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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Jace. »Ich habe sehr viel Respekt vor Ihnen, Madame Chen. Ich will nicht, dass Sie sich Sorgen machen.«
    Sie zischte wie eine Schlange und fuchtelte ihm mit dem Finger vor der Nase herum. »Bist du jetzt wie Boo Zhu? Hast du Steine im Kopf? Glaubst du, ich bin wie Boo Zhu?«
    »Nein, Ma'am.«
    »Du gehörst für mich zur Familie, JayCee«, sagte sie leise.
    Jace spürte ein Brennen in den Augen. Niemals würde er sich erlauben, sich das zu wünschen, jedenfalls nicht auf eine Art, die weniger abstrakt war als das vage Gemeinschaftsgefühl, über das er zuvor nachgedacht hatte. Tyler war seine Familie.
    »Es tut mir Leid«, sagte er.
    »Dass du mich beleidigt hast oder dass ich dich als Teil meiner Familie betrachte?«
    Sein Mund verzog sich zu einem schwachen Lächeln. »Beides, schätze ich. Ich will Ihnen nicht zur Last fallen.«
    Sie schüttelte traurig den Kopf. »Du warst schon alt, als du noch im Bauch deiner Mutter warst. Nicht so wie dein Bruder, sondern wie ein Mann, der zu viel gesehen hat.«
    Es war nicht das erste Mal, dass sie diese Bemerkung machte. Jace erwiderte nie etwas darauf. Warum von etwas reden, das offensichtlich war.
    »Ich muss jetzt gehen, Madame Chen. Ich habe ein paar Dinge zu erledigen. Ich muss das Fahrrad reparieren lassen.«
    »Und wie willst du dorthin kommen, wo du hinmusst? Auf einem fliegenden Teppich?«
    Er gab keine Antwort. Sie nahm einen Schlüsselbund von einem Nagel an der Wand. »Nimm mein Auto. Und erzähl mir nicht, du kannst nicht. Du kannst.«
    »Ja, Ma'am. Danke.«
    Madame Chen besaß einen zwei Jahre alten Mini Cooper, schwarz mit cremefarbenem Dach und einem Schiebedach. Jace verstaute vorsichtig den Silberpfeil in dem Wagen und fädelte sich in den morgendlichen Verkehr ein. Das Auto bot ihm einen gewissen Schutz. Der Jäger würde nicht nach einem Mini Cooper Ausschau halten.
    Die größte Herausforderung dieses Tages bestand darin, in das Büro von Speed zu gelangen und es wieder zu verlassen, ohne von jemandem, der das Gebäude beobachtete, gesehen zu werden. Er musste mit Eta reden, bevor die Cops es taten.

10
    »Da haben Sie Ihre Scheißliste«, sagte Ruiz und warf ein einzelnes Blatt Papier auf Parkers Schreibtisch. Das Blatt schwebte durch die Luft und landete sanft auf einem Stapel Akten, was ihr ihren großen Auftritt ruinierte.
    Parker warf einen Blick darauf. Eine Liste von Kurierdiensten im Umkreis von acht Kilometern um Lenny Lowells Büro. Sie musste mindestens drei Minuten gebraucht haben, um sie über Yahoo! abzurufen.
    »Ihnen ist schon klar, dass ›gute Zusammenarbeit mit anderen‹ Teil Ihrer Beurteilung ist, oder?«, sagte er, als er aufstand und zur Kaffeemaschine ging.
    Es war sechs Uhr dreiundvierzig. Er hatte knapp zwei Stunden geschlafen. Im Zimmer waren noch zwei weitere Detectives. Yamoto und Kray waren für die Familientragödie zuständig, zu der auch Nicholson gerufen worden war, bevor sie in Lowells Büro erschien. Mehrfacher Mord und ein Selbstmord. Allein um den Papierkram zu erledigen, war man eine ganze Nacht beschäftigt.
    Yamoto, ebenfalls Trainee, schrieb seine Berichte auf einem nagelneuen Laptop, den er selbst mitgebracht hatte. Er war ordentlich, höflich, professionell und trug Anzüge von überdurchschnittlicher Qualität. Kray verdiente keinen Trainee wie Yamoto.
    Kray lag mit dem Gesicht nach unten auf seinem Schreibtisch und schlief tief und fest, wobei ihm der Speichel auf ein leuchtend grünes Memo lief, das jedem verkündete, es sei noch nicht zu spät, um sich für das Stressbewältigungsseminar anzumelden: Leben und Tod müssen Sie nicht umbringen.
    Parker kehrte zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. »Sie müssen lernen, Ihr Temperament zu zügeln, Mädchen«, sagte er ernst. »Was ist, wenn Sie irgendeinen miesen Killer festnehmen und er fängt an, Sie zu beschimpfen?«, fragte er. »Er wirft Ihnen Schimpfnamen an den Kopf, die selbst in Ihrem Wortschatz nicht vorkommen. Er zählt dreiundachtzig perverse Handlungen auf, die er an Ihrem nackten Körper vorzunehmen gedenkt. Sie brauchen ein Geständnis von dem Kerl, und Sie verlieren die Nerven und erklären ihm, dass er ein dummes Schwein ist, oder wie? Das geht nicht.«
    »Das würde ich nie tun«, sagte sie schmollend.
    »Sie haben es gerade mit mir getan.«
    »Sie sind kein Verdächtiger.«
    »Nein, ich bin Ihr unmittelbarer Vorgesetzter. Das haben Sie zu respektieren, ob es Ihnen nun passt oder nicht. Sie werden in diesem Job immer einen Vorgesetzten

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