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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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Zugang zum Schließfach ihres Vaters zu verschaffen.«
    »Den sie ihr verwehrt haben, oder?«
    »Sie hat dem Filialleiter ihre traurige Geschichte erzählt, aber Lowell hatte ihr keine Vollmacht für das Schließfach erteilt. Der Filialleiter erklärte ihr, dass sie einen Antrag stellen muss, zusammen mit einer eidesstattlichen Versicherung, und dass sie einen Gerichtsbeschluss braucht. Ms. Lowell war darüber nicht besonders erfreut.«
    »Sind Sie an das Schließfach herangekommen?«, fragte Ruiz.
    »Morgen liegt der richterliche Beschluss auf unserem Tisch«, sagte Parker. Er gähnte und öffnete die Eingangstür. »Ich brauche erst mal einen Kaffee.«
    »Ich habe in Massachusetts angerufen«, sagte Ruiz auf dem Weg in ihr Büro. »Sie haben die Führerscheinnummer überprüft, die wir von Allison Jennings haben. Er wurde auf eine Frau in Boston ausgestellt.«
    »Haben Sie sich die Telefonnummer geben lassen?«
    »Viel mehr als das«, sagte Ruiz stolz. »Ich habe sie angerufen. Sie sagte, sie hätte keine Ahnung, wie ihr Führerschein hierher gekommen ist. Ihr ist vor Jahren mal die Handtasche gestohlen worden, und dabei ist ihr der Führerschein abhanden gekommen. Vielleicht ist das die Erklärung.«
    Sie betraten ihren Raum. Parker hängte seinen Regenmantel auf und begab sich sofort zur Kaffeemaschine. Er goss sich eine Tasse ein und lehnte sich gegen den Schrank. Der Kaffee schmeckte noch grässlicher als am Morgen.
    »Sie waren ja ein richtiger Wirbelwind, während ich unterwegs war«, sagte er. »Ich bin beeindruckt.«
    Sie sah ihn an, als würde sie auf die bissige Pointe warten.
    »Ich sage durchaus hin und wieder etwas Nettes«, erklärte Parker. »Wenn es angebracht ist.«
    Ruiz schien ihm nicht zu glauben, aber sie ließ es auf sich beruhen. Sie lehnte sich gegen ihren Schreibtisch und verschränkte die Arme, wodurch ihr roter Spitzen-BH samt Inhalt stärker ins Blickfeld rückte. »Die Spurensicherung befasst sich gerade mit Damons Bewerbung. Sie haben noch nicht zurückgerufen. Und ich habe eine Liste der Telefongespräche für Speed und für das Opfer besorgt – im Büro und zu Hause.«
    Parker sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Wer sind Sie? Und was haben Sie mit Ms. Ruiz gemacht?
    Sie zeigte ihm den Mittelfinger und fuhr fort: »Die Nummer auf Abby Lowells Handy. Lenny Lowell hat diese Nummer gestern Nachmittag um fünf Uhr zweiundzwanzig von seinem Büro aus angerufen. Das Gespräch dauerte eine Minute und zwölf Sekunden.«
    Parker runzelte die Stirn und dachte darüber nach. Um fünf Uhr zweiundzwanzig hatte Lenny Lowell eine nicht rückverfolgbare Handynummer angerufen. Eine gute Stunde später hatte jemand das Handy mit ebendieser Nummer benutzt, um Abby Lowell anzurufen und ihr mitzuteilen, dass ihr Vater tot war.
    Wie passte das mit dem Fahrradkurier zusammen? Überhaupt nicht. Der Anwalt hatte bei Speed angerufen, um die Sendung abholen zu lassen.
    Selbst wenn das Handy Damon gehörte, ergab es keinen Sinn. Warum hätte Lowell ihn direkt anrufen und danach die Abholung bei Speed in Auftrag geben sollen? Dafür hätte es einfach keinen Grund gegeben.
    Und was dann? Damon kommt, bringt Lowell um, nimmt die Lieferung und das Geld aus dem Safe, stellt auf der Suche nach irgendetwas das Büro auf den Kopf, schlägt auf dem Weg nach draußen die Windschutzscheibe von Lowells Auto ein, und anschließend ruft er eine Frau an, die er nicht kennt, um ihr mitzuteilen, dass ihr Vater tot ist?
    »Für mich ergibt das alles keinen Sinn«, murmelte Parker und ging um die Schreibtische herum, um sich auf seinen Stuhl zu setzen. Er gähnte und rieb sich mit den Händen übers Gesicht. Er brauchte eine Verschnaufpause. Seine Schicht mochte vorbei sein, aber sein Tag war es noch lange nicht.
    Bei den Ermittlungen in einem Mordfall waren die ersten Tage entscheidend. Spuren wurden schnell kalt, Zeugen fingen an, Einzelheiten zu vergessen, Verbrecher verkrochen sich in irgendwelchen Löchern. Ganz abgesehen davon, dass sie sich oft nur drei Tage eingehender mit einem Fall befassen konnten, bevor eine neue Leiche auftauchte, und sie sich dann diesem Fall widmen mussten, weil die ersten Tage entscheidend waren… Und so ging es weiter und immer weiter.
    Zeit war Luxus. Die Polizei von Los Angeles beschäftigte ungefähr neuntausend Leute in einer Stadt mit 3 , 4 Millionen Einwohnern. In New York hatten sie achtunddreißigtausend Leute zur Verfügung.
    »Was?«, fragte Ruiz erstaunt. »Ich finde das alles

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