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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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seinen Anblick als Beleidigung.
    »Soweit ich weiß, ist Parker der zuständige Detective«, erklärte sie. »Und bis ich von jemandem, der wichtiger ist als Sie, Bradley, etwas anderes höre, rede ich mit Parker.«
    Sie wartete Kyles Antwort nicht ab. Was immer er auch zu sagen hatte, war für sie nicht von Interesse oder Bedeutung. Sie arbeitete für das Büro des Coroners. Der Coroner mochte springen, wenn eines der großen Tiere im Parker Center mit dem Finger schnippte. Diane Nicholson tat es nicht.
    Sie streifte ein Paar Latexhandschuhe über und kniete sich neben die Leiche, um mit der Untersuchung zu beginnen.
    In Lenny Lowells Hosentaschen fanden sich dreiundvierzig Cent, ein Fruchtbonbon und ein verblichener, eselsohriger Wettschein von einem Pferderennen in Santa Anita.
    »Das war sein Talisman.«
    Die Stimme, die vorher so kräftig und entschlossen geklungen hatte, war jetzt kaum noch zu hören. Parker blickte zu Abby Lowell und sah, dass sich ihre Augen erneut mit Tränen füllten, als sie auf das kleine Stück rote Pappe in Nicholsons Hand starrte. Dieses Mal versuchte sie nicht, die Tränen zurückzudrängen. Sie quollen zwischen ihren Wimpern hervor und liefen ihr über die Wangen, ein dicker Tropfen nach dem anderen. Ihr Gesicht war blass, die Haut wirkte fast durchsichtig, wie feinstes Porzellan. Parker befürchtete, sie könnte ohnmächtig werden, und schob sich an Kyle vorbei, um zu ihr zu gehen.
    »Der Wettschein«, sagte sie. Sie versuchte, sich zu einem Lächeln zu zwingen, als ginge es um einen privaten Scherz, aber ihre Lippen zitterten. »Er trug ihn als Talisman mit sich herum.«
    Parker fasste sie sanft am Arm. »Gibt es jemanden, bei dem Sie heute Nacht bleiben können, Ms. Lowell? Ich lasse Sie von einem Officer hinbringen. Ich werde Sie morgen anrufen, dann können wir eine Uhrzeit vereinbaren, wann Sie aufs Revier kommen und mir mehr über Ihren Vater erzählen.«
    Abby Lowell entzog ihm ihren Arm, ohne ihn anzusehen, sie hielt den Blick starr auf den Boden gerichtet, auf die Schuhe ihres Vaters. »Tun Sie nicht so, als ob Sie besorgt um mich wären, Detective«, sagte sie in bitterem Ton. »Ihr falsches Mitleid können Sie sich sparen. Ich kann durchaus allein nach Hause fahren.«
    Niemand sagte ein Wort, als sie sich umdrehte, durch den Korridor ging und das Büro durch die Hintertür verließ.
    Nicholson brach das Schweigen, während sie Lenny Lowells Talisman in einen Umschlag steckte für den Fall, dass er sich später noch als wichtig erweisen könnte. »Ich schätze, er hätte ihn einlösen sollen, solange er noch die Gelegenheit hatte.«

6
    Jace schlug sich über Seitenstraßen und Durchfahrten zwischen den Gebäuden bis zu Lenny Lowells Büro durch. Er mied das Licht der Straßenlampen und offene Plätze und sein Herz begann jedes Mal zu rasen, wenn ein Wagen in sein Blickfeld kam. Er hatte keine Ahnung, wo der Jäger war. Er hatte keine Ahnung, ob der Scheißkerl nicht vielleicht nur einen halben Block entfernt am Straßenrand parkte und in der Kuriertasche nach dem Päckchen suchte, das der Grund für den Angriff gewesen sein musste
    - um dann festzustellen, dass es nicht drin war, dass er seine Aufgabe nicht erfüllt hatte.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis er mit dem Silberpfeil endlich wieder auf vertrautem Territorium war. Er versuchte, das verbogene Fahrrad so zu halten, dass es auf dem unbeschädigten Vorderrad rollte und er sich gleichzeitig darauf abstützen konnte, um es als Krücke zu benutzen. In seinem verrenkten Knöchel pochte der Schmerz. Wenigstens hatte er seinen Schuh wiedergefunden, aber wegen der Schwellung konnte er ihn nicht fest zuschnüren. Wenn er eine Antilope gewesen wäre wie in einem dieser Tierfilme, die sich Tyler ständig auf dem Discovery Channel ansah, hätte ihn jeder Löwe auf Beutefang mühelos zur Strecke gebracht.
    Er erreichte die Tankstelle von der hinteren Seite, lehnte sein Fahrrad gegen die Rückwand des Gebäudes, streckte dann vorsichtig den Kopf um die Ecke und spähte aus der Dunkelheit hinüber zu der Insel aus kaltem Licht, das die Zapfsäulen umgab. Niemand tankte. Es waren kaum Autos auf der Straße. Die wenigen, die unterwegs waren, wussten genau, wohin sie wollten, und waren entschlossen, mit dem, was sich in ihrem Tank befand, hinzukommen.
    Es regnete immer noch. Jace zitterte vor Kälte und Angst, Adrenalin und Erschöpfung. Er fühlte sich schwach und benommen und überdreht, alles gleichzeitig. Bis nach Hause

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