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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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eigentlich keine Wahl hatte.
    Jace wusste nicht genau, wie lange er da lag und vor sich hin dämmerte. Allmählich wurde sein Blick wieder klarer. Der Fußboden bestand aus kleinen, achteckigen, weißen Fliesen mit schmutzig grauen Fugen. Er konnte den Rand der alten, weißen Badewanne erkennen und, etwas näher, den Fuß des Standwaschbeckens, die verrosteten Wasserrohre, die aus der Wand kamen und unter dem Waschbecken zu den Hähnen hochführten.
    Du musst aufstehen, J.C. Du musst raus hier.
    Es schien so, als wäre irgendwo die Befehlskette von seinem Kopf zu den Gliedmaßen unterbrochen.
    Langsam drang es in sein Bewusstsein, dass er mit dem Gesicht in etwas Nassem lag. Er richtete sich mühsam auf Händen und Knien auf und sah die Blutlache, die sich auf dem Boden an der Stelle ausbreitete, an der sein Kopf gelegen hatte. Um ihn herum drehte sich alles, seine Arme und Beine zitterten und fühlten sich wie Gummi an, als er sich an den Rand des Waschbeckens klammerte und langsam hochzog.
    Sein Mund und sein Kinn taten so weh, als hätte ihm jemand mit einem Baseballschläger ins Gesicht geschlagen. Blut tropfte ins Waschbecken, große, hellrote Tropfen. Das Gesicht, das ihm aus dem zerbrochenen Spiegel entgegensah, schien einem Horrorfilm entsprungen. Die rechte Hälfte war von den Stößen gegen den Spiegelschrank angeschwollen. Seine Wange war aufgeschnitten und blutete, seine Nase blutete. Ein Teil des Lippenstifts von der Botschaft auf dem Spiegel war wie eine Art Kriegsbemalung auf seiner Wange verschmiert.
    Vorsichtig befühlte er seine Nase, um festzustellen, ob sie gebrochen war. Auf der linken Seite seines Kinns hatte sich da, wo er auf das Waschbecken geknallt war, eine Beule gebildet, die sich bereits blau zu verfärben begann. Er zuckte vor Schmerz zusammen, als er seinen Kiefer nach einem Bruch abtastete. Er hatte eine aufgeplatzte Lippe und einen abgebrochenen Zahn.
    In der Wohnung war es ruhig. Das bedeutete hoffentlich, dass sein Angreifer verschwunden war, und nicht, dass er irgendwo auf Jace lauerte, um erneut auf ihn einzuprügeln.
    Immer noch schwach, immer noch zitternd, drehte er die Wasserhähne auf, wusch sich das Gesicht, wusch sich die Hände, nahm ein Handtuch, trocknete sich ab und spülte das Waschbecken aus. Als er sich bückte, um das Blut vom Boden aufzuwischen, begann sich alles um ihn zu drehen, und er ging in die Knie. Er fand sich auf dem Boden sitzend mit dem Rücken an die Badewanne gelehnt wieder.
    Er musste von hier weg. Er wäre gern langsam gegangen, wie selbstverständlich zu seinem Auto zurückgekehrt, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, aber sein Gesicht zöge unweigerlich Aufmerksamkeit auf sich, falls ihn jemand auf dem Weg aus dem Haus sah, auf der Straße an ihm vorbeiging, ihn von einem Fenster aus beobachtete, wenn er in den Mini stieg und davonfuhr.
    Die Wohnungstür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Jace richtete sich auf und horchte. Ging jemand raus oder kam jemand rein?
    Er wartete auf einen überraschten Ausruf, aber zunächst war überhaupt nichts zu hören. Wenn Abby Lowell nach Hause gekommen wäre und dieses Chaos vorgefunden hätte, gesehen hätte, dass ihre Wohnung verwüstet worden war, hätte sie nach Luft geschnappt oder irgendeinen Schreckenslaut von sich gegeben. Vielleicht wäre sie zu einem Nachbarn gelaufen und hätte um Hilfe gebeten. Die Polizei gerufen.
    Er konnte hören, wie jemand langsam durch die vorderen Zimmer ging, als würde er sich umsehen oder etwas suchen. Gegenstände wurden verrückt.
    Vielleicht war der Kerl in Panik geraten, als Jace hereingekommen war und hatte ohne das, was er hier zu finden hoffte, das Weite gesucht. Vielleicht war er zurückgekommen, um es zu holen. Vielleicht war er mit einer Waffe zurückgekommen.
    Eine Waffe. Er brauchte eine Waffe.
    Aus dem zerbrochenen Spiegel ragte eine lange dreieckige Scherbe. Jace wickelte das blutgetränkte Handtuch um seine Hand und zog sie heraus. Er stellte sich hinter die Badezimmertür und wartete.
    Möglicherweise hatte aber auch einer der Nachbarn die Polizei gerufen, und da draußen bahnten sich zwei uniformierte Cops mit der Pistole in der Hand einen Weg in den hinteren Teil der Wohnung.
    In dem zerbrochenen Spiegel erschien ein verzerrtes, surreales Abbild der Person, die vorsichtig den Raum betrat – hier ein Auge, dort eine Nase, ein lebendig gewordenes Gemälde von Picasso.
    Jace ließ seine Waffe fallen, stieß mit dem Fuß die Tür zu und packte

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