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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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zu. Reflexartig hob Jace die Hände und fing es auf. Als er sah, was es war, hätte er beinahe angefangen zu lachen. Eine blaue Wegwerfregenjacke aus dem Neunundneunzigcentladen.
    »Besser spät als nie«, sagte der Cop. »In der Mission bekommst du trockene Klamotten, falls du welche brauchst.«
    »Ja. Danke«, murmelte Jace.
    »Bist du sicher, dass du nicht mitfahren willst? Wir können dich dort absetzen…«
    »Nein, ist schon in Ordnung. Trotzdem danke.«
    »Wie du willst«, sagte der Cop mit einem Achselzucken. Jace war klar, dass Chew ihm kein Wort geglaubt hatte, ihn aber nicht für wichtig genug hielt, um sich länger mit ihm zu beschäftigen. »Habib, du rufst an, wenn du irgendwas hörst?«
    »Sie werden es als Erster erfahren, Officer«, krächzte die Stimme des Kassierers erfreut aus dem Lautsprecher.
    Vielleicht dachte er, er würde irgendetwas hören, das zur Lösung des Falles beitrug. Vielleicht würde der Mörder ein Geständnis ablegen, wenn er sein Benzin bei ihm bezahlte. Dann könnte Habib ein Drehbuch darüber schreiben und die Hauptrolle im Film übernehmen oder zumindest seinen Namen im Abspann bewundern. L.A. Jeder wollte ins Showbusiness.
    Der Streifenwagen fuhr zurück auf die Straße und bog an der Kreuzung rechts ab. Jace sah ihm nach, während er den Rest seines Mountain Dew trank. Dann warf er die Dose in den Abfalleimer, warf Habib ein lässiges »Bis bald« zu und schlenderte davon, als gäbe es nichts auf der Welt, worüber er sich Sorgen machen musste.
    Fünf Straßen weiter zitterten ihm immer noch die Knie.

7
    »Was für ein Widerling.«
    Parker kam ins Schlafzimmer, nackt, in jeder Hand ein Glas Wein. Ein guter, vollmundiger Cabernet aus Peru. Seit den beiden Monaten unmittelbar nach seinem Rausschmiss aus dem Raub- und Morddezernat hatte er härtere Sachen kaum angerührt. In diesen zwei Monaten hatte er genug Alkohol in sich hineingeschüttet, um ein Schiff darauf segeln zu lassen. Dann war er eines Morgens aufgewacht, hatte befunden, genug sei genug, und stattdessen mit Tai-Chi angefangen.
    »Habe ich was Falsches gesagt?«
    Die Frau im Bett wandte keine Sekunde den Blick vom Fernseher. Sie verzog angewidert das Gesicht. »Rob Cole, dieses Stück Dreck. Ich hoffe, er kriegt die Todesstrafe. Und wenn er tot ist, hoffe ich, dass wir ihn wieder ausgraben und noch mal umbringen können.«
    »Das ist es, was ich an dir so mag, Diane. Du fließt förmlich über von der Milch der frommen Denkungsart.«
    Er reichte ihr ein Glas, stellte seines auf dem Nachttisch ab und schlüpfte unter die Bettdecke.
    Ihn und Diane Nicholson verband das, was sie beide als perfekte Beziehung betrachteten. Sie mochten und respektierten einander, ließen im Bett jede Hemmung fallen, und keiner von ihnen hatte das geringste Interesse daran, dass aus ihrer Freundschaft mehr wurde.
    Parker, weil er keinen Sinn in der Ehe sah. Er hatte noch nie eine funktionierende Ehe erlebt. Seine Eltern hatten sich fünfundvierzig Jahre lang im kalten Krieg befunden. Die meisten Cops, die er kannte, waren mindestens ein Mal geschieden. Er selbst hatte nie eine Liebesbeziehung gehabt, die nicht mit viel Getöse in die Brüche gegangen war, in erster Linie wegen seines Jobs.
    Diane hatte ihre eigenen Gründe, über die sie nie mit ihm sprach. Er wusste, dass sie mit einem erfolgreichen Geschäftsmann verheiratet gewesen war, der vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt gestorben war. Doch wenn sie von ihm sprach, was selten genug vorkam, geschah das ohne jede Regung, als sei er nur ein Bekannter gewesen oder ein abgelegtes Kleidungsstück. Nicht die große Liebe ihres Lebens.
    Wer immer ihr die Vorstellung von ewig währender Liebe ausgetrieben hatte, war danach gekommen. Neugierig von Natur aus und von Berufs wegen, hatte Parker am Anfang ihrer Beziehung vor fast einem Jahr ein wenig herumgeschnüffelt, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. Er hatte nicht das Geringste herausgefunden. Niemand wusste, mit wem Diane nach dem Tod ihres Ehemanns zusammen gewesen war, man vermutete nur, dass sie mit jemandem zusammen gewesen war und dass die Sache kein gutes Ende genommen hatte.
    Parker nahm an, dass der Kerl verheiratet war oder ein Schnösel aus dem Büro des Coroners oder beides. Er ließ diese ungelöste Frage auf sich beruhen, weil er fand, dass ihn das Ganze erst recht nichts anging, wenn Diane so vorsichtig, so diskret gewesen war, dass nicht einmal ihre Freunde etwas davon wussten. Sie hatte ein Recht auf ihre

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