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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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wusste, dass der Cop ihm nicht glaubte, sich dachte, dass Jace versuchte, als volljährig durchzugehen. Schmächtig wie er war, hatte er schon immer jung für sein Alter ausgesehen. Und jetzt, nass und erschöpft wie ein streunender Hund, sah er vermutlich noch jünger aus.
    »Was machst du in einer Nacht wie dieser draußen?«, fragte der Cop. »Ohne Hut, ohne Mantel.«
    »Ich hatte Hunger. Ich hab nicht gedacht, dass es dermaßen gießt.«
    »Wohnst du hier in der Gegend?«
    »Ja.« Er gab eine Adresse zwei Straßen entfernt an und wartete darauf, dass der Cop nachbohrte.
    »Sind Sie wegen des Mordes gekommen, Jimmy Chew?«, fragte Habib in demselben freundlichen Plauderton, in dem er sich erkundigt haben könnte, ob sein Freund wegen einer Party gekommen sei. »Ich hab's über den Polizeifunk gehört.«
    Chew beantwortete die Frage mit einer Gegenfrage. »Hast du heute Abend hier in der Gegend irgendetwas Auffälliges bemerkt, Habib? So um halb sieben, sieben?«
    Habib schob die Unterlippe vor und schüttelte den Kopf. Er legte eine Doppelpackung Mars und zwei Dosen Cola light in das Fach und schob es zu dem Cop. »Ein paar Autos. Keins, das schnell geflüchtet ist. Irgend so ein armer Kerl ist vorhin auf dem Fahrrad vorbeigefahren. Bei dem Regen.«
    »Wann war das?«
    »Ungefähr die Zeit, die Sie gesagt haben. Ich hab nicht auf die Uhr gesehen. Ich arbeite an meinem Drehbuch«, sagte er und deutete auf das Durcheinander an bedruckten Blättern auf dem Tresen. Die Pistole hatte er inzwischen verschwinden lassen.
    »Aus welcher Richtung ist er gekommen?«, erkundigte sich Chew.
    »Aus der gleichen wie Sie. Er ist vorbeigefahren und an der Kreuzung rechts abgebogen.«
    Jace hatte ein Gefühl, als säße ihm das Herz im Hals und würde mit seinen Schlägen verhindern, dass er Luft holen konnte.
    »Wie hat er ausgesehen?«
    Habib zuckte die Achseln. »Wie ein armes Schwein, das bei Regen mit dem Fahrrad unterwegs ist. Ich habe nicht weiter darauf geachtet. Mein Gott, wer würde denn mit dem Fahrrad losfahren, um einen Mord zu begehen?«
    »Wir halten nur Ausschau nach Leuten, die in der Nähe gewesen sein könnten, vielleicht irgendetwas beobachtet haben. Du weißt ja, wie das läuft«, sagte der Cop leichthin, als sei Habib eine Art Hilfspolizist und wäre bestens vertraut mit der Polizeiarbeit. Er richtete den Blick wieder auf Jace. »Was ist mit dir? Hast du dich so um halb sieben, sieben hier in der Gegend rumgetrieben?«
    »Ich hab keine Uhr«, log Jace. »Und ich hab nichts gesehen.«
    »Du hast niemanden auf einem Fahrrad gesehen?«
    »Wer ist denn so dämlich und fährt bei Regen mit dem Rad?«
    »Na, zum Beispiel ein Fahrradkurier. Kennst du vielleicht einen?«
    »Woher denn?«
    »Die hängen immer unter der Brücke Ecke Fourth und Flower rum«, sagte Chew. »Ich dachte nur, dass du ihnen vielleicht mal über den Weg gelaufen bist.«
    »Ich kümmere mich um meine eigenen Angelegenheiten«, sagte Jace und versuchte, seine Angst mit Arroganz zu überspielen. »Kann ich jetzt gehen? Oder bin ich verhaftet?«
    »Gäbe es denn einen Grund?«
    »Klar, ich hab die Münzanstalt überfallen«, sagte Jace. »Und jetzt hänge ich um der alten Zeiten willen hier rum. Kann ich gehen? Es regnet.«
    Der Cop überlegte einen Augenblick, der Jace wie eine halbe Stunde vorkam. Doch trotz seiner Nervosität sah er Jimmy Chew die ganze Zeit über herausfordernd in die Augen.
    »Einen Moment noch«, sagte der Cop.
    Jace sah Chew zu, wie er zu seinem Streifenwagen ging, und fragte sich, ob es nicht das Beste wäre, einfach wegzurennen. Die Cops würden ihn wahrscheinlich nur für einen obdachlosen Jungen halten, der sich keinen Ärger einhandeln wollte. Oder vielleicht hatte Chew Jaces zitternde Hände als Zeichen dafür gedeutet, dass er auf Drogen war und ein bisschen Koks in der Tasche hatte, das er rauchen oder verkaufen wollte.
    Falls der Cop beschloss, ihn nach Drogen zu durchsuchen, würde er ein Päckchen mit der Adresse eines Mordopfers als Absender finden.
    Die Muskeln in Jaces Waden und Oberschenkeln spannten sich an. Er verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen und hoffte, dass sein Knöchel ihn bei einem Sprint nicht im Stich lassen würde.
    Der Cop steckte seinen Kopf in den Wagen, wechselte ein paar Worte mit seinem Partner und kam dann mit irgendetwas in der Hand zurück.
    Jace duckte sich ein wenig, damit er in jede Richtung ausweichen, sich umdrehen und losspurten konnte.
    »Hier, Junge.«
    Chew warf ihm etwas

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