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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Sprichst du französisch?«
    »Nein.« Verblüfft legte sie den Kopf in den Nacken, um ihn anzusehen. »Warum?«
    »Ich dachte nur, wenn wir französisch sprechen würden, würden sie denken, daß wir — tja, Franzosen sind. Und dann würden sie ihren Vetter Fred zu Hause in Dallas anrufen und ihm die Geschichte von diesem romantischen französischen Pärchen erzählen, dem sie an der Küste begegnet sind.« Er küßte sie sanft und stellte sie am Rand der Klippe wieder auf die Füße.
    Das Wasser hatte heute die Farbe ihrer Augen, entdeckte er. Das kühle, rauchige Grün, das zahllose romantische Träume verriet. Zugleich war die Sicht klar genug, daß man die gedrungenen Höcker der Aran Inseln und die kleine Fähre, die von Innismore in Richtung Festland fuhr, erkennen konnte. Die Luft roch frisch, und der Himmel war von einem unbeständigen Blau, einer Farbe, die bestimmt jeden Augenblick eine Veränderung erfuhr. Die nur wenige Meter von ihnen entfernt stehenden Touristen sprachen mit einem breiten, texanischen Akzent, der ihn lächeln ließ.
    »Es ist wunderschön hier. Alles ist wunderschön. In diesem Teil der Welt brauchst du nur den Kopf zu drehen, um wieder etwas neues Atemberaubendes zu sehen.« Langsam drehte er sich zu Brianna um. »Atemberaubend, jawohl.«
    »Jetzt versuchst du mir zu schmeicheln, damit ich dir nicht länger böse bin, weil du dich in meine Privatsachen mischst.«
    »Tue ich nicht. Außerdem habe ich mich noch längst nicht zu Ende eingemischt, und obendrein mache ich das sehr gern, so daß ich ein Heuchler wäre, wenn ich mich dafür entschuldigen
würde, meinst du nicht? Also, wer ist Amanda Dougherty, und warum sucht Rogan diese Frau?«
    Nun war sie ehrlich schockiert, und eine Sekunde lang starrte sie ihn sprachlos an. »Du bist wirklich der ungehobeltste Kerl, der mir je begegnet ist.«
    »Das ist mir bekannt. Erzähl mir lieber etwas, was ich noch nicht weiß.«
    »Ich gehe zurück.« Aber als sie kehrtmachte, hielt er sie am Arm fest.
    »Ich trage dich sofort zurück. In den Schuhen brichst du dir nur die Knöchel. Vor allem, wenn du wütend davonstürmst, ohne auf den Weg zu sehen.«
    »Ich stürme nicht wütend davon, wie du es so schön nennst. Und außerdem geht dich das Ganze . . .« Sie brach ab und atmete seufzend aus. »Warum vergeude ich überhaupt meine Zeit damit, dir zu erklären, daß dich das Ganze nichts angeht?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Sie sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Sein Gesicht wirkte höflich, merkte sie, doch zugleich strahlte es die Sturheit gleich zweier Maulesel aus. »Ich wette, du läßt nicht eher locker, als bis du die ganze Geschichte kennst.«
    »Jetzt hast du es begriffen.« Aber statt zu lächeln, strich er ihr sanft eine lose Strähne aus dem Gesicht und sah sie fragend an. »Es ist etwas, das dir Angst macht. Sie ist jemand, der dir Angst macht, nicht wahr?«
    »Das verstehst du nicht.«
    »Du wärst überrascht, wenn du wüßtest, was ich alles verstehe. Hier, setz dich.« Er führte sie zu einem Felsen, drängte sie, Platz zu nehmen, und setzte sich neben sie. »Erzähl mir eine Geschichte. Auf diese Weise ist es bestimmt einfacher.«
    Vielleicht. Und vielleicht würde ihr, wenn sie ihre Ängste einmal ausspräche, tatsächlich ein wenig leichter ums Herz. »Vor vielen Jahren gab es einmal eine Frau, deren Stimme wie
die eines Engels klang — so sagte man. Und sie hatte den Ehrgeiz, diese Stimme zu nutzen und eines Tages eine berühmte Sängerin zu sein. Sie war unzufrieden mit ihrem Leben als Tochter eines Gastwirts, und so zog sie durchs Land und bezahlte für alles, was sie benötigte, mit einem Lied. Eines Tages kam sie zurück, denn ihre Mutter war krank, und wenn sie auch keine liebende Tochter war, so hatte sie zumindest ein gewisses Pflichtgefühl. Zu ihrem Vergnügen und zum Vergnügen der Gäste stimmte sie für ein paar Pfund abends im Dorfpub ihre Lieder an. Dort war es, wo sie schließlich einem Mann begegnete.«
    Brianna blickte aufs Meer hinaus, während sie sich vorstellte, wie ihr Vater ihre Mutter erblickte und zugleich in den Bann ihrer lieblichen Stimme gezogen worden war.
    »Heiße Leidenschaft loderte zwischen ihnen auf. Es mag Liebe gewesen sein, aber es war nicht die dauerhafte Art. Und dennoch wollten oder konnten sie der Versuchung nicht widerstehen, und so merkte sie nach kurzer Zeit, daß sie schwanger war. Die Kirche, ihre Erziehung und ihr eigener Glaube ließen ihr keine andere Wahl, als

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