen bisher nichts herausgekommen ist.«
    »Es ist doch etwas herausgekommen. Inzwischen wissen wir ohne jeden Zweifel, daß es kein Unternehmen namens
Triquarter Mining gibt oder gab. Das Postfach ist Schwindel, und höchstwahrscheinlich hat es immer noch derjenige gemietet, der als Strohmann für die ganze Sache dient.«
    »Warum denkst du das?«
    »Sie brauchen es, bis die Sache mit dir und möglichen anderen noch nicht befriedigten Investoren bereinigt ist. Allerdings schätze ich, daß es ansonsten kaum noch Spuren gibt. Laß es uns hier versuchen.« Er schob sie in einen kleinen Pub.
    Die Gerüche, die ihr entgegenschlugen, waren vertraut genug, daß sie Heimweh bekam, die Stimmen hingegen waren fremd genug, um exotisch zu sein. Sie setzten sich an einen Tisch, und Gray nahm die dünne Plastikspeisekarte in die Hand. »Mmm. Shepherd’s Pie. Er ist bestimmt nicht so gut wie deiner, aber ich denke, er wird zumindest eßbar sein. Möchtest du ihn probieren?«
    »Gern. Und dazu nehme ich einen Tee.«
    Gray gab ihre Bestellung auf und beugte sich vor. »Ich denke, Brie, daß es durchaus von Bedeutung ist, daß dein Vater so kurz nach dem Erwerb der Aktie gestorben ist. Du sagtest, du hättest das Zertifikat auf dem Dachboden entdeckt.«
    »Genau. Nach seinem Tod haben wir nicht all seine Kisten durchgesehen. Meine Mutter — nun, Maggie brachte es einfach nicht über sich, und ich ließ es sein, weil . . .«
    »Weil Maggie litt und deine Mutter dir die Hölle heiß gemacht hätte, hättest du es getan.«
    »Ich hasse Auseinandersetzungen.« Sie preßte die Lippen zusammen und starrte auf den Tisch. »Es ist leichter, wenn man es gar nicht erst so weit kommen läßt.« Nach einem kurzen Blick auf Gray senkte sie abermals den Kopf. »Maggie war der Liebling meines Vaters. Er hat mich ebenfalls geliebt, das weiß ich, aber die Beziehung der beiden war etwas ganz besonderes. Einzigartig. Sie trauerte so sehr um ihn, und dann gab es gleich einen furchtbaren Streit, weil nicht meine Mutter
das Haus erbte, sondern ich. Mutter war verbittert und wütend, und so ließ ich seinen übrigen Nachlaß ruhen. Weißt du, ich wollte meine Pension eröffnen, und so war es einfach, die Kisten zu ignorieren, sie hin und wieder abzustauben und mir zu sagen, eines Tages sähe ich mir ihren Inhalt an.«
    »Und das hast du dann auch getan.«
    »Ich weiß nicht, warum ich gerade an jenem Tag auf den Gedanken kam. Aber mittlerweile hatten sich alle ein wenig beruhigt. Mutter hatte inzwischen ihr eigenes Haus, Maggie hatte Rogan geheiratet. Und ich . . .«
    »Du hattest deine Trauer sowieso einigermaßen im Griff. Und außerdem war genug Zeit verstrichen, so daß du die Arbeit ohne allzu großen Schmerz in Angriff nahmst.«
    »Ich schätze, so war es. Ich dachte, ich könnte mir die Dinge, die er dort oben verwahrt hatte, ansehen, ohne mich schmerzlich nach ihm zu sehnen und ohne mir zu wünschen, es wäre alles anders gewesen, als es nun einmal war. Zum Teil tat ich es allerdings auch aus Eigennutz.« Sie stieß einen Seufzer aus. »Ich dachte, ich könnte den Dachboden zu einem neuen Gästezimmer umbauen.«
    »Das ist meine Brie.« Er nahm ihre Hand. »Also hat er die Aktie dort oben verwahrt, und Jahre vergingen, ohne daß irgend jemand sie fand und etwas unternahm. Ich schätze, sie dachten, die Sache wäre erledigt. Weshalb sollten sie das Risiko

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