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Tödlich ist die Nacht

Tödlich ist die Nacht

Titel: Tödlich ist die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hoag
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möchten? Kriminalromane schreiben? Sie legen bei der Zeitung nur einen Zwischenstopp ein, bis Sie das große Drehbuch verkaufen können? Es war an diesem Abend nicht viel los, daher haben Sie sich entschlossen, die Sache ein bisschen auszuschmücken?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Weil Sie die Möglichkeit dazu haben.«
    »Sie waren nicht am Tatort?«, fragte Kelly verwundert. »Warum das denn? Das ist Ihr Job – man geht zum Tatort und berichtet über das, was geschehen ist. Was kommt als Nächstes? Schreiben Sie erst dann über eine Story, wenn Sie sie im Fernsehen gesehen haben?«
    Caldrovics sah sie eingeschnappt an. »Ich habe mit einem Cop gesprochen. Wo liegt das Problem?«
    »Das Problem liegt darin«, sagte Parker, »dass Sie nicht mit mir gesprochen haben. Das Problem liegt darin, dass Sie meines Wissens mit niemandem gesprochen haben, der am Tatort war. Das Problem liegt darin, dass Sie eine Information veröffentlicht haben, die mir unbekannt war, und ich möchte wissen, von wem sie stammt. Welcher Cop?«
    Wieder die große innere Debatte. Parker hatte schon lange nicht mehr so dringend den Wunsch verspürt, jemandem eine zu scheuern. »Er ist beim Raub- und Morddezernat. Warum sollte ich nicht glauben, was er mir erzählt?«
    Parker war, als hätte er einen Schlag über den Kopf erhalten. Hinter seinen Augen und in seinem Nacken baute sich ein ungeheurer Druck auf. »Kyle. Dieses Arschloch.«
    »Kyle?«, fragte Caldrovics. »Der Typ mit dem ich gesprochen habe, hieß Davis.«
    »Wer ist Davis?«, fragte Parker. Er drehte sich zu Kelly um, die ständig an irgendwelchen Aufsehen erregenden Fällen dran war und die Leute im Parker Center wahrscheinlich besser kannte als er.
    Kelly zuckte die Achseln. »Ich kenne keinen Davis.«
    Parker sah zu Caldrovics. »Woher kennen Sie ihn?«
    »Bin ihm zufällig über den Weg gelaufen. Ich habe ihn vor ungefähr einer Woche in einer Bar weiter unten an der Straße kennen gelernt. Könnten Sie mir vielleicht die Handschellen abnehmen? Ich spüre meine Hände schon nicht mehr.«
    »Hat er Ihnen seinen Ausweis gezeigt?«, fragte Parker und schloss die Handschellen auf.
    »Ja. Ich habe ihn gefragt, wie es ist, in der ersten Liga zu spielen. Er erzählte mir von ein paar Fällen, an denen er gearbeitet hat.«
    »Haben Sie eine Telefonnummer von ihm?«
    »Ja, aber nicht dabei.«
    Parkers Handy klingelte. Er sah nach, wer der Anrufer war. Ruiz.
    »Ruiz, ich habe es Ihnen doch schon hundertmal gesagt: Nein, ich will nicht mit Ihnen schlafen.«
    Sie lachte nicht, dachte er, weil sie keinen Sinn für Humor hatte. Aber sie reagierte überhaupt nicht, und plötzlich spürte Parker, wie ihm die Kälte den Rücken hochkroch.
    »Ich bin gerade angerufen worden«, sagte sie. »Ich habe Bereitschaft, wie Sie wissen.«
    »Wir treffen uns am Tatort. Wie lautet die Adresse?«
    »Speed Couriers.«

26
    »Gottverdammt«, sagte Parker mit einem tiefen Seufzer und spürte, wie ihn mit dem Atem gleichzeitig Kraft und Energie verließen. »Gottverdammt«, wiederholte er flüsternd.
    Der Scheinwerfer auf Chewalskis Streifenwagen tauchte die Szene in ein hartes weißes Licht, wie die Bühne eines avantgardistischen Performance-Künstlers.
    Eta Fitzgerald lag zusammengesunken auf dem nassen, aufgerissenen Asphalt hinter dem Büro von Speed. Oder besser gesagt, ihr Körper lag da. Es war nichts mehr von der beeindruckenden Persönlichkeit zu spüren, der Parker an diesem Morgen begegnet war. Die Kraft, die sie ausgestrahlt hatte, war verschwunden. Das, was er jetzt vor sich sah, war nur mehr eine leere Hülle. Parker ging neben der Leiche in die Hocke. Ihre Kehle war von einem Ohr zum anderen aufgeschlitzt.
    »Das ist ja 'ne ganze Menge Frau«, sagte Jimmy Chew.
    »Nicht«, sagte Parker leise. »Bitte. Diesmal nicht.«
    »Kennen Sie sie, Kev?«
    »Ja, Jimmy, ich kannte sie.«
    Was jetzt ein Problem darstellte. Eines der ersten Dinge, die er seinen Trainees einbläute, war, dass sie keine gefühlsmäßige Beziehung zu den Opfern haben durften. Sonst verlor man schnell den Verstand. Man konnte nicht jeden Fall persönlich nehmen. Das wäre fatal, selbstzerstörerisch. Und leichter gesagt als getan, wenn man das Opfer vor dem Verbrechen kennen gelernt hatte.
    »Mist, tut mir Leid«, sagte Chew. »Eine Freundin?«
    »Nein«, sagte Parker. »Aber sie hätte es sein können, zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort.«
    »Sie hat keinen Ausweis dabei. Kein Adressbuch. Ich bin sicher, dass ihr

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