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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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die andere und stieß dabei einen weißen Briefkasten und einen Topf mit Geranien um.
    Als er die Kurve erreichte, war Davis verschwunden. Von der Straße gingen viele kleine Seitenstraßen in die Canyons ab, wie die Nebenarme eines Flusses. In keiner davon konnte Parker einen schwarzen Town Car entdecken.
    Er fuhr an den Straßenrand und rief im Hollywood Bureau an, um eine Beschreibung des Wagens und von Eddie Davis durchzugeben, außerdem teilte er mit, dass Davis bewaffnet und äußerst gefährlich war.
    Eddie Davis. Beinahe hätte er ihn gehabt, und jetzt war er weg, auf der Flucht. Parker hatte keine Ahnung, wohin er unterwegs sein mochte. Verbrecher wie Davis hatten überall ihre Schlupflöcher. Er würde sich in einem davon verkriechen, und kein Mensch konnte sagen, wann er wieder herauskam.
    Jetzt wusste er, dass die Cops hinter ihm her waren. Vielleicht würde er versuchen, sich abzusetzen. Aber er hatte die Negative nicht, und er war offensichtlich bereit, alles zu riskieren, um sie in die Hände zu bekommen.
    Mit den Negativen konnte man ihn in die Falle locken. Davis hatte keine Ahnung, dass Parker das einzelne Negativ aus Lennys Bankschließfach hatte.
    Parker rief bei Ito an, um sich zu erkundigen, ob das Negativ, das Lenny als Lebensversicherung zurückbehalten hatte, schon entwickelt war, erreichte jedoch nur dessen Mailbox. Er hinterließ eine Nachricht, dass Ito ihn so schnell wie möglich zurückrufen sollte und legte auf.
    Er musste herausfinden, womit – oder mit wem – er es zu tun hatte. Dann könnte er den nächsten, entscheidenden Schritt unternehmen. Es war an der Zeit, den Fall Lenny Lowell abzuschließen und ein neues Kapitel aufzuschlagen. Wie es bei Comebacks manchmal war, schien ihm dieses kein Glück zu bringen. Was für eine Ironie des Schicksals, dachte Parker, dass dieser Fall wahrscheinlich sein letzter sein würde, falls er richtig lag, was das Opfer von Lenny Lowells Erpressungsabsichten betraf – und den Grund für die Erpressung. In einer Stadt, die von Ruhm und Macht lebte, würde diese Botschaft etwas enthalten, was niemand hören wollte: die Wahrheit.

39
    Das Lager der Medien vor dem Gerichtsgebäude hatte etwas von einem Flüchtlingscamp für Technofreaks an sich. An Stangen befestigte Scheinwerfer, Generatoren, Kabel, die kreuz und quer über den Boden liefen, Typen in ausgebeulten Shorts, die Videokameras mit den Logos der verschiedenen Sender herumschleppten, Tonmänner mit Kopfhörern, Kommentatoren, die vom Hals bis zur Taille in ausgesprochen eleganten Klamotten steckten. Von der Taille abwärts: kurze Hosen, Sandalen, Turnschuhe.
    Ein ganzer Parkplatz voller Übertragungswagen. Satellitenschüsseln ragten in die Höhe wie seltsame Riesenblumen, die ihre Köpfe der Sonne entgegenstreckten. Fliegende Händler verkauften kalte Getränke und Cappuccino, Sandwiches und Burritos, Eis und Obst, altmodische Bowlinghemden und T-Shirts mit der Aufschrift »Lasst Rob Cole frei«.
    Die Printmedien nahmen in diesem Haufen die Rolle der Kojoten ein. Sie streiften weiträumig umher, sie waren nicht an irgendwelche Kabel gefesselt, sie brauchten kein Make-up und keine Scheinwerfer. Fotografen mit mehreren Kameras um den Hals und verkehrt herum aufgesetzten Baseballkappen schlichen vor dem Gerichtsgebäude herum, auf der Suche nach einer Perspektive, die bis jetzt noch nicht genutzt worden war. Hier und da standen Grüppchen von Reportern zusammen, rauchten und fachsimpelten ein bisschen.
    Während er auf die Menge zuging, wählte Parker Andi Kellys Nummer.
    »Andi Kelly.«
    »Das ist wie 1994 «, beklagte sich Parker. »Ist denn seit O. J. niemandem was Neues eingefallen? Gibt's denn nichts Interessanteres, über das ihr berichten könntet?«
    »Kriminelle Promis sind wieder in, Parker. Das ist RetroReality-TV. Das wollen die Leute.«
    »Und was kommt als Nächstes? Die Wiederkehr von Van Halen und den langhaarigen Bands?«
    »Die Welt rast nun mal mit einem Affenzahn auf den Abgrund zu. Wo steckst du?«
    »Zwischen dem Kerl, der DVDs mit Raubkopien von Coles Fernsehserien verkauft, und dem Übertragungswagen von Channel 4 . Und wo bist du?«
    »Am Rand des Nervenzusammenbruchs.«
    »Treffen wir uns beim Espressostand.«
    »Du zahlst.«
    »Hast du eigentlich jemals in deinem Leben eine Rechnung übernommen?«
    »Nee.«
    Parker nahm einen doppelten Espresso und gab Kelly eine große Latte Macchiatto mit Karamellgeschmack und einer Extraportion Sahne aus.
    »Du hast wirklich

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