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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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kein Ende fand, dann deutete er auf Parker und sagte leise: »Klasse Hut.«
    »Jeder ist scharf auf mich, Süße«, murmelte Parker Ruiz im Humphrey-Bogart-Tonfall zu. »Damit muss ich leben.«
    »Ich bin nicht scharf auf Sie.«
    Rayne Carson beendete das Gespräch, indem er mit Nachdruck erklärte: »Ich muss jetzt aufhören, Joel, die Polizei will in einer sehr wichtigen Angelegenheit mit mir sprechen… Nein, es hat nichts mit dir zu tun. Aber das könnte ich ändern.«
    Er legte auf und sagte entschuldigend zu Parker: »Mein Agent
    - diese Trantüte. Ich bin die perfekte Besetzung für eine neue schwule Doku-Soap, die Fox machen will, und sie wollen einfach nicht zuschlagen.«
    »Fragen Sie doch uns«, sagte Ruiz mit zuckersüßer Stimme.
    »Könnten Sie mich in America's Most Wanted unterbringen? Ab und an mal ein furchtbares Verbrechen nachspielen. So was macht sich gut im Lebenslauf.«
    »Heute leider nicht«, sagte Parker. »Haben Sie eine Ahnung, zu welchem Kurierdienst jemand mit einem so schlechten Ruf wie Lowell gehen würde?«
    »Zu einer der kleinen Firmen. Nicht besonders wählerisch
    und nicht besonders renommiert. Billig und schlecht.« »Zum Beispiel?« »Right Fast, Fly First, Speed Couriers.«

11
    Eta Fitzgerald war ein Gewohnheitstier. Jeden Morgen um Viertel vor sechs schüttete sie den letzten Rest ihres Morgenkaffees in die Spüle, gab ihrer alten Mutter zum Abschied einen Kuss auf die Wange und fuhr los.
    Sie lebte mit ihrer Mutter und ihren vier Kindern in einem be scheidenen kleinen Reihenhaus in einem netten Arbeiterviertel, das in einer der häufiger frequentierten Flugschneisen für Flüge von und nach Los Angeles lag. Vor acht Jahren waren die Fitzgeralds von New Orleans nach Los Angeles gezogen, als die Wirtschaft gerade boomte und die Flugindustrie noch nicht infolge von Pleiten und Angst vor Terroranschlägen einzubrechen begonnen hatte. Ihr Mann Roy hatte einen Job als Flugzeugmecha niker bei Delta angenommen und war sechs Jahre lang Tag für Tag zur Arbeit gegangen, bis die Hebebühne, auf der er bei der Wartung einer 747 stand, umkippte und ihn unter sich begrub.
    Um Viertel vor sechs kam Eta auf ihrem Weg nach Downtown gut durch. Nur eine Stunde später und sie bräuchte doppelt so lange für die Strecke. Und zwei Stunden später, um Viertel vor acht, würde sie mitten im Stau stehen und hätte die LA Times von der ersten bis zur letzten Seite gelesen, bis sie an ihrem Ziel angelangt war.
    Ihr erster Halt in Downtown galt stets Carl's Jr. an der Ecke Fifth und Flower, wo sie sich eine zweite Tasse Kaffee und ein fett- und kalorienreiches, arterienverstopfendes Ei-und-Schinken-Sandwich gönnte. An den meisten Tagen begegnete sie dort dem einen oder anderen ihrer Fahrradkuriere, die sich die nötige Energie für den Tag holten. Manchmal plauderte sie mit ihnen und ließ sich von ihnen erzählen, was sie taten, wenn sie nicht auf dem Fahrrad saßen. Manchmal saß sie nur da und beobachtete sie.
    Sie hätte ohne weiteres einen besser bezahlten Job bekommen können. Sie hatte in der Einsatzzentrale des New Orleans Police Department gearbeitet und danach einige Jahre für einen privaten Krankenfahrdienst in Encino. Aber sie hatte genug davon, dass es dabei oft genug um Leben und Tod gegangen war, und außerdem wollte sie mit ihrer Arbeit auch nicht reich werden. Die Grundversorgung der Familie war durch Roys Versicherung und seine Pension gewährleistet. Eta arbeitete gerne bei Speed. Die Kuriere waren ungewöhnliche und interessante Leute, ein bunt zusammengewürfelter Haufen Jugendlicher und Erwachsener, die es nie geschafft hatten, ihr Leben in die üblichen Bahnen zu lenken und ihren eigenen Weg gehen wollten. Sie bildeten so etwas wie eine Familie. Und Eta spielte die Mutter.
    Mojo winkte ihr zu. Er stand an einem Tisch in der hinteren Ecke des Raums, einen Fuß auf die Sitzbank gestellt, und erzählte mit vorgerecktem Kopf zwei Kurieren, die für einen anderen Kurierdienst arbeiteten, eine der unglaublichen Geschichten aus seiner Vergangenheit. Er sah ziemlich verrückt aus, dieser Mojo. Dreadlocks, tiefschwarze Haut, die einen langen, knochigen Körper umspannte. Er trug wie ein Obdachloser mehrere Schichten Klamotten übereinander, und wenn er die Augen aufriss, machte er einen reichlich irren Eindruck.
    Es hieß, dass Mojo Taxifahrer, die ihn schnitten, mit einem bösen Voodoo-Zauber belegte, und einmal wäre er beinahe im Kittchen gelandet, weil er einem Fahrer bis in einen

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