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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Reacher.
    Sie gab einzelner rätselhafter Daumenabdruck ein. Klickte Suche an.
    Null Einträge, sechs Hundertstelsekunden.
    »Zeitgleich auf Platz eins«, meinte Froelich. »Jetzt bin ich wieder dran.«
    Sie nahm Neagleys Platz vor der Tastatur ein und überlegte einen Augenblick.
    »Okay, jetzt geht’s los!«, sagte sie dann. »Diese Anfrage bringt mir die Goldmedaille – oder wir sitzen die ganze Nacht hier.«
    Sie tippte ein einzelnes Wort: Daumen . Klickte Suche an. Die Dialogbox verschwand, und nach einer vollen Sekunde erschien ein einzelner Eintrag auf dem Bildschirm. Ein kurzer Absatz mit einem Polizeibericht aus Sacramento in Kalifornien. Vor fünf Wochen hatte ein Arzt in der Notfallambulanz eines städtischen Krankenhauses der Polizei gemeldet, er habe einen Mann versorgt, der sich angeblich bei einem Arbeitsunfall den Daumen abgetrennt hatte. Wegen der Art der Verletzung war der behandelnde Arzt jedoch der Überzeugung gewesen, dass der Daumen amateurhaft amputiert worden sei. Die Cops hatten den Verletzten befragt, und der versicherte ihnen, er habe sich den Daumen tatsächlich bei einem Unfall mit einer Kreissäge abgetrennt. Fall abgeschlossen, Meldung eingereicht.
    »Verrücktes Zeug ist da drin«, sagte Froelich.
    »Kommt, wir gehen essen«, wiederholte Reacher.
    »Vielleicht sollten wir’s mit Vegetarisch versuchen«, schlug Neagley vor.
    Sie fuhren zum Dupont Circle und aßen in einem armenischen Restaurant. Reacher bestellte Lamm, Froelich und Neagley entschieden sich für verschiedene Kichererbsengerichte. Zum Nachtisch gab es Baklawa und jeweils drei kleine Tassen starken türkischen Kaffee. Sie redeten viel, aber ausschließlich über belanglose Dinge. Niemand wollte über Armstrong, Nendick, seine Frau oder Typen sprechen, die imstande waren, einen Menschen fast zu Tode zu erschrecken und dann zwei harmlose Bürger zu erschießen, die zufällig denselben Familiennamen trugen. Froelich wollte vor Reacher nicht über Joe reden, und Neagley vor Froelich nicht über Reacher. Deshalb sprachen sie wie alle anderen Gäste und vermutlich alle anderen Washingtoner über Politik. Aber ein Gespräch über Politik war Ende November praktisch kaum möglich, ohne die neue Regierung zu erwähnen, was erneut zu Armstrong führte. Deshalb kamen sie sicherheitshalber wieder auf persönliche Ansichten und Überzeugungen zu sprechen. Dafür brauchte man Hintergrundinformationen, und so dauerte es nicht lange, bis Froelich Neagley Fragen zu ihrem Leben und ihrer Laufbahn bei der Militärpolizei stellte.
    Reacher blendete sich aus. Er wusste, dass sie keine Fragen nach ihrem Leben beantworten würde. Das tat sie nie. Er kannte sie seit vielen Jahren und hatte nie das Geringste über ihr früheres Leben erfahren. Er vermutete, dass es darin einigen Kummer gegeben hatte. Das kam bei Leuten in der Army ziemlich oft vor. Manche gingen zum Militär, weil sie einen Job brauchten oder einen Beruf lernen wollten; andere wurden Soldat, weil sie mit schweren Waffen schießen und Dinge in die Luft jagen wollten. Manchen Leuten war, wie Reacher, eine Soldatenlaufbahn vorherbestimmt. Aber die meisten gingen zur Army, weil sie Zusammenhalt, Vertrauen, Loyalität und Kameradschaft suchten. Sie wünschten sich Geschwister und Eltern, die sie im Zivilleben nicht hatten.
    Deshalb überging Neagley ihr früheres Leben und schilderte Froelich kurz ihre militärische Laufbahn. Reacher sah sich währenddessen in dem Restaurant um. Es war gut besetzt. Viele Paare und Familien. Einige der Gesichter glaubte er zu kennen. Vielleicht waren es Politiker oder Fernsehjournalisten. Als er sich wieder dem Gespräch zuwendete, erzählte Neagley gerade von ihrer neuen Tätigkeit in Chicago. Das klang ziemlich gut. Ihre Partner waren eine Gruppe von Anwälten, früheren Polizeibeamten und ehemaligen Militärs. Die Firma schien ziemlich groß zu sein. Sie bot ein breites Spektrum von Dienstleistungen an, die von Computersicherheit bis zum Personenschutz für Führungskräfte auf Auslandsreisen reichten. Neagley schien mit ihrem Leben zufrieden zu sein.
    Als sie gerade eine vierte Runde Kaffee bestellen wollten, klingelte Froelichs Handy. Es war kurz nach einundzwanzig Uhr. Im Restaurant war es inzwischen so laut, dass sie das Klingeln zunächst überhörten. Froelich meldete sich. Reacher beobachtete ihren Gesichtsausdruck. Sah Verwunderung und dann leichte Besorgnis.
    »Okay«, sagte sie, klappte das Handy zu und schaute Reacher an. »Stuyvesant

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