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Tödliche Absicht

Tödliche Absicht

Titel: Tödliche Absicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dieser Gegenden, in denen die Leute praktisch akzentfrei sprechen.«
    Danach herrschte lange Schweigen.
    »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte Stuyvesant dann. »Sie haben wahrscheinlich richtig gehandelt.«
    Reacher schüttelte den Kopf.
    »Machen Sie sich deswegen keine Sorgen«, sagte er. »Das war nur eine Möglichkeit von vielen. Alles spricht dagegen, dass wir sie auf diese Weise gefasst hätten. Meine Entscheidung ist blitzschnell gefallen. Ganz aus dem Bauch heraus. Sie sollten nicht wissen, woran sie bei mir sind. Und ich wollte sie auf mich wütend machen, sie ein wenig von Armstrong ablenken.«
    »Sie wollen, dass diese Leute hinter Ihnen her sind?«
    »Immer noch besser als hinter Armstrong, oder?«
    »Sind Sie übergeschnappt? Er wird vom Secret Service beschützt. Sie nicht.«
    Reacher grinste. »Diese Typen machen mir keine Angst.«
    »Dies ist also doch ein Pisswettbewerb«, sagte Froelich. »Gott, du bist genau wie Joe, weißt du das?«
    »Mit dem Unterschied, dass ich noch lebe«, sagte Reacher.
    Jemand klopfte an die Tür. Der Officer vom Dienst streckte den Kopf herein.
    »Special Agent Bannon ist hier«, meldete er. »Er kommt zur Abendbesprechung.«
    Stuyvesant unterrichtete Bannon in seinem Büro über die eingegangenen Anrufe. Die beiden kamen um zweiundzwanzig Uhr zehn in den Konferenzraum zurück. Bannon sah eher wie ein City-Cop als ein FBI-Agent aus. Tweed aus Donegal, grauer Flanell, feste Schuhe, rotes Gesicht. Wie ein erfahrener alter Kriminalbeamter aus Chicago, Boston oder New York. Er trug einen schmalen Aktenordner unter dem Arm und verbreitete düstere Stimmung.
    »Nendick ist noch immer nicht ansprechbar«, sagte er.
    Niemand äußerte sich dazu.
    »Ihm geht’s weder besser und noch schlechter«, fuhr er fort. »Die Ärzte machen sich weiter Sorgen um ihn.«
    Er setzte sich Neagley gegenüber an den Konferenztisch, schlug seinen Ordner auf und zog ein paar Farbfotos aus einer Klarsichthülle. Verteilte sie wie Spielkarten an die Anwesenden. Jeder bekam zwei.
    »Bruce Armstrong und Brian Armstrong«, erklärte er. »Zuletzt wohnhaft in Minnesota beziehungsweise Colorado.«
    Die Fotos waren große Laserdrucke auf Hochglanzpapier. Keine Faxe. Jemand musste sich die Originale von den Angehörigen ausgeliehen und sie dann eingescannt und per E-Mail verschickt haben. Die Aufnahmen waren im Prinzip einfache Schnappschüsse, die vergrößert und auf Brustbildformat gebracht worden waren – wahrscheinlich von den örtlichen FBI-Labors. Das Ergebnis wirkte künstlich. Zwei kantige offene Gesichter, beide lächelnd. Auf dem unteren Bildrand hatte jemand mit Kugelschreiber ihre Namen vermerkt. Vermutlich Bannon selbst. Bruce Armstrong. Brian Armstrong .
    Die beiden Männer waren sich nicht wirklich ähnlich. Und keiner wies viel Ähnlichkeit mit Brook Armstrong auf. Niemand hätte die drei untereinander verwechselt. Sie waren lediglich drei Amerikaner mit blondem Haar und blauen Augen, um die Mitte vierzig – das war alles.
    »Was halten Sie davon?«, fragte Bannon.
    »Ähnlich genug, um zu beweisen, was demonstriert werden sollte«, antwortete Reacher.
    »Das denken wir auch«, meinte Bannon. »Gemeinsam hinterlassen sie zwei Witwen und fünf Kinder. Amüsant, nicht wahr?«
    Niemand gab Antwort.
    »Haben Sie sonst noch was für uns?«, fragte Stuyvesant.
    »Wir sind fleißig«, sagte Bannon, »und suchen weiter nach dem Daumenabdruck. Wir fragen sämtliche bekannten Datenbanken der Welt ab. Aber wir sind nicht optimistisch. Wir haben die Nachbarn der Nendicks befragt. Die beiden hatten nicht oft Besuch. Ausgegangen sind sie offenbar immer gemeinsam – meist in eine rund zehn Meilen entfernte Bar in Richtung Dulles. Eine Bar, in der vor allem Cops verkehren. Nendick scheint seinen beruflichen Status ein bisschen ausgespielt zu haben. Wir versuchen alle Gäste aufzuspüren, mit denen er mehr als das Übliche geredet hat.«
    »Was war vor zwei Wochen«, fragte Stuyvesant, »als seine Frau entführt wurde? Das kann doch nicht ganz geräuschlos vonstatten gegangen sein.«
    Bannon schüttelte den Kopf. »Tagsüber sind auf den Straßen ziemlich viele Leute unterwegs. Mütter, die Kinder zum Ballettunterricht oder Fußballtraining fahren. Aber wir sind nicht fündig geworden. Kein Mensch kann sich an etwas Ungewöhnliches erinnern. Aber sie kann natürlich auch nachts entführt worden sein.«
    »Nein, ich glaube, dass Nendick sie irgendwo abgeliefert hat«, sagte Reacher. »Sie haben

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