Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht
Autoren: T Hoag
Vom Netzwerk:
»Sieht ohnehin so aus, als wäre ich meinen Job bald los.«
    »Ich mag den anderen Mann nicht«, gestand der Junge. »Er ist gemein. Ich habe ihn heute Morgen im Fischmarkt gesehen.«
    Parker hob eine Augenbraue. »Wirklich? Und was hat er dort gemacht?«
    »Er wollte sich Madame Chens Auto anschauen, aber ein paar andere Cops hatten es schon mitgenommen, und da ist er ziemlich sauer geworden. Und dann hat er eine Menge Fragen gestellt und war ganz fies.«
    »Hmm…«, Parker beugte sich vor und senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüstern. »Ich glaube, er hat ein Problem mit seinem Selbstbewusstsein.«
    »Er hat Boo Zhu zum Weinen gebracht. Boo Zhu hat Tri-somie 21 .«
    Parker hatte sein Vergnügen daran, dass dem Jungen so große Wörter noch nicht aus dem kleinen Mund kommen wollten. Er hatte sie alle im Kopf, nur war seine Zunge nicht ganz so schnell gewachsen wie sein Intellekt.
    »Da hast du's«, sagte Parker. »Er ist wahrscheinlich auch gemein zu kleinen Tieren. Gehörte zu den Kindern, die einen hohen Hamsterverbrauch haben, wenn du weißt, was ich meine.«
    Der Junge wusste es nicht, war aber zu höflich, um es zu sagen. Seltsamer kleiner Kerl.
    »Also, was willst du mir sagen, ohne dass ich dich deswegen verhaften werde?«
    Der Junge blickte sich nach allen Seiten um, ob nicht jemand lauschte oder spionierte.
    »Ich mach dir einen Vorschlag«, sagte Parker. »Ich wollte gerade über die Straße und etwas essen gehen. Hast du Hunger? Möchtest du mitkommen? Ich lade dich auf einen Cheeseburger ein.«
    »Ich bin Lak-to-ve-ge-ta-rier«, sagte der Junge.
    »Aber natürlich. Dann eben auf so viel Tofu, wie du essen kannst. Komm.«
    Der Junge trottete neben ihm her, aber gerade außer Reichweite für Parker. Als sie an der Ecke darauf warteten, dass die Ampel grün wurde, sagte Parker: »Weißt du was, ich finde, wir könnten uns eigentlich mit Vornamen anreden. Was meinst du?«
    Ein misstrauischer Blick von der Seite.
    »Allein über deinen Vornamen werde ich nichts über dich herausbekommen können«, sagte Parker. »Ich heiße Kev.«
    Die Ampel sprang auf Grün um. Parker wartete.
    Der Junge schluckte und holte tief Luft. »Tyler«, sagte er. »Tyler Damon.«

45
    Tyler erzählte Parker die Lebensgeschichte der Damon-Brüder, während er wie ein Spatz in seinen Nudeln herumpickte. Von Zeit zu Zeit wanderte der Blick seiner großen blauen Augen durch das Smeraldi's in die Lobby des Biltmore und zur Olive Street hin, ungläubig, so als wäre er in der L. A.-Version eines Harry-Potter-Buchs gelandet.
    Parker litt mit ihm. Der arme Junge hatte Angst um seinen Bruder, Angst um sich selbst. Er musste das Gefühl haben, sein Leben sei von einem Tag auf den anderen auf den Kopf gestellt worden, und nun saß er hier und erzählte alles einem Cop.
    »Was wird jetzt mit uns geschehen?«, fragte er mit kläglicher Stimme.
    »Es wird alles gut werden, Tyler«, sagte Parker. »Und wenn wir deinen Bruder gefunden haben, wird auch für ihn alles gut werden. Weißt du, wie sich das bewerkstelligen lässt?«
    Die mageren Schultern hoben sich bis an seine Ohren. Er starrte auf seinen Teller. »Er hat nicht ein einziges Mal geantwortet, als ich versucht habe, ihn mit dem Walkie-Talkie zu erreichen.«
    »Er hatte heute sicher viel zu tun. Ich habe so eine Ahnung, dass wir heute Abend mehr Glück haben werden.«
    »Und was ist, wenn der Typ auf dem Motorrad ihn erwischt hat?«
    »Der Typ auf dem Motorrad hat inzwischen kein Motorrad mehr«, erwiderte Parker. »Nach dem, was ich dort draußen gehört habe, ist dein Bruder wie der Blitz auf seinem Fahrrad verschwunden. Der fiese Typ hat an den Bunker Hill Steps eine Bauchlandung gemacht. Im Grunde müsste er tot sein.«
    »Aber er ist wieder aufgestanden.«
    »Da war dein Bruder schon lange weg.« Parker warf ein paar Scheine auf den Tisch und stand auf. »Komm, Kleiner, wir hauen von hier ab. Du bist ab jetzt mein Partner.«
    Tyler Damon machte große Augen. »Wirklich?«
    »Du musst mein Partner sein. Ohne dich schaffe ich es nicht.«
    »Zuerst muss ich Madame Chen anrufen.«
    »Wir rufen sie vom Auto aus an. Sie wird doch nicht mit dir schimpfen, oder?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur nicht, dass sie sich Sorgen macht.«
    »Wir rufen sie an.«
    Sie gingen durch die Hauptlobby hinaus, wo sich Andi Kelly herumtrieb. Parker machte ihr ein Zeichen, dass er sich bei ihr melden würde, blieb jedoch nicht stehen. Er musste Tyler Damons Vertrauen gewinnen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher