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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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herein, sie sahen aus wie zwei Schüler, die zum Direktor beordert worden waren. Sie steuerten in die gleiche Richtung, in die Jeff Diane dirigierte – auf den Bezirksstaatsanwalt und den Staatsanwalt, Norman und Phillip Crowne zu.
    Giradello drehte sich um und sah die Detectives mit gerunzelter Stirn an.
    Diane rückte unauffällig ein Stück näher, als Giradello sich bei Phillip Crowne entschuldigte und den Cops zwei Schritte entgegenging. Heimlich Gespräche belauschen war der eigentliche Grund, warum sie zu diesen Veranstaltungen kam.
    Jeff hielt sie einen Moment auf, um sie dem Bezirksstaatsanwalt vorzustellen, dem sie schon fünfzigmal vorgestellt worden war. Sie lächelte, schüttelte dem Mann die Hand und blendete ihn aus, indem ihr Blick rechts an ihm vorbeiglitt.
    Die Unterhaltung war kurz. Giradello bekam einen roten Kopf, Bradley Kyle kehrte die Handflächen nach oben, wie um zu sagen: Was soll ich tun? Sie konnte nur das eine oder andere Wort aufschnappen. Tun, was, kann nicht, wissen. Jemand hätte etwas tun sollen, war dazu jedoch nicht in der Lage gewesen.
    Kyle und sein Partner hatten an dem Mordfall Tricia Crowne gearbeitet. Nicht als leitende Ermittler, sondern als zweites Team. Wenn der Prozess begann, würden sie in den Zeugenstand gerufen werden, um Aussagen zu bestätigen, um Aufzeichnungen und Erinnerungen auszugraben und vorzutragen, jedes noch so dünne Fädchen aufzugreifen, das sich als loses Ende erweisen könnte.
    Rob Coles Anwalt, Martin Gorman, würde alles über sie wissen – was sie während der Arbeit taten, was sie in ihrer Freizeit taten, ob einer von ihnen jemals eine abfällige Bemerkung über Rob Cole gemacht hatte, oder über Schauspieler im Allgemeinen oder über zu gut aussehende Typen, die stets und zu jeder Gelegenheit in alten Bowlinghemden herumliefen. Die Chancen standen gut, dass Gorman auch in diesem Raum seine Spione hatte, die jede Bewegung von Giradello verfolgten, Ausschau hielten nach allem, was ihm einen Ansatzpunkt bieten könnte, irgendeine Schwachstelle, oder was ihn zumindest vor Überraschungen bewahren würde.
    Ein so großer Prozess wie dieser war ein Schachspiel mit unendlich vielen Strategien. Die Figuren wurden aufgestellt. Giradello brachte seine Leute in Stellung. Jemand hätte etwas tun sollen, war dazu jedoch nicht in der Lage gewesen. Sie fragte sich, was dieses Etwas war.
    Steinman sagte etwas. Jeff lachte höflich. Diane lächelte und nickte.
    Ein Wort, ein Fluch, ein Brummen, ein Name, den sie nicht kannte – und einer, den sie kannte.

21
    Ruiz war schon lange gegangen, als Parker aufs Revier zurückkehrte. Im Grunde konnte er es ihr nicht verübeln, auch wenn er es gern getan hätte. Es war wichtig, ein Leben neben der Arbeit zu haben, wenn einen diese Arbeit nicht verrückt machen sollte. Das hatte er selbst auf schmerzvolle Weise erfahren müssen, damals, als er so sehr mit seiner Karriere im Raub- und Morddezernat beschäftigt gewesen war, dass er schließlich nicht wusste, was er tun sollte oder wer er war, als sie plötzlich ein jähes Ende nahm. Er hatte alles für seine Karriere aufgegeben.
    Es wäre schön gewesen, jetzt auch nach Hause zu gehen, sich eine Badewanne einzulassen, eine Jazzplatte aufzulegen, ein Glas Wein einzugießen, eine Wonton-Suppe und mongolisches Rindfleisch aus dem Restaurant um die Ecke kommen zu lassen. Ein Drehbuch wartete auf ihn, und er musste sich noch ein paar Notizen machen. Und danach schlafen, eine verlockende Vorstellung.
    Er hatte ein wunderbares Bett mit Aussicht auf die Lichter von Chinatown, wenn er nicht schlafen wollte oder konnte. Wenn er aus dem Fenster sah, vergaß er alles um sich herum. Ein dreidimensionaler Ausschnitt aus dem Straßengewirr vier Stockwerke unter ihm. Er empfand die Farben als beruhigend, vielleicht war es aber auch das Nebeneinander der bunten Lichter und Straßengeräusche da draußen und der Stille und Dunkelheit, die ihn in seinem Nest, seinem Kokon umgaben.
    Er würde nicht so bald nach Hause gehen. Es gab zu viele Dinge, die er in Erfahrung bringen musste, und das möglichst schnell. Sein Instinkt war geweckt worden und trieb ihn immer weiter vorwärts. Die merkwürdigen Umstände, die den Einbruch in Abby Lowells Wohnung begleiteten – und die Frau selbst – , bereiteten ihm Kopfzerbrechen.
    Diese Frau war ein wandelnder Widerspruch. Liebenswürdig, arrogant, verletzlich, knallhart, Opfer, Verdächtige. Alles passte. Es war einfach lächerlich, dass sie vorgab,

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