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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Sie haben das Richtige getan. Außerdem bin ich wie ein Wolf. Ich habe ein großes Revier. Was ist passiert?«
    »Ich kam nach Hause, betrat die Wohnung und fand das hier vor. Dann bin ich durch die Diele ins Badezimmer, und er fiel über mich her.«
    »Hatte er eine Waffe?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wie sah er aus? Groß, klein, schwarz, weiß…?«
    »Nicht so groß wie Sie. Blond. Jung. Weiß. Er sah aus, als hätte er sich gerade geprügelt oder etwas in der Art.«
    »Ich möchte, dass Sie sich morgen früh als Erstes mit unserem Zeichner zusammensetzen«, sagte Parker. »Woher wussten Sie, dass es der Fahrradkurier war?«
    »Er wollte mir nicht sagen, wer er ist. Aber er sagte, er hätte meinen Vater gekannt, dass er manchmal für ihn gearbeitet hätte, und da war mir klar, dass er es sein musste.«
    »Was hat er gewollt? Warum ist er hierher gekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich wollte es auch gar nicht so genau wissen. Ich war sicher, dass er mich umbringen würde. Ich bin weggerannt, und er lief hinter mir her, und ich war schon fast an der Tür, als er sich auf mich gestürzt hat…«
    In ihren dunklen Augen glitzerten Tränen. Sie ließ sich gegen die Arbeitsplatte sinken und bedeckte ihr Gesicht mit der Hand. Parker betrachtete sie einen Moment, dann verließ er die Küche und ging durch die Diele. Das Badezimmer lag auf der linken Seite. Ein kleiner Raum mit einer Sitzbadewanne, einer Toilette und einem Standwaschbecken. Der Spiegel des Schränkchens über dem Waschbecken war zerbrochen, einige Scherben fehlten.
    Er ging in die Hocke und musterte einen blassroten Fleck auf den alten achteckigen Fliesen. Vermutlich Blut. Ein Teil war in die Fugen zwischen den Fliesen gelaufen und hatte sie dunkel gefärbt.
    Er richtete sich wieder auf und nahm den zerbrochenen Spiegel und die Botschaft, die jemand mit rotem Lippenstift darauf hinterlassen hatte, in Augenschein. ALS NÄCHSTE BIST DU DRAN.
    Was hätte der Fahrradkurier davon, Abby Lowell umzubringen, wenn der Mord an Lenny und der Diebstahl des Geldes aus dem Safe eine Gelegenheitstat gewesen waren? Nichts. Wer immer hinter diesem Mord steckte, hinter dem Einbruch, hatte ein komplizierteres Motiv. Und damit kam Damon nach Parkers Meinung nicht in Frage.
    Abbys Kopf tauchte in dem zerbrochenen Spiegel auf, eine Vielzahl kleiner, bruchstückhafter Bilder, als befände sie sich im Inneren eines riesigen Kaleidoskops.
    »Wonach sucht dieser Kerl?«, fragte Parker und drehte sich zu ihr um.
    »Ich habe keine Ahnung.«
    »In Ihrer Wohnung wird das Unterste zuoberst gekehrt, jemand droht damit, Sie umzubringen, und Sie haben keine Ahnung, warum?«
    »Nein«, sagte sie, wieder auf der Hut. »Falls Lenny in irgendetwas verwickelt war, hat er mir nichts davon erzählt.«
    Parker zog eine Augenbraue in die Höhe. »Wirklich? Finden Sie es nicht auch seltsam, dass Lenny seinen Mörder angerufen hat, kurz bevor er umgebracht wurde? Und dass der Killer, nachdem Ihr Vater tot war, Sie angerufen hat, um es Ihnen zu erzählen? Ich jedenfalls finde das seltsam. Wie kommt Lenny auf die Idee, seinem Mörder einfach so Ihre Handynummer und Ihre Adresse zu geben?«
    Sie war noch nicht bereit zu weinen. Sie war wütend. Ihre braunen Augen wirkten fast schwarz. Es gefiel ihr nicht, dass er nicht so mitfühlend war, wie sie es gern gehabt hätte.
    »Vielleicht hatte er sie aus Lennys Adresskartei.«
    »Aber warum? Warum versetzt er Sie in Angst und Schrecken, wenn Sie ihm das, was er will, nicht geben können?«
    »Ich sollte Sie nicht daran erinnern müssen, Detective, aber ich bin hier das Opfer.«
    »Warum haben Sie mir nichts von dem Bankschließfach Ihres Vaters erzählt?«, fragte er unvermittelt.
    Einen Augenblick lang hielt sie die Luft an. Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber über ihre Lippen kam kein Ton.
    »Finde ich das, wonach der Killer sucht – wonach er im Büro Ihres Vaters gesucht hat, wonach er hier gesucht hat – , in diesem Schließfach, wenn ich es morgen öffnen lasse?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Ich suche immer noch nach Lennys Testament und seiner Lebensversicherung. Ich dachte, sie könnten bei der Bank sein.«
    »Ich werde es Sie wissen lassen«, sagte Parker. »Damit verstoße ich gegen keine Vorschrift. Sobald ich den richterlichen Beschluss in Händen halte, werde ich die Schatzkiste öffnen und nachsehen, was drin ist.«
    Sie erwiderte nichts darauf, aber sie wirkte auch nicht nervös deswegen. Falls sich Lennys Testament in

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