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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Pferd. Die Frau schien es nicht zu bemerken, aber sie hätte sich ohnehin nicht bücken können, um die Schweinerei zu beseitigen. Das Paar kam quer über die Straße auf Jace zu.
    Sie brauchten eine Ewigkeit, um an dem Mini Cooper vorbeizugehen. Jace beobachtete im Rückspiegel Frauchen und Hund, der im Gehen immer noch Haufen setzte, bis sie weit genug weg waren. Vielleicht brauchten sie ja die Hundehaufenspur, um den Weg zurück nach Hause zu finden. Wie eine Spur aus Brotkrumen.
    Es war an der Zeit, etwas zu tun, ob er nun einen Plan hatte oder nicht. Er stieg aus und ging langsam über die Straße auf das Haus zu. Er wollte jemanden besuchen. Kein Grund, nervös zu sein oder heimlich zu tun.
    Die Namen der Bewohner standen auf dem Klingelbrett neben der Eingangstür. Aber er brauchte nicht zu klingeln, weil die alte Dame die Tür nicht so schwungvoll aufgezogen hatte, dass sie hinter ihr wieder ins Schloss gefallen wäre. Jace warf rasch einen Blick auf die Wohnungsnummern und ging hinein.
    Eine Treppe führte in den ersten Stock, wo auf jeder Seite des Flurs eine Wohnung lag. Jace ging zuerst zur Tür der Nachbarwohnung und horchte, ob jemand zu Hause war. Die einzigen Geräusche kamen von einem Vogel, der sich krächzend und gackernd mit sich selbst unterhielt.
    Jace klopfte ein paarmal leise an die Tür der Lowell-Wohnung. Keine Reaktion. Er sah kurz über seine Schulter und drehte versuchsweise am Türknauf, in der Erwartung, dass die Tür verschlossen war, aber der Türknauf ließ sich mühelos drehen. Jace warf erneut einen Blick über die Schulter, dann trat er ein, wischte den Knauf mit dem Ärmel seines Sweatshirts ab und schloss die Tür hinter sich.
    In der Wohnung sah es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Alles, was sich in Regalen oder Schränken befunden hatte, lag auf dem Boden, die Stühle waren umgekippt. Jemand hatte die Polster der Couch und des Sessels aufgeschlitzt und die Füllung herausgezerrt. Eine Cornflakespackung war aufgerissen und deren Inhalt auf dem Boden verstreut worden.
    Jace sah sich um, so damit beschäftigt, das alles zu begreifen, dass er zu atmen vergaß. Irgendjemand hatte nach irgendetwas gesucht. Er fragte sich, ob dieses Etwas an seinem Bauch klebte.
    Obwohl er sich bemühte, vorsichtig aufzutreten, knirschte es unter seinem Schuh, als er an der Küche vorbei durch die Diele ging. In dem kleinen Badezimmer erwartete ihn dasselbe Bild, nur hatte hier jemand noch einen roten Lippenstift genommen und auf den Spiegelschrank geschrieben: ALS NÄCHSTE BIST DU DRAN.
    »Verdammt«, murmelte er. »Das ist ein beschissener Film. Ich bin in einen beschissenen Film geraten.«
    Allerdings waren in seinem Film die Kugeln genauso wie die bösen Jungs echt, und die Leute starben tatsächlich.
    Sein Atem ging schnell und flach. Er hatte zu schwitzen begonnen. Für einen Moment schloss er die Augen und versuchte sich zu sammeln, zu überlegen, was er jetzt tun sollte.
    Er musste raus hier. Der Gedanke schoss ihm durch den Kopf, dass er Lennys Tochter suchen und sie warnen sollte. Aber wie sollte er sie finden? Sollte er sich in die Eingangshalle der Southwestern University setzen und warten, bis sie zufällig vorbeikam? Sollte er im Auto warten, bis sie hier auftauchte, und dann zu ihr laufen und ihr mitteilen, dass jemand drohte, sie umzubringen? Sie würde wahrscheinlich denken, dass er dieser Jemand war.
    Er legte die Hände über seine geschlossenen Augen und rieb sich die Stirn.
    Der Schlag auf seinen Hinterkopf kam so unerwartet, dass es einen Moment dauerte, bis er begriff, was geschah. Unwillkürlich taumelte er nach vorn. Das Waschbecken rammte seinen Unterleib. Sein Kopf schlug gegen den Spiegel. Vor seinen Augen begannen grellbunte Sterne zu tanzen, als er versuchte sich wieder aufzurichten. Der Angreifer packte ihn bei den Haaren und schlug seinen Kopf wieder und wieder gegen den Spiegelschrank. Er hörte das Glas splittern, spürte, wie ihm eine Scherbe in die Wange schnitt.
    Vielleicht war das die Stelle des Films, an der er zur Überraschung der Zuschauer starb. Dieser lächerliche Gedanke schoss ihm durch den Kopf, als sein Angreifer ihn losließ. Sein Kinn schlug mit der Wucht eines Vorschlaghammers auf dem Waschbecken auf. Dann lag er auf dem Boden und wartete, auf einen Tritt im besten Fall, eine Kugel im schlimmsten Fall, hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch zurückzuschlagen und dem, sich einfach in die Bewusstlosigkeit gleiten zu lassen, auch wenn er

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