Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
Vom Netzwerk:
Abby Lowell, eine Hand über ihren Mund gelegt, um sie am Schreien zu hindern. Sie versuchte, ihm ihren Ellbogen in den Magen zu rammen, trat nach hinten, traf mit dem Absatz sein Schienbein. Jace verstärkte seinen Griff um ihre Taille und hielt seine Hand flach vor ihren Mund, als sie ihn zu beißen versuchte. Sie war kräftig und durchtrainiert, keineswegs bereit aufzugeben. Jace stieß sie nach vorne, wie sein Angreifer es mit ihm getan hatte, und drückte sie gegen das Waschbecken.
    »Nicht schreien«, sagte er leise mit dem Mund an ihrem Ohr. »Ich will Ihnen nichts tun. Ich will Ihnen helfen. Ich kannte Ihren Vater. Er war ein guter Mann.«
    Sie beobachtete ihn im Spiegel, die braunen Augen voller Angst und Argwohn.
    »Ich bin hergekommen, weil ich mit Ihnen reden will«, erklärte Jace. »Jemand hat Ihre Wohnung durchsucht. Er hat mich zusammengeschlagen und sich anschließend aus dem Staub gemacht.«
    Sein Kinn ragte über ihre Schulter. Er konnte sich in dem zerbrochenen Spiegel sehen. Mit all den Schwellungen und Blutergüssen und Wunden sah er aus wie ein Monster aus einem Horrorfilm. Inzwischen hatte Abby Lowell die Botschaft auf dem Spiegel entdeckt. Das mit dem roten Lippenstift geschriebene DU war verschmiert, aber sie war immer noch deutlich genug.
    Als Nächste bist du dran.
    »Ich habe das nicht geschrieben«, sage Jace. »Ich habe den Kerl, der es getan hat, nicht gesehen, aber ich schwöre, dass ich es nicht war.«
    Sie hatte aufgehört, sich zu wehren. Er lockerte seinen Griff ein wenig.
    »Sie werden nicht schreien?«, fragte er. »Ich nehme meine Hand weg, wenn Sie versprechen, dass Sie nicht schreien.«
    Sie nickte. Jace nahm langsam seine Hand von ihrem Mund. Sie schrie nicht, bewegte sich nicht. Er ließ ihre Taille los und wich ein paar Zentimeter zurück, so dass er sie nicht länger gegen das Waschbecken presste, aber sofort wieder festnageln konnte, wenn sie zu fliehen versuchte.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie, ohne ihn im Spiegel aus den Augen zu lassen.
    »Ich kannte Ihren Vater.«
    »Woher? Waren Sie ein Mandant von ihm?«
    »Ich habe hin und wieder für ihn gearbeitet.«
    »Welche Art von Arbeit?«
    »Das ist nicht wichtig.«
    »Für mich ist es wichtig«, sagte sie. »Woher soll ich wissen, dass Sie ihn nicht umgebracht haben? Woher soll ich wissen, dass Sie nicht meine Wohnung verwüstet haben?«
    »Und mich anschließend selbst zusammengeschlagen habe?«, sagte Jace. »Das geht ja wohl kaum.«
    »Vielleicht hat es ja Lenny gemacht, bevor Sie ihn umgebracht haben.«
    »Und jetzt blute ich immer noch? Da müsste ich schon Bluter sein.«
    »Woher soll ich wissen, dass Sie ihn nicht umgebracht haben?«, wiederholte sie. »Und jetzt sind Sie hier, um mich umzubringen.«
    »Was habe ich davon, wenn Sie tot sind? Was hat irgendjemand davon, wenn Sie tot sind?«
    »Was weiß ich. Bis zum gestrigen Abend war mein Leben noch völlig normal, und jetzt ist mein Vater tot, und ich werde von der Polizei verhört und muss mich um die Beerdigung kümmern, und dann auch noch das hier«, sagte sie und ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie presste eine Hand auf den Mund und versuchte, der Gefühle Herr zu werden, die sie zu überwältigen drohten.
    »Ich weiß«, sagte Jace leise. »Ich weiß.«
    Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Sie standen so dicht voreinander wie ein Liebespaar, das Geheimnisse austauschte. Er konnte ihr Parfum riechen, ein weicher Moschusduft. »Wissen Sie, was mit ihm passiert ist?«
    »Ich weiß, dass er ermordet wurde«, sagte Jace. »Ich habe in der Zeitung gelesen, dass Sie seine Leiche gefunden haben.«
    »Das stimmt nicht. Ich weiß nicht, wie die darauf kommen.«
    »Sie schienen eine Menge über Sie zu wissen.«
    Sie blickte weg, die Vorstellung gefiel ihr nicht. »Ich war nicht dort. Nicht bis… danach.«
    »Sie haben also niemanden aus dem Büro kommen sehen?«
    »Nein. Als ich ankam, war die Polizei schon da. Warum wollen Sie das wissen? Haben Sie eine Ahnung, wer ihn umgebracht hat?«
    Jace schüttelte den Kopf, obwohl er vor seinem geistigen Auge die dunkle Limousine vorbeifahren sah, hinter dem Lenkrad der Typ mit der versteinerten Miene. »Nein. Sie?«
    »Man hat mir gesagt, er sei ausgeraubt worden.«
    »Und das hier?«, fragte er. »Ein Einbrecher bringt zufällig Ihren Vater um, und dann findet er heraus, wo Sie wohnen, um Sie auszurauben und eine Morddrohung auf Ihrem Spiegel zu hinterlassen? Das ist doch ziemlich weit hergeholt. Ich würde

Weitere Kostenlose Bücher