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Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Töchter des Windes: Roman (German Edition)

Titel: Töchter des Windes: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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gar keinen Champagner getrunken.« Ohne jede Scham rollte er sich nackt vom Bett. »Warum nimmst du nicht ein Bad, und ich mache schon mal die Flasche auf?«
    Mit einem Mal empfand sie eine gewisse Verlegenheit, obgleich ihr noch vor wenigen Sekunden ihn auf und in sich zu haben vollkommen natürlich erschienen war. Nun allerdings nestelte sie von Scham erfüllt am Laken herum. »Das Laken«, setzte sie an und merkte, daß sie errötete. Sicherlich hatten sie Flecken darauf hinterlassen.
    »Ich kümmere mich schon darum.« Als er sah, daß sie noch
stärker errötete, verstand er ihre Verlegenheit, trat wieder ans Bett, umfaßte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Ich bin durchaus in der Lage, ein Laken zu wechseln, Brie. Und selbst wenn ich es vorher nicht gekonnt hätte, habe ich dir inzwischen oft genug zugesehen, um zu wissen, wie es geht.« Sein Mund strich über ihre Lippen, und seine Stimme wurde rauh. »Weißt du, wie oft ich vor Verlangen halb wahnsinnig geworden bin, wenn ich zugesehen habe, wie du mein Laken glattgestrichen und die Bettdecke zurückgeschlagen hast?«
    »Nein.« Unweigerlich wallten neue Lust und neues Verlangen in ihr auf.
    »Tatsächlich?«
    Statt einer Antwort lachte er und lehnte seine Stirn an ihre. »Womit habe ich das nur verdient? Womit habe ich dich verdient?« Er zog sich zurück, aber in seine Augen war das alte Blitzen zurückgekehrt, was ihr Herz langsam und schmerzlich gegen ihre Rippen schlagen ließ. »Und jetzt nimm dein Bad. Hinterher möchte ich dich noch einmal lieben«, sagte er, wobei er in einen breiten, amerikanischen Akzent verfiel, so daß sie zu lächeln begann. »Das heißt, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Ich habe nichts dagegen.« Sie atmete tief ein, denn noch nie hatte sie in Anwesenheit eines Mannes nackt einen Raum durchquert. »Im Gegenteil, das wäre wunderbar. Ich beeile mich.«
    Als sie ins Badezimmer ging, atmete er ebenfalls tief ein. Um sich zu beruhigen, sagte er sich.
    Nie zuvor hatte er eine Frau wie sie gekannt. Nicht nur, daß er zuvor noch nie mit einer Jungfrau geschlafen hatte — was an sich schon phantastisch war —, nein, sie war überhaupt eine einzigartige Person. Ihr Zögern und ihr gleichzeitiger Eifer bildeten einen faszinierenden Kontrast, und obendrein hatte ihm noch nie ein Mensch ein derart absolutes Vertrauen entgegengebracht.
    »Ich liebe dich«, hatte sie gesagt.
    Am besten dächte er nicht weiter darüber nach. Frauen neigten nun einmal dazu, Sex allzu romantisch, allzu gefühlvoll zu sehen. Und wahrscheinlich war es normal, daß eine Frau, die zum ersten Mal die Freuden erfüllter Leidenschaft erfuhr, Lust mit Liebe verwechselte. Frauen benutzten diese Worte und verlangten sie. Das wußte er. Und genau aus diesem Grund war er so vorsichtig, wenn er sprach.
    Aber er hatte etwas empfunden, als dieser überbewertete und viel zu oft geäußerte Satz an sein Ohr gedrungen war. Wärme und Verlangen und, einen Herzschlag lang, das verzweifelte Bedürfnis, daß es die Wahrheit war. Während dieser Sekunde hätte er ihr am liebsten dasselbe gesagt.
    Aber er hatte sich beherrscht, und obgleich er alles täte, um ihr nicht weh zu tun, alles, damit sie sich während der Zeit ihres Zusammenseins glücklich fühlte, gab es Grenzen dessen, was ihm möglich war. Ihr gegenüber ebenso wie gegenüber jedem anderen.
    Genieß den Augenblick, sagte er sich. Er war alles, was es gab. Und er hoffte, es gelänge ihm, sie zu lehren, daß sie ihn ebenfalls genoß.
     
    Sie fühlte sich seltsam, als sie das Handtuch um ihren frisch geschrubbten Körper schlang. Anders als zuvor. Es war etwas, was man einem Mann nicht erklären konnte, dachte sie. Ein Mann verlor nichts, wenn er sich zum ersten Mal einer Frau hingab. In seinem Inneren gab es keinen schmerzhaften Riß, ehe jemand anderes Einlaß fand. Aber die Wundheit zwischen ihren Schenkeln brachte nicht die Erinnerung an den Schmerz und die Gewalt seines Eindringens zurück, sondern gab ihr ein Gefühl der Verbundenheit. Des süßen, schlichten Bundes, den man durch die Paarung miteinander schloß.
    Sie stand vor dem beschlagenen Spiegel und sah sich an. Sie wirkte lebendiger, dachte sie. Sicher, es war immer noch dasselbe
Gesicht wie das, das sie seit Jahren täglich im Spiegel sah, aber strahlte es nicht eine neue, ungewohnte Weichheit aus? Die in den Augen lag, um den Mund herum? Das hatte die Liebe bewirkt. Die Liebe, die sie in ihrem Herzen empfand, die Liebe, die ihr zum ersten Mal

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