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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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haben, und neben den meisten würde ich Ihnen wie Ihr Traumprinz vorkommen. Die Chancen stehen gut, dass Sie von jetzt an den Anweisungen des einen oder anderen Arschlochs folgen müssen, bis Sie das erste Lifting brauchen.«
    Er erhob sich und warf den Becher Kaffee in den Abfalleimer. Zwei Schluck davon reichten, um den Motor eines Lastwagens zu starten. »Temperament ist eine gute Sache. Nutzen Sie es, so lange Sie können. Aber wenn Sie nicht lernen, es im Zaum zu halten, werden Sie diesen Job nicht lange machen. Wut allein hilft Ihnen nicht weiter. Sie beeinträchtigt Ihr Urteilsvermögen. Sie werden Leute vor den Kopf stoßen, die Sie brauchen, und Leute verärgern, die man besser nicht verärgern sollte.«
    »In dieser Hinsicht sind Sie ja Experte«, sagte sie.
    »Ja«, erwiderte Parker gelassen. »Bin ich. Sie lernen bei einem wahren Meister.«
    Er fühlte sich, als wäre er hundert Jahre alt und hätte die meisten davon damit verbracht, wild entschlossen und von sich selbst überzeugt Berge zu erstürmen, nur um dann auf der anderen Seite mit dem Gesicht voran wieder runterzurutschen.
    Parker streifte seinen dunkelgrauen Regenmantel über, die Armani-Version des klassischen Trenchcoats. Eine relativ neue Errungenschaft, die er seinem anderen Leben verdankte. Er schlug den Kragen hoch und griff nach dem alten Filzhut, den er trug, seit er Detective war. Vor ihm hatte ihn ein anderer Detective getragen, und vor diesem wieder ein anderer, und so weiter bis zurück in die dreißiger Jahre. Die gute alte Zeit, als L.A. noch eine Kleinstadt war und sich die Justiz nicht die Bohne für die Rechte eines festgenommenen Verdächtigen interessierte. Damals, als Cops die Gangster in Empfang nahmen, wenn sie aus dem Flugzeug aus New York oder Chicago stiegen, sie nach Strich und Faden verprügelten und sie dahin zurückschickten, wo sie hergekommen waren.
    »Kommen Sie«, sagte er zu Ruiz. »Wir knöpfen uns diese Kurierdienste vor. Wir fangen bei denen an, die Lowells Büro am nächsten liegen, und arbeiten uns dann nach außen vor, bis wir den gefunden haben, der den Auftrag angenommen hat.«
    »Können wir das nicht telefonisch erledigen?«, jammerte sie. »Es regnet.«
    »Am Telefon werden Sie nie lernen, das Verhalten der Leute zu deuten«, sagte Parker schroff. »Wenn Sie am Telefon Rätsel lösen wollen, dann suchen Sie sich einen Job bei der Hellseher-Hotline.«
    Sie hielt ihm ihren Mittelfinger vor die Nase.
    Eine echte Lady.
    Die erste Agentur, bei der sie ihr Glück versuchten, hatte inzwischen dichtgemacht. Vor sechs Tagen, wie die Pennerin sagte, die sich im Eingangsbereich des verlassenen Büros häuslich eingerichtet hatte. Parker dankte ihr, gab ihr seine Karte und zwanzig Dollar.
    »Warum haben Sie das getan?«, fragte Ruiz, als sie wieder in den Wagen stiegen. »Eine Irre, eine durchgeknallte Pennerin. Mann, haben Sie mitgekriegt, wie die riecht?«
    »In der Midnight Mission werden keine heißen Duschen und Aromatherapien angeboten. Außerdem ist sie nicht durchgeknallt. Sie war völlig klar, zumindest heute. Wer weiß, was sie da draußen auf der Straße alles mitbekommt. Wenn ein paar Dollar sie freundlicher stimmen, was ein Gespräch mit den Cops angeht…«
    Parker warf ihr einen raschen Blick von der Seite zu. »Wie lange machen Sie den Job jetzt schon?«
    »Fünf Jahre.«
    »Und in den fünf Jahren haben Sie nichts gelernt? Denken Sie, wir haben es mit irgendwelchen Tieren zu tun?«
    »Vielleicht kann ich es einfach nicht«, sagte sie nach einer Pause, bemüht, ihren Ärger im Zaum zu halten.
    »Davon rede ich überhaupt nicht. Das wäre zu einfach.«
    »Ich meine damit, dass ich es mir nicht leisten kann, durch die Gegend zu rennen und Geld an Penner zu verteilen.«
    »Richtig. Das würde ein Loch in Ihr Schuhbudget reißen.«
    »Und Sie können es sich leisten, jedem x-Beliebigen Geld zu geben?«
    Parker sah sie stirnrunzelnd an. »Zwanzig Dollar? Deswegen muss ich mich nächste Woche nicht beim Essen einschränken. In jemanden wie Mary zu investieren ist so, wie wenn man ein paar Dollar auf einen Außenseiter in einem Rennen setzt. Vielleicht verliert man, vielleicht gewinnt man aber auch und bekommt ein nettes Sümmchen zurück. Sie hatten nichts mit dieser Sondereinheit für Gangs zu tun?«
    »Nicht mein Job. Ich habe verdeckt gearbeitet – und sparen Sie sich jetzt bitte blöde Bemerkungen«, fügte sie warnend hinzu.
    Parker zog die Augenbrauen hoch. »Ich habe kein Wort gesagt.«
    »Und

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