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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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in hautenges, schwarzes Leder gehüllt.
    »Wo sind Sie gewesen?«, fuhr Parker sie an. »Gehen Sie einem Nebenjob als Domina nach? Sie haben mich vor einer halben Stunde angerufen.«
    »Sie müssen schon entschuldigen. Ich wohne nicht in einem schicken Loft in Downtown. Ich wohne im Valley.«
    »Warum überrascht mich das nicht?«, murmelte Kelly so laut, dass Parker es hören konnte.
    »Der Verkehr auf der 101 ist einfach ätzend«, fuhr Ruiz fort. »Irgend so einem Idioten ist ein Esstisch von seinem Laster gefallen. Und dann…«
    Parker hob eine Hand. »Es reicht. Jetzt sind Sie ja hier. Sie müssen uns nicht unbedingt mehr als nötig quälen.
    Ruiz, das ist Andi Kelly«, sagte er und deutete mit dem Kopf in Richtung der Reporterin. »Sie schreibt für die Times .«
    Ruiz sah beleidigt aus. »Was macht sie hier?«
    Kelly straffte die Schultern und grinste sie breit an. »Sie wissen schon: Reporterin, Verbrechen, Nachrichten.«
    »Bitte, meine Damen, kein Zickenkrieg am Tatort«, sagte Parker. »Es ist Ihr Fall, Ruiz. Die Entscheidung, was Sie der Presse mitteilen wollen, liegt bei Ihnen. Die Presse kann manchmal auch von Nutzen sein, wenn ich Sie daran erinnern darf. In diesem Fall möchte ich, dass Sie zuerst mit mir sprechen. Dieser Mord könnte in Zusammenhang mit meinem Fall von gestern Abend stehen. Wir sollten an einem Strang ziehen. Wissen Sie, wer das Opfer ist?«
    »Die Disponentin.«
    Der Leichenbeschauer war eingetroffen und ging langsam um Eta Fitzgeralds Leiche herum, als könnte er sich nicht entscheiden, wo er anfangen sollte.
    »Es ist Ihr Tatort«, sagte Parker. »Fangen Sie an. Vermasseln Sie's nicht, und versuchen Sie, nicht mehr als drei oder vier Leute vor den Kopf zu stoßen. Und denken Sie daran, ich beobachte Sie mit Argusaugen. Eine falsche Entscheidung und Sie kontrollieren Parkuhren.«
    Ruiz warf den Kopf zurück und ging weg.
    »Eieiei«, sagte Kelly. »Im Parker Center muss dich einer wirklich hassen.«
    »Schätzchen, jeder im Parker Center hasst mich.« Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und rückte seinen Hut zurecht. »Ich ruf dich an.«
    Er steuerte auf den Tatort zu.
    »Hey, Parker«, rief Kelly ihm nach, bevor er drei Meter weit gekommen war. Er sah sie über die Schulter an. »Wohnst du wirklich in einem schicken Loft in Downtown?«
    »Gute Nacht, Andi«, sagte er und ging weiter.
    Der Leichenbeschauer war gerade dabei, das Opfer seiner letzten Würde zu berauben, indem er Etas Kleidung aufschnitt, um nach Verletzungen, Schwellungen, Abschürfungen und Flecken zu suchen.
    »Wie lange ist sie tot, Stan?«, fragte Parker.
    »Drei oder vier Stunden.«
    Der Mann stöhnte und mühte sich ab, Eta Fitzgeralds Leiche umzudrehen. Mehr als neunzig Kilogramm totes Fleisch. Als sie herumrollte, warf sie ihn um und er landete auf seinem Hintern. Der Schnitt durch ihre Kehle ging fast bis zur Wirbelsäule, und als der Leichenbeschauer sie auf den Rücken wälzte, wäre ihr Kopf beinahe liegen geblieben.
    Ruiz zuckte zusammen und murmelte: » Madre de Dios .«
    Sie wurde aschfahl und trat einen Schritt zurück. Parker legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie zu stützen. »Ihre erste durchgeschnittene Kehle?«
    Ruiz nickte.
    »Wird Ihnen schlecht, Mädchen?«
    Sie nickte erneut und Parker drehte sie herum und schob sie vom unmittelbaren Tatort weg. »Kotzen Sie nicht auf irgendwelche Beweise.«
    Das hier war der Tod in seiner brutalsten Form. Parker kannte jede Menge altgedienter Cops, die beim Anblick einer aufgeschlitzten Kehle oder einer Verstümmelung ihr Mittagessen von sich gaben. Das war nichts, dessen man sich schämen musste. Es war ein grauenhafter Anblick. Parker fragte sich manchmal, was es über ihn aussagte, dass er dagegen abgehärtet war. Vermutlich, dass er seinen eigenen Rat befolgte und es nicht persönlich nahm. Dass er im Lauf der Zeit die unschätzbare Fähigkeit entwickelt hatte, die Leiche des Opfers nicht mit dem lebenden Menschen in Zusammenhang zu bringen.
    Trotzdem nahm ihn das hier stärker mit als gewöhnlich. Vor wenigen Stunden hatte er einen Witz und eine Bosheit nach der anderen aus dem Mund dieser großen, kraftstrotzenden Frau kommen hören. Jetzt war die Stimme verstummt, was blieb, war eine Lektion über die innere Anatomie des menschlichen Halses.
    Die Ränder der klaffenden Wunde hatten sich eingerollt, wie ein zarter Spitzenbesatz, und ließen jede Menge hellgelbes adipöses Gewebe sehen, das Bindegewebe, in dem Fett eingelagert ist. In dem

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