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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Sprung auf sie zu, warf sie zu Boden und landete auf ihr.
    Sie rief um Hilfe und wand sich so weit unter ihm hervor, dass sie mit dem Telefon nach ihm ausholen konnte. Sie traf seine rechte Augenbraue. Sterne flimmerten vor seinen Augen. Er blockte einen zweiten Schlag ab und versuchte ihr das Telefon zu entreißen.
    »Verdammt noch mal, hören Sie auf damit!«, knurrte er. »Ich will Ihnen nicht wehtun!«
    »Was zum Teufel ist denn da los?«, rief eine männliche Stimme von irgendwo außerhalb der Wohnung.
    Abby machte Anstalten, erneut um Hilfe zu rufen. Jace presste ihr die Hand auf den Mund. Auf der Treppe im Hausflur waren Schritte zu vernehmen.
    »Miss Lowell? Alles in Ordnung?«
    Sie drehte den Kopf zur Seite, um seine Hand abzuschütteln, biss ihm in den Finger. Jace zog seine Hand zurück, und sie schrie »Nein!«, bevor er ihr erneut den Mund zuhalten konnte.
    Draußen im Hausflur rief der Mann irgendjemandem zu: »Ruf die Polizei!«
    »Scheiße!«
    Jace sprang auf und lief zur Tür.
    Verdammt, verdammt, verdammt!
    Ein älterer Mann mit schütterem, grauem Haar und buschigen Augenbrauen wich erschrocken zurück. In der Hand hielt er eine große Rohrzange.
    Jace drängte sich an ihm vorbei und rannte so schnell die Treppe nach unten, dass er schon damit rechnete, mit dem nächsten Schritt kopfüber hinunterzustürzen. Die Frau mit dem Pudel steckte den Kopf aus einer Tür am Fuß der Treppe, Augen und Mund weit aufgerissen.
    Jace machte am Fuß der Treppe eine Kehrtwendung und lief über die alten glatten Fliesen schlitternd auf die Hintertür zu. Sein Blick war fest auf die Tür und den dahinter liegenden Garten gerichtet.
    Im Laufen stieß er die Tür auf. Rannte nach draußen. In dem kleinen Garten standen Blumen und ein paar Büsche, dahinter erhob sich eine zwei Meter hohe Mauer.
    Nicht denken. Handeln. Nicht denken. Handeln.
    Er packte eine Holzbank, zerrte sie zu der Mauer.
    Trat einen Schritt zurück, holte tief Luft.
    Der alte Mann mit der Rohrzange erschien in der Tür und brüllte irgendetwas.
    Jace nahm Anlauf und sprang auf die Bank. Stieß sich ab.
    Klammerte sich an der Mauerkante fest. Schwang sich darüber.
    Er stieß unwillkürlich einen Schrei aus, als er auf dem Boden landete und der Schmerz in seinem Knöchel explodierte und durch sein Bein schoss wie die Splitter einer Granate.
    Nicht stehen bleiben. Nicht stehen bleiben. Nicht stehen bleiben.
    Mit zusammengebissenen Zähnen richtete er sich auf und rannte hinkend weiter. Er musste von hier verschwinden. Er konnte sich nicht verstecken. Die Cops würden mit einem Spürhund kommen. Und ein Hubschrauber wäre dann das Nächste.
    Auf die andere Straßenseite. Den Weg hinunter. Zwischen Häusern durch. Über eine zweite Straße, wieder ein Weg. In einem Bogen zurück zum Mini. Hätte er sein Fahrrad dabeigehabt statt eines Autos, hätte er sich auf den Sattel geschwungen und wäre weg gewesen, blitzschnell durch kleine Seitenstraßen auf und davon. Niemand hätte ihn aufhalten können.
    In seinem Kopf hämmerte es. Er hörte nichts mehr. Er hörte keine Sirene. Er hörte überhaupt nichts außer dem Stampfen seiner Füße auf dem Asphalt, dem Keuchen, mit dem er Luft in seine Lungen sog und wieder ausstieß.
    Das Auto tauchte in seinem Blickfeld auf. Er griff in seine Jackentasche und zog den Schlüssel heraus, hätte ihn beinahe fallen lassen.
    Er konnte nicht mehr rechtzeitig abbremsen und prallte gegen die Fahrerseite, stieß sich ab, riss die Tür auf, ließ sich auf den Sitz fallen. Ihm war schwindlig. Ihm war schlecht. Er schaffte es nicht, den Schlüssel ins Zündschloss zu stecken.
    Jetzt heulte in der Ferne eine Sirene.
    Der Motor sprang an, und er legte den Gang ein und setzte an, mitten auf der Straße zu wenden. Eine Hupe gellte, Reifen quietschten. Ein Minivan streifte den Mini mit seinem Kotflügel, drückte das Heck des Wagens zur Seite, während die Reifen kreischend auf dem Asphalt durchdrehten.
    Und dann fuhr er. Rechts abbiegen, links abbiegen, rechts, links, immer nach Osten.
    Sobald er es wagte, verringerte er die Geschwindigkeit. Er wollte nicht, dass Dutzende verärgerter Fußgänger den Cops den Weg wiesen.
    Ein Streifenwagen würde vor Abby Lowells Haus eintreffen. Es würde Verwirrung geben, Aufregung. Es würde einige Zeit dauern, bis sie wussten, was passiert war. Vielleicht war gerade kein Hubschrauber in der Luft. Wenn ihn ein Hubschrauber entdeckte, war er geliefert.
    Er fuhr mit normaler Geschwindigkeit

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