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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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möchte, dass du sofort ins Büro kommst, auf der Stelle.«
    »Ich?«, fragte Reacher. »Warum?«
    »Hat er nicht gesagt.«
    Stuyvesant erwartete sie an einem Ende der Empfangstheke unmittelbar hinter dem Haupteingang. Der Officer vom Dienst war am anderen Ende beschäftigt. Alles wirkte völlig normal bis auf das vor Stuyvesant stehende Telefon. Es stand nicht an seinem gewohnten Platz, sondern verkehrt herum, sodass sein Tastenfeld nach außen zeigte und das Kabel nach hinten wegführte. Stuyvesant starrte es an.
    »Wir haben einen Anruf bekommen«, sagte er.
    »Von wem?«, fragte Froelich.
    »Wir haben keinen Namen. Auch keine Nummer. Die Anruferkennung war blockiert. Männerstimme, kein auffälliger Akzent. Er hat die Vermittlung angerufen und den großen Kerl zu sprechen verlangt. Irgendetwas in seinem Tonfall hat die Telefonistin dazu bewogen, ihn ernst zu nehmen. Deshalb hat sie ihn zu mir durchgestellt. Weil sie dachte, der große Kerl sei ich, Sie wissen schon, der Boss. Aber das war ein Irrtum. Der Anrufer wollte nicht mich sprechen, sondern den großen Kerl, den er in letzter Zeit bei uns gesehen hat.«
    »Mich?«, fragte Reacher.
    »Sie sind der einzige große Kerl, der neu bei uns ist.«
    »Was will er?«
    »Das werden wir bald erfahren. Er ruft um halb zehn noch mal an.«
    Reacher sah auf seine Armbanduhr. Es war einundzwanzig Uhr zweiundzwanzig.
    »Einer von ihnen«, sagte Froelich. »Sie haben dich in der Kirche gesehen.«
    »Das vermute ich auch«, pflichtete Stuyvesant ihr bei. »Dies ist unser erster richtiger Kontakt. Wir haben einen Recorder angeschlossen, um einen Stimmabdruck zu bekommen, und eine Fangschaltung eingerichtet. Sie müssen möglichst lange mit ihm reden.«
    Reacher sah zu Neagley. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Schüttelte den Kopf.
    »Die Zeit reicht nicht«, sagte sie.
    Reacher nickte. »Können wir einen Wetterbericht aus Chicago bekommen?«
    »Ich könnte in Andrews anrufen«, sagte Froelich. »Aber wozu?«
    »Tu’s einfach, okay?«
    Sie trat hinter die Empfangstheke, um ein anderes Telefon zu benützen. Die Meteorologen der Luftwaffe brauchten vier Minuten, um ihr mitzuteilen, das Wetter in Chicago sei kalt, aber klar, und es werde voraussichtlich so bleiben. Reacher sah auf seine Armbanduhr. Einundzwanzig Uhr siebenundzwanzig.
    »Okay«, sagte er.
    »Denken Sie daran, so lange wie möglich zu reden«, wiederholte Stuyvesant. »Die Typen können sich Ihre Anwesenheit nicht erklären. Sie wissen nicht, wer Sie sind. Das macht ihnen Sorgen.«
    »Steht die Thanksgiving-Sache auf der Website?«, fragte Reacher.
    »Ja«, antwortete Froelich.
    »Auch der Veranstaltungsort?«
    »Ja.«
    Einundzwanzig Uhr achtundzwanzig.
    »Was steht sonst noch in seinem Terminkalender?«, fragte Reacher.
    »In zehn Tagen nochmals die Wall Street«, erwiderte Froelich. »Das ist alles.«
    »Was ist mit dem kommenden Wochenende?«
    »Er fliegt mit seiner Frau nach North Dakota zurück. Morgen am späten Nachmittag.«
    »Steht das auch auf der Website?«
    Froelich schüttelte den Kopf. »Nein, das ist völlig privat. Wir haben es nirgends bekannt gemacht.«
    Einundzwanzig Uhr neunundzwanzig.
    »Okay«, sagte Reacher wieder.
    Dann klingelte das Telefon – in der Stille sehr laut.
    »Ein bisschen zu früh«, meinte Reacher. »Jemand scheint besorgt zu sein.«
    »Reden Sie möglichst lange«, wiederholte Stuyvesant.
    Reacher nahm den Hörer ab. »Hallo«, meldete er sich.
    »So unverschämtes Glück haben Sie nicht noch mal, Freundchen«, sagte eine Männerstimme.
    Reacher ignorierte sie, horchte angestrengt auf Hintergrundgeräusche.
    »Hey«, sagte die Stimme. »Ich will mit Ihnen reden.«
    »Aber ich nicht mit dir, Arschloch«, erwiderte Reacher und legte auf.
    Stuyvesant und Froelich starrten ihn an.
    »Was zum Teufel haben Sie gemacht?«, fragte Stuyvesant.
    »Mir war nicht nach einem Gespräch zumute«, antwortete Reacher.
    »Ich hab Ihnen gesagt, Sie sollten möglichst lange mit ihm reden.«
    Reacher zuckte mit den Schultern. »Hätten Sie einen anderen Ablauf gewollt, hätten Sie selbst mit ihm reden und so tun sollen, als wären Sie ich; dann hätten Sie nach Herzenslust mit ihm quatschen können.«
    »Das war absichtliche Sabotage.«
    »Nein. Es war ein taktischer Spielzug.«
    »Dies ist kein verdammtes Spiel .«
    »Doch, genau das ist es.«
    »Wir brauchen Informationen.«
    »Seien Sie realistisch«, sagte Reacher. »Informationen hätten Sie ohnehin keine bekommen.«
    Stuyvesant

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