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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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immer sein. Aber du bist das Produkt meiner Ehe und meiner Pflichterfüllung als Ehefrau.«
    »Deiner Pflichterfüllung?«
    Die Hände auf die Sessellehnen gestützt, beugte sich Maeve vor und sagte voller Bitterkeit. »Meinst du etwa, ich hätte es gewollt, daß er mich je wieder berührt? Meinst du etwa, es hätte mir gefallen, daran erinnert zu werden, weshalb mein Herzenswunsch niemals in Erfüllung gegangen war? Aber die Kirche sagt, daß man in einer Ehe Kinder zeugen soll, und so habe ich meine Pflicht gegenüber der Kirche erfüllt und zugelassen, daß er mich ein zweites Mal mit seinem Samen füllt.«
    »Du hast deine Pflicht erfüllt«, wiederholte Brianna, und die Tränen, die sie gern vergossen hätte, gefroren in ihrem Herzen zu Eis. »Ohne Liebe, ohne Leidenschaft. So wurde ich gezeugt?«
    »Es bestand keine Notwendigkeit mehr, mit ihm das Bett zu teilen, als ich wußte, daß ich mit dir schwanger war. Ich ertrug ein zweites Mal die Wehen, eine zweite Geburt und dankte Gott, als es vorüber war.«
    »Und danach hast du nie wieder mit ihm das Bett geteilt. All die Jahre nicht.«
    »Ich wollte keine Kinder mehr. Durch deine Geburt habe ich für meine Sünde Buße getan. Du hast nichts von Maggies Wildheit. Du bist kühl und beherrscht. Und diese Eigenschaften wirst du benutzen, um rein zu bleiben —solange dich kein Mann in Versuchung führt. Rory hätte es fast getan.«
    »Ich habe Rory geliebt.« Sie haßte es, daß sie den Tränen so nahe war. Tränen für ihren Vater, dachte sie, und für die Frau, die er geliebt und verloren hatte, weil es sie und Maggie gab.
    »Du warst noch ein Kind«, tat Maeve das gebrochene Herz eines jungen Mädchens ab. »Aber jetzt bist du eine Frau, und hübsch genug, um die Blicke der Männer auf dich zu ziehen. Ich möchte, daß du weißt, was passieren kann, wenn du dich von ihnen zu sündigem Treiben überreden läßt. Der Kerl oben
wird kommen und gehen, wie es ihm gefällt. Vergiß es, und du endest allein, mit einem Baby unter der Schürze und von Scham erfüllt.«
    »Ich habe mich oft gefragt, weshalb es in diesem Haus keine Liebe gab.« Brianna bemühte sich, ihrer Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen. »Ich wußte, daß du Dad nicht geliebt hast, daß es dir aus irgendeinem Grund nicht möglich war, und dann, als ich durch Maggie von deiner Gesangskarriere und ihrem Ende erfuhr, dachte ich, ich verstünde dich, und empfand ein gewisses Mitgefühl für deinen Schmerz.«
    »Du kannst gar nicht wissen, was für ein Gefühl es ist, alles zu verlieren, was einem jemals wichtig war.«
    »Nein, das kann ich nicht. Aber ebensowenig kann ich eine Frau verstehen, die keine Liebe empfindet für die Kinnder, die sie unter ihrem Herzen getragen und geboren hat.« Sie hob ihre Hände an ihr Gesicht, das erstaunlicherweise immer noch kühl und trocken wie Marmor war. »Maggie hast du es immer zum Vorwurf gemacht, daß sie auch nur geboren ist. Und ich war ganz offensichtlich nichts weiter als ein Mittel zur Buße für eine zuvor begangene Sünde für dich.«
    »Ich habe dich mit großer Sorgfalt aufgezogen«, setzte Maeve an.
    »Mit Sorgfalt. Nein, es stimmt, gegen mich hast du niemals die Hand erhoben, wie es Maggie gegenüber vorgekommen ist. Es ist ein Wunder, daß sie mich nicht schon allein deshalb haßt. Ihr gegenüber warst du hitzig, mir gegenüber von kühler Disziplin. Und offenbar hat es gut funktioniert, denn ich nehme an, nur dadurch sind wir zu den Menschen geworden, die wir heute sind.«
    Vorsichtig nahm sie wieder Platz und hob das heruntergefallene Wollknäuel auf. »Ich wollte dich lieben. Ich habe mich immer gefragt, warum ich dir gegenüber niemals mehr als Loyalität und Pflichtgefühl empfand, aber jetzt verstehe ich, daß es nicht mir an etwas gemangelt hat, sondern dir.«
    »Brianna.« Maeve sprang erschüttert auf. »Wie kannst du so etwas sagen? Ich habe immer nur versucht, dich davor zu bewahren, daß es dir einmal ähnlich wie mir ergeht.«
    »Was dir durchaus gelungen ist. Ich bin allein, nicht wahr? Und immer noch Jungfrau, wie es deinem Wunsch entspricht. Wie schon so oft stricke ich eine Decke für das Kind einer anderen Frau, aber als Ausgleich habe ich, wie du ja ebenfalls bemerkt hast, meine Pension. Durch unser Gespräch hat sich nichts verändert, Mutter, außer, daß mein Gewissen erleichtert ist. Ich werde dir auch weiterhin das geben, was ich dir immer gegeben habe, aber ich werde aufhören, mir Vorwürfe zu machen, weil du von mir

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